Frauenliteratur – Ausgrenzung, Abwertung, Albernheit

Nicht erst, seit ich #WirlesenFrauen ins Leben gerufen habe und mich immer mehr mit Autorinnen und ihrer Diskriminierung beschäftige, läuft mir der Begriff „Frauenliteratur“ über den Weg. Er ist zu einem Wort geworden, bei dem ich schaudere. Eiskalt läuft es mir über den Rücken, während in meinem Inneren die Wut hochkocht. Frauenliteratur, was meint das? Wie kann es sein, dass wir von Literatur und Frauenliteratur in Abgrenzung zueinander sprechen?

Relevanz von Frauenliteratur?

Ich zitiere sonst nie von Wikipedia, einmal weil es als Quelle einfach unzureichend ist und lediglich die Verweise der Artikel zu qualifizierten Belegen führen können (aber das selten genug schaffen) und zweitens, weil die deutsche Wikipedia noch immer von alten weißen Männern besetzt ist. Ja ich weiß, einige von euch, versuchen das aufzubrechen und arbeiten gefühlt gegen Windmühlen. Immer wieder werden Beiträge zu Listen über Frauen oder historisch relevante weibliche Persönlichkeiten mit „nicht relevant“ aus dem System geschmissen, während jeder Bundeligaspieler seine eigene Seite hat.

Bei der Recherche für diesen Artikel habe ich festgestellt, dass jemand aus meiner Heimatstadt genau für eine Saison in der ersten Bundesliga gespielt hat, es gibt ganze zwei Quellen für den Herren, aber er hat seine Seite. No offense, ich gönn es ihm. Wichtig wäre halt, auch den Tausenden von Frauen, Frauennetzwerken, Frauenunternehmen etc. ebenfalls Aufmerksamkeit zu schenken. I hear you, queer people und BIPoC. Auch da gibt es eine Menge, was an Wikipedia zu kritisieren ist und aufgeholt werden muss.

Definition von Frauenliteratur?

Gerade deswegen ist es aber so interessant, zu sehen, was dort über „Frauenliteratur“ steht. Denn der Begriff ist offensichtlich relevant genug.

Frauenliteratur bezeichnet ein Genre sowohl belletristischer als auch essayistischer Literatur, die im weitesten Sinne als Literatur von Frauen, über Frauen oder für Frauen beschrieben werden kann. Mit Blick auf die äußerst wechselhafte, von verschiedenen literaturwissenschaftlichen und feministischen Paradigmen abhängige Begriffsgeschichte allerdings kann keines dieser Kriterien als vollkommen verbindlich aufgefasst werden. Vor allem vermittelt der zusammengesetzte Begriff aus „Frauen“ und „Literatur“ eine Unterkategorie von Literatur, in der das Gegenüber „Männerliteratur“ bisher nicht vorgesehen ist oder nur am Rande und als kritisch benutzt wird.

Wikipedia – Frauenliteratur

Das Genre Frauenliteratur

Oha. Fangen wir mit dem ersten Satz an, denn der ist mit Abstand der schlimmste. Frauenliteratur ist also ein eigenes Genre. Ihr da draußen, die ihr dachtet, Krimis zu lesen, Thriller, Romance oder Fantasy, die von Frauen geschrieben wurden, euer ganzes Leben war eine Lüge. Ihr habt Frauenliteratur gelesen. Oder war es vielleicht ein Entwicklungsroman über eine Frau? Auch dann wart ihr in einem ganz anderen Genre unterwegs. Selbst wenn ihr nur ein Buch gelesen habt, dessen Zielgruppe Frauen sind, habt ihr vermutlich schon vom bittersüßen Nektar der Frauenliteratur gekostet. Wie es sein kann, dass all diese verschiedenen Genres unter einem einzigen Genrebegriff laufen, sobald ein der Bedingungen Autorin, Protagonistin(nen) oder Leserin(nen) erfüllt ist, erschließt sich mir nicht ganz. Tatsächlich definiert der Gender-Glossar Frauenliteratur als

ein[en] Sammelbegriff, der das gesamte von Frauen verfasste Schrifttum bezeichnet. Im engeren Sinne wird darunter Literatur verstanden, die von Frauen für Frauen geschrieben wurde und ‚weibliche Erfahrung‘ thematisiert.

