7 – Wiebke Tillenburg will mehr

Der #WirlesenFrauen-Neujahrskalender präsentiert euch vom 1.12.2019 bis zum 6.1.2020 63 Autorinnen und ihre Werke. Lernt neue Schriftstellerinnen kennen und findet großartigen Lesestoff! Heute bei mir: die fabelhafte Wiebke Tillenburg, mit der ich bereits für Herzgezeigten zusammen arbeiten durfte. Bei Marlene auf ichleseFrauen findet ihr heute ein Interview mit Sandra Andres. Vorbeischauen lohnt sich.

Hier kommt Wiebke

Autorin Wiebke Tillenburg, mit rot-braunen Haaren bis kurz über die Ohren und einem freundlichen Lächeln, ein Notizbuch vor sich liegend
Wiebke Tillenburg schreibt für Kinder und Erwachsene (Foto: Wiebke Tillenburg)

Schreibtrieb: Liebe Wiebke, willkommen beim #WirlesenFrauen Neujahrskalender. Wie reagierst du, wenn jemand sagt, dein Schreiben sei ja nur „Hobby“?
Wiebke Tillenburg: Ich frage mich, inwiefern das Schreiben durch das Label „Hobby“ an Bedeutung für mich oder andere verlieren sollte. Mich persönlich stört das Wort Hobby nicht. Das „nur“ verletzt. Es verleiht den Eindruck, als müsse eine Tätigkeit erst den Lebensunterhalt finanzieren können oder gar zu finanziellem Wohlstand führen, um ernst genommen zu werden. Ich schreibe und sehe mich damit als vollwertige Autorin. Ich würde mir wünschen, dass diese Wahrnehmung auch bei anderen Menschen vorherrschen würde, ganz unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg einer Tätigkeit. 

Schreibtrieb: Welche Autorin bewunderst du?
Wiebke Tillenburg: Da streiten sich gleich zwei, eigentlich sogar drei Autorinnen in meinem Hinterkopf. Seit meiner Kindheit bewundere ich Cornelia Funke. Das klingt vielleicht ein bisschen abgedroschen, aber ich bin mit ihren Büchern aufgewachsen. Die Tintentrilogie begleitete mich durch meine Jugend und noch heute fiebere ich dem nächsten Band der Reckless-Reihe entgegen.
Auch wenn ich nicht jedes ihrer Bücher bedingungslos feiere und die meisten der angekündigten Bücher mir nur ein müdes Lächeln abringen, so sind es die Erinnerungen, die mich jedes Mal einholen, wenn ich eines ihrer älteren Bücher öffne. Abgesehen davon mag ich ihren Schreibstil und habe immer das Gefühl, nach Hause zu kommen, wenn ich in ein der Geschichten abtauche.
(Die anderen beiden mag hier trotzdem nennen, weil es sonst unfair wäre. Da wäre zum Einen Agatha Christie und zum Anderen Magret Kindermann, die ihre Texte formvollendet und auf den Punkt rohentwirft.)



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Zwischen Schreibtisch und KiTa

Schreibtrieb: Magret lernen wir hier am 22.12 noch besser kennen. Was passiert wenn du beim Schreiben die Zeit vergisst?
Wiebke Tillenburg: Dann habe ich meistens einen Sprint zum Kindergarten vor mir, weil ich entweder meine Kinder dringend abholen muss oder zu spät zur Arbeit komme. Meine Schreibzeiten sind morgens vor der Arbeit, sofern ich nicht für selbige einkaufen muss, oder am Nachmittag zwischen Feierabend und Kita-Schluss. Dabei handelt es sich um Zeitfenster von jeweils ein bis zwei Stunden. Ich habe durch die knappe Zeit gelernt, auf Knopfdruck schreiben zu können. Allerdings stellt sich so auch leicht ein Schreibfluss ein, bei dem ich die Zeit vergesse. Folglich bin ich inzwischen eine recht geübte Kurzstreckenläuferin.

Schreibtrieb: Das kommt mir sehr bekannt vor. So oft bin ich schon innerhalb von zehn Minuten von meiner Geschichte zur KiTa gespurtet. Was inspiriert dich im Winter?
Wiebke Tillenburg: Ich glaube, mich inspiriert im Winter vor allem das Licht. Es ändert sich manchmal innerhalb weniger Augenblicke und die Welt sieht plötzlich ganz anders aus. War sie gerade noch trüb und grau, braucht nur eine Wolke weiterzuziehen und plötzlich ist alles ganz klar und hell. Dieser Kontrast und die dazugehörige Atmosphäre wecken unzählige Ideen in mir, die ich natürlich viel zu selten aufschreibe.