Gender-Glossar – Frauenliteratur

Hier wird also aus dem „oder“ bei Wikipedia sogar ein „und“. Schon engt sich das Bild ein, denn wenn alle drei Bedingungen erfüllt sein müssen, gibt es weniger Bücher, die als „Frauenliteratur“ gelten können.

Verschiedene Bücher von Autorinnen, die weibliche Perspektiven behandeln
Ist das Literatur oder nicht?

Hallo, Willkür

Aber selbst bei Wikipedia scheint der Groschen gefallen zu sein, dass diese Überlegung eine unzureichende ist. Denn der schwammige nächste Satz von wegen fehlender Verbindlichkeit lässt doch direkt alles in sich zusammenfallen. Sprich, selbst wenn alle drei Konditionen erfüllt sind, kann das Buch noch immer keine Frauenliteratur sein. Na, sowas aber auch. Rieche ich das den faulen Odor der Willkür? Wer entscheidet denn nun, ob ein Roman Frauenliteratur ist, oder nicht. Juli Zeh hat Spieltrieb geschrieben, ich habe es mit Begeisterung gelesen, erzählt wird die Geschichte eines Mädchens. Frauenliteratur? Und was ist mit den romantischen Schnulzen von Nicholas Sparks? Gelten die nicht als frauenliterarisch, obwohl sie von einem Mann geschrieben wurden?

Ihr ahnt es vielleicht, „Frauenliteratur“ wird in erster Linie in der Vermarktung ein Begriff. Aber warum? Machen wir Frauen einen Bogen, um Bücher, die nicht für uns geschrieben wurden? Ich schiele in mein Bücherregal und finde die Scheibenweltromane von Pratchett, Elfriede Jelinek, Christa Wolf, Günter Grass, Rafik Schami und Rupi Kaur. Was darf ich denn davon noch lesen? Spoiler: Alles. Hilft der Begriff stattdessen, Männer davon zu bewahren, aus versehen Bücher zu kaufen, die von Autorinnen über Frauen geschrieben wurden und sich (warum auch immer sich das daraus ergibt) an Frauen richten. Machen wir die Gegenprobe. Wer von euch Kerlen hat denn Jane Austen im Regal? Kerstin Gier? Ildikó von Kürthy? Würde mich mal interessieren.

Frauenliteratur wird zudem als Label für die Vermarktung von Texten, die hauptsächlich von Frauen gelesen werden, verwendet

Gender-Glossar

Die männliche Norm der Literatur

Und alles andere mal dahingestellt, mir ist absolut bewusst, das sowas für Verlage und Autor:innen wichtig ist. Zielgruppenanalyse und Marketing sind absolut notwendig, um effektiv arbeiten zu können und im Kapitalismus den nötigen Umsatz zu machen. Vielleicht aber verbauen sich viele mit dieser Kategorisierung auch den Weg zu Leser:innen. Denn was sagt das Wort „Frauenliteratur“ noch aus? Auch Wikipedia sieht ein, dass die Einteilung von Büchern in Frauenliteratur fragwürdig ist, da nicht von Männerliteratur gesprochen wird.

Allen Lesarten gemeinsam ist, dass die Definition über vergeschlechtlichte Subjekte – Autor_innen, Leser_innen, Protagonist_innen – erfolgt, ganz im Gegensatz zur unmarkierten (‚Männer‘-)Literatur, die in der Tradition männlicher Autorschaft als ‚Norm‘ gilt und daher nicht deklariert wird.

Gender-Glossar

Frauen sind trivial

Aber hallo. Da steht es schwarz auf weiß. Männliche Autorenschaft wird als Norm betrachtet. Literatur muss nicht in Männerliteratur unterteilt werden, da Literatur IMMER Männerliteratur ist, außer natürlich sie ist Frauenliteratur, deswegen braucht es diese Kategorie. Da ist sie wieder, die Wut. Denn damit einher geht nicht nur, dass ich als Frau keine Literatur schaffen kann, sondern auch, dass Bücher um Frauenschicksale irrelevant sind und die Meinung von Leserinnen nicht zählt. Im Begriff „Frauenliteratur“ versteckt sich ein riesiger Stinkefinger, der sich an Autorinnen, Protagonistinnen und Leserinnen wendet. Ihr seid nicht wichtig. Alles, was euch betrifft ist keine „richtige“ Literatur. Frauenliteratur beschäftigt sich nicht mit den elementaren Fragen der Welt, sondern halt nur mit Frauen. Es geht um Liebe und Mütter, um Triviales und Banales. Die großen Stimmen der Zeit verstecken sich dort nicht. Literarische Dichte ist hier nicht zu finden, stattdessen ist alles voller Stereotype und humorvollen Eskapaden.

Und sind sie [die frauenliterarischen Bücher] tatsächlich so trivial und klischeehaft wie ihr Ruf, vielleicht sogar Instrumente des Patriarchats?

Deutschlandfunk

„Frauenliteratur“ als Abwertung

Streicht das „vielleicht“. Wenn Frauenliteratur, wie belegt ist, als Abgrenzung zur Literatur gilt, und eine Ebene damit schafft, die als weniger relevant und literarisch betrachtet wird, ist der Begriff ganz klar eines: eine Abwertung von Frauen, egal ob sie schreiben, lesen oder fiktive Figuren sind. „Frauenliteratur“ finden keinen Eingang in Schulen oder Universitäten, es gibt keine Fachliteratur zu diesen Büchern und das Feuilleton belächelt sie milde. Sie erfährt eine „Gleichsetzung mit ‚Trivialliteratur‘“ (Gender-Glossar). Sind ja nur kleine Frauchen mit Frauchendingen. Ach, leckt mich doch.

Die Diskriminierung der Werke von Autor_innen hatte deren beinahe gänzliches Verschwinden aus der Literaturgeschichtsschreibung bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zur Folge

Gender-Glossar

Wen wundert es da, dass Studierende der Germanistik keine fünf Autorinnen nenne können, die literaturwissenschaftlich relevant sind. Ich habe diese Frage bisher in jedem Einführungskurs Literaturwissenschaften gestellt, den ich gehalten habe. Nie wurden fünf genannt, selbst wenn wir vorab schon drei behandelt hatten. Das ist unfassbar. Lehrkräfte finden kaum qualifiziertes Material zu Autorinnen, besonders nicht für höhere Klassen. Autorinnen wurden mit dem Begriff „Frauenliteratur“, der im 18. Jahrhundert hochpopulär wurde, schlicht in eine Ecke verbannt. Schämt euch, ihr schreibenden Frauen, die ihr Frauenleben als menschliche Entwicklungsgeschichten zeigen wollt. Befasst euch lieber mit dem wirklich wichtigen Kram, mit Männern.

Diskursiv nutzen?

Nochmal als Erinnerung: Mir ist absolut bewusst, dass wir ein ähnliches Problem mit „Queerer Literatur“ und „Schwarzer Literatur“ haben. Der Versuch, diese Bücher sichtbarer zu machen, indem sie mit dem jeweiligen Label versehen werden, grenzt sie auch vom Literaturbegriff allgemein ab, der in diesem Moment nicht nur männlich ist, sondern auch weiß, hetero und cis. Vor allem bei „Queerer Literatur“ sehe ich die Problematik, dass als Standardgenre hier Gay Romance gedacht wird. Darum ist es hier wie bei „Frauenliteratur“ elementar, diese Bezeichnungen eben nicht als Genrebegriffe zu sehen und zu verwenden, sondern diskursiv, also lediglich als Ergänzung im Gespräch um Literatur. Da diese Einordnungen besonders in der deutschen Literaturwissenschaft noch relativ jung sind, kann hier tatsächlich noch eingelenkt werden (I hope so), während „Frauenliteratur“ bereits als Synonym gilt für

„weniger anspruchsvoller Literatur“

Gender-Glossar

Der Makel „Frau“

Für Autorinnen bedeutet das ein stetiger Kampf gegen den Makel „Frau“. Wer wahrgenommen werden will, darf nicht über Frauen oder für Frauen schreiben. Die Abwertung der Geschlechtszugehörigkeit ist enorm und leider nur ein trauriges Beispiel, wie das Patriarchat weibliche Lebenswelten aus dem öffentlichen Bewusstsein ausradiert hat und es noch immer tut. Die Frau ist uninteressant, sie entspricht nicht der „Norm“ und darf deswegen auch nicht als solche präsentiert werden. „Frauenliteratur“ ist eine Fremdzuschreibung in der Geschichte der Literatur, die Ausgrenzung und Abwertung zur Folge hatte.