Mehr Vielfalt

Schreibtrieb: Wie wichtig ist dir Vielfalt beim Schreiben?
Wiebke Tillenburg: Vielfalt gewinnt für mich zunehmend an Bedeutung. Ich muss gestehen, dass ich vor etwa zwei Jahren keinen Gedanken daran verschwendet habe. Rückblickend erwische ich mich dabei, dass meine Figuren alle weiß, cis, hetero und ohne Beeinträchtigung sind. Ich arbeite bei jedem Text daran, das zu ändern. Ich muss aus meinem bequemen Schneckenhaus raus und mich mit der Welt und den Menschen darin auseinandersetzen. Und zwar wirklich mit den Menschen, nicht mit der abstrakten Idee, die ich von ihnen habe. Es ist ein Prozess, Vielfalt mit dem nötigen Feingefühl umzusetzen.  Ich lerne dabei unglaublich viel und merke, dass mir die neu gewonnenen Perspektiven nicht nur beim Schreiben, sondern auch in meinem Alltag und im Umgang mit Menschen helfen.

Schreibtrieb: Toll, dass du da auch kritisch auf deine eigenen Texte blicken kannst. Was ist das tollste Kompliment, das du je zu deinen Büchern bekommen hast?
Wiebke Tillenburg: Das schönste Kompliment zu meinem Kinderbuch war, dass eine Vorlesende das Buch nicht mehr sehen kann, weil es von den Kindern ständig eingefordert wird.
Ansonsten kam das allerschönste Kompliment von einer Rezensentin, die schrieb, ich sei kritisch, ohne den Finger zu erheben. Das macht mich stolz. Ich möchte, dass einige meiner Geschichten wehtun, ohne dass die Leser*innen mit der Nase darauf gestoßen werden. Ich möchte eher flüsternd an das Gewissen appellieren.

Der Nachklang

Schreibtrieb: Welche ist deine liebste Figur aus deinen Büchern?
Wiebke Tillenburg: Meine liebste Figur bisher ist Magda, die Protagonistin aus Schwesternband. Ich mochte sie sogar so sehr, dass ich ihr nach Eselmädchen diese eigene Geschichte widmete. Magda ist stark, obwohl sie es längst satt hat, stark zu sein. In „Eselmädchen“ kam mir ihre Stärke zu kurz. Es wird zwar deutlich, dass sie alles für ihren Sohn tut und trotz aller Umstände von ihren Entscheidungen überzeugt ist, aber ich wollte trotzdem, dass die Leser*innen die Chance haben, alles über sie zu erfahren. Beim Schreiben hat Magda mich dann allerdings selbst überrascht.

Schreibtrieb: Was ist dir beim Schreiben das Wichtigste?
Wiebke Tillenburg: Es ist oben bereits angeklungen: Mir ist wichtig, bei den Lesenden einen Nachklang zu erzeugen. Sie sollen meine Bücher nicht zuklappen, zufrieden nicken und das nächste Buch anstreben. Mein Wunsch ist es, dass sie Aspekte oder Momente meiner Geschichten einholen. Beim Zähneputzen, Abwasch oder beim Schlangestehen. Ich möchte unterhalten UND beschäftigen.

Schreibtrieb: Liebe Wiebke, schon sind wir am Ende angelangt und damit bei den Assoziationsfragen. Bist du bereit?

Mit Sahne oder ohne: Mit doppelt Sahne
Tee oder Kaffee: Kaffee
Sofa oder Sessel: Sessel
Märchen oder Thriller: Märchen

Von Eseln und Schwestern

Heute hat Wiebke Tillenburg zwei Exemplare ihres Romans Schwesternband dabei, der an ihr Buch Eselmädchen anknüpft. Bei Kerstin und Janna könnt ihr bereits einen Leseeindruck gewinnen und extra für euch hat Wiebke ein Video gedreht. Verratet mir bis zum 14.12.19, was für euch eine gute Schwester ausmacht und landet im Lostopf. Vergesst nicht, dass es heute auch bei Marlene ein tolles Interview und einen Preis zu entdecken gibt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das Cover zeigt eine Hand, das ein Herbstblatt hält, mit einem antiken Filter vor dem ganzen Cover.
Schwesternband von Wiebke Tillenburg

Klappentext:
Magdas Leben ist geprägt von Schicksalsschlägen. Die früh verstorbene Mutter, der melancholische, kontrollbesessene Vater und die Ausgrenzung in einem tugendgeplagten Dorf.
Als sie endlich bereit ist, alldem zu entfliehen, kommt sie einem Geheimnis auf die Spur. Es liegt in ihrer Kindheit verborgen.
Überschattet wird ihre Erinnerung jedoch von einem Apfel …

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