Wenn wir den Begriff heute benutzen, muss uns diese Erniedrigung bewusst sein. Sie ist längst eingegangen in Verlagsvorschauen und Buchberichte, spiegelt sich in Literaturpreisen wider und in Platzierungen von Büchern in der Buchhandlung. Ihr lest gerne seichte Bücher von Frauen über Frauen? Tut das! Aber nennt es nicht Frauenliteratur, als könnten Frauen nichts anderes schreiben. Nennt es nicht Frauenliteratur, als könnte in diesen Büchern nicht auch ein elementarer Kern verborgen sein, dessen Aussage wichtig ist. Nennt es nicht Frauenliteratur, wenn ihr damit sagt, dass es keine „normale“ Literatur sei. Literatur ist groß und weit und bunt. Sie schließt die Bücher von weißen cis Frauen genauso ein, wie die von queeren Menschen oder BIPoCs. Und vielleicht, vielleicht sogar die von Männern.

Empfohlene Artikel

19 Kommentare

  1. Wow ein richtiger toller Beitrag, der meine Meinung dazu wunderbar in Worte fasst. Ich finde es schön, dass du das Thema noch einmal so ausführlich gebracht hast und musste vor allem beim Absatz über Literatur und Schule nicken, bis auf Juli Zeh kann ich mich auch nicht erinnern da mal ein Werk einer Autorin gelesen zu haben, gleiches gilt natürlich für queere oder schwarze Literatur. Das finde ich schade, denn da wäre es elementär mit solchen Diskriminierungen zu brechen und schon früh für Repräsentation zu sorgen. Dass das in 2020 immer noch nicht passiert, ist einfach schade und traurig :/. Denn am Ende bringt sowas nur Vorteile mit sich.

    Die Abwertung die mit Frauenliteratur einhergeht, nervt mich auch. Vor allem wenn es dann noch Jugendbücher sind, die sich an junge Mädchen richten, ist das ja auch immer ganz schlimm, so als hätten diese Bücher überhaupt keine Daseins-Bereichtigung, dabei sind sie für die Zielgruppe wiederum ernorm wichtig. Immerhin gibt es bewiesene Effekte in Bezug auf Medien und Identitätsbildung.

    Lg Nicole
    #litnetzwerk

    1. Liebe Nicole,

      Stimmt. Und wenn wir uns unsere Identität durch Abwertungen bestimmen müssen merken wir am Ende gar nicht, dass wir uns selbst klein machen (lassen).

      LG
      Eva

  2. Ein klasse Artikel Eva-Maria.
    Ich überlege gerade, ob wir in der Schule überhaupt eine Autorin gelesen haben. Da fällt mir spontan nur Das Tagebuch der Anne Frank ein, das war es dann auch schon.
    Diverse oder schwarze Autor:innen, Fehlanzeige.

    Dank deiner #WirLesenFrauen Challenge habe ich so viele Autorinnen gelesen wie, ich glaube, nie zuvor.

    Liebe Grüße,
    Melanie

    1. Liebe Melanie, das freut mich, denn wer das Problem einmal erkannt hat, wird es nicht mehr vergessen.

      LG
      Eva

  3. Hey Eva =)

    puh. So ein guter Beitrag und so viel berechtigte Wut! Ebenso wie im Geschichtsunterricht Frauen viel zu oft unter den Tisch fallen gelassen wird, arbeitet auch der Literaturbetrieb ausgrenzend gegenüber allem, was nicht männlich, cis und hetero ist. Damit wird Vielfalt eingeengt und die gleichen Vorurteile immer und immer wieder reproduziert. Ein sehr toller und spannender Beitrag, mit das Beste, was ich bei diesem #litnetzwerk gelesen habe =)

    Liebe Grüße,
    Nico

    1. 😍 danke dir, Nico. Ich verstehe auch schon, wie schwierig es ist, gerade in Schule und Uni das Feld zu erweitern, wenn sie Vorraussetzungen und Materialien, etc. keine Möglichkeiten eröffnen. Es ist leider ein furchtbar schleichender Prozess.

  4. Ein toller Beitrag, es ist wirklich schade, dass zuviele Frauen in der Literatur einfach untergehen, bzw. nicht gesehen werden. Das fängt, wie du ja geschrieben hast, bereits in der Schule mit den Schullektüren an. Den Begriff „Frauenliteratur“ finde ich auch ganz schrecklich.

    Liebe Grüsse Vera

  5. Ich weiß, schrecklich, ich lache mehr über deinen Satz als ich sollte: „Ihr da draußen, die ihr dachtet, Krimis zu lesen, Thriller, Romance oder Fantasy, die von Frauen geschrieben wurden, euer ganzes Leben war eine Lüge. Ihr habt Frauenliteratur gelesen.“

    Dieses grausige Wort „Frauenliteratur“, du hast einen wirklich gelungenen, informativen und wie immer tollen Beitrag verfasst! Hätte Nico es nicht schon getweetet und ich retweetet, ich würde deine Worte auch umgehend ins Twitterversum schleudern und verteilen! Und ich kann mich nur Nicos Worten in seinem Kommentar hier anschließen, ganz besonders sein letzter satz <3

    #litnetzwerk-Grüße!

  6. Hi Eva,

    vielen Dank für deinen wunderbaren Beitrag, dem ich in jedem Punkt voll zustimmen kann. In meinem Germanistikstudium habe ich im Kerngebiet der Neueren Deutschen Literatur kaum Frauen gelesen – wobei allein die Bezeichnung als „Neuere“ schon sehr weit gefasst ist. In der Hauptsache haben wir Goethe, Schiller und Co gelesen – von Frauen keine Spur. Mit meinem Schwerpunkt in Kinder- & Jugendliteratur hat sich das dann drastisch verschoben, hier war die Verteilung 50:50.

    Literatur von Frauen, die die Welt bewegt haben, habe ich leider kaum im Regal. Zwar lese ich viel von Frauen, aber hauptsächlich aus dem Kinder- & Jugendbereich. Für 2021 habe ich es mir daher zum Ziel gemacht, mehr Klassiker von Frauen zu lesen und meinen Horizont zu erweitern.

    Liebe Grüße, einen schönen Nikolaus & ein tolles #litnetzwerk
    Nina

    1. Oh, dann halt die Augen offen, es wird auch 2021 #WirlesenFrauen geben 😍

      LG
      Eva

  7. Liebe Vera,
    Wow, was für ein ausführlicher und informativer Artikel zu einem so wichtigen Thema. Ich kann dir in so vielen Punkten nur zustimmen und bin froh, dass es diesen Artikel gibt. Du sprichst so viele wichtige Punkte an, und trotzdem könnte man noch so viel mehr Bereiche benennen. Es ist noch ein langer Weg. Aber es ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt, durch solche Beiträge Aufmerksamkeit auf die Ungerechtigkeit zu bringen. Also danke dafür.
    Liebe Grüße
    Julia

    1. Danke fürs Lesen <3 Ja, es gibt noch viel mehr Bereiche, in denen der weiße cis Mann ohne plausible Begründung an vorderster Stelle steht. Das sind viele Baustellen, aber deswegen lasse ich mich nicht aufhalten 😉

      Lg
      Eva

  8. Großartiger Beitrag!

    Mich macht diese Abwertung so wütend und mich stört auch der männliche Literaturkanon in der Schule. Weiß noch, wie ich mich gefreut habe, dass in der Oberstufe mit der Neuen Sachlichkeit endlich auch mal Frauen thematisiert wurden. Gleichzeitig wurde Irmgard Keun mit der Bezeichnung „Frauenliteratur“ abgewertet, was mich aufgeregt hat. Fühlen sich Männer so angegriffen, wenn eine Frau über eine Frau schreibt und sich das Buch an Frauen richtet? Ist es so schwer zu verstehen, dass man nicht immer über die Probleme von Männern lesen möchte? Dazu gibt es auch eine Abwertung der einzelnen Genre, und da sind es gerade die Genres, die überdurchschnittlich von Frauen geschrieben werden wie Liebesromane und Jugendromanen die belächelt werden. Aber jeder Krimi ist so wahnsinnig intellektuell oder wie? Und wenn Frauen in anderen Genres schreiben, sind sie kaum sichtbar. Während ich Liu Cixin Sci-fi Trilogie ständig im Buchladen sehe, ist mir dort noch die Broken Earth Trilogie von Autorin Nora K. Jemisin aufgefallen, die ebenso dafür den Hugo Award gewonnen hat. So genug zu meinem Rant hier, ich kann es mittlerweile nur einfach nicht mehr hören.
    Liebe Grüße
    Nadine
    #litnetzwerk

    1. Liebe Nadine,

      ich verstehe vollkommen, dass es dich frustriert, wenn immer wieder auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht wird.
      Es ist zermürbend zu sehen, dass sich so wenig ändert und Menschen, die dagegen protestieren so schnell als Randerscheinung verharmlost werden. Bei Nico aus dem Buchwinkel habe ich im #litnetzwerk ein Interview gelesen, bei dem einem Autor:innenpaar gesagt wurde, sie sollten doch einen männlichen Protagonisten nehmen, das würde lieber gelesen. Es sind solche Verfälschungen der Zusammenhänge, die immer wieder dafür sorgen, dass Frauen und andere klein geredet werden. Es nervt entsetzlich, aber ich kann und will da nicht wegschauen.

      Lg
      Eva

  9. Ein wirklich toller Beitrag, liebe Eva. Ich gebe zu, dass selbst ich zuerst gezögert habe ihn zu lesen, zu schnell verbindet man den Begriff „Frauenliteratur“ mit Chick-Lit und selbst wenn auch das Frauenliteratur sein kann und seine Berechtigung hat, erkenne ich doch in mir ein „angelerntes“ Vorurteil, das ich endlich mal wieder vergessen muss.

    Hab‘ einen schönen Tag und liebe Grüße
    Sandra

    1. Liebe Sandra,

      ja, Chick-Lit ist ja auch so ein furchtarger Begriff. Als wären weibliche Entwicklungsgeschichten per se belanglos und oberflächlich. Es ist schlimm, dass weibliches Schreiben so internalisiert abgewertet wird. Natürlich ist es ein Prozess, das zu erkennen, denn wir müssen dabei über den Tellerrand unserer patriarchalen Sozialisierung blicken und das erfordert Mut und auch Überwindung.

      Lg
      Eva

  10. Hallo Eva,

    danke für diesen wichtigen Beitrag.

    Ich muss sagen, dass ich schon etwas erschüttert bin, dass heute immer noch das hier zutreffend sein soll: „Wen wundert es da, dass Studierende der Germanistik keine fünf Autorinnen nenne können, die literaturwissenschaftlich relevant sind. Ich habe diese Frage bisher in jedem Einführungskurs Literaturwissenschaften gestellt, den ich gehalten habe. Nie wurden fünf genannt, selbst wenn wir vorab schon drei behandelt hatten.“ Meintest du einzelne Studierende oder den gesamten Kurs? Ich hoffe doch Ersteres.

    In der Schule hatte ich nur Annette von Droste-Hülshoff. Aber wer sich heutzutage in Germanistik einschreibt, sollte doch vielleicht was von Schriftstellerinnen wie Sylvia Plath, Virginia Woolf oder Zelda Fitzgerald gehört haben, die sind doch grad in der Populärkultur grad sehr beliebt? Okay, sind allerdings keine Deutschen, also Thema von mir wohl verfehlt. Mit „deutscher“ Literatur, insbesondere Prosa, habe ich es nicht so, aber auch da sollten ja bei angehenden Germanist:innen eine andere Einstellung vorherrschen …

    Viele Grüße
    Elena

    1. Nein, es war leider so, dass auch der gesammte Kurs da ins Straucheln kam. Die Einschränkung, dass es keine Kinder-/ Jugendliteratur sein soll und in den Bereich der sogenannten hohen Literatur nimmt einfach viele raus. Eben weil es Begriffe wie „Frauenliteratur“ überhaupt gibt.

      LG Eva

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Consent Management Platform von Real Cookie Banner