La Dolce Kita – Jennifer Bentz

Als La Dolce Kita von Jennifer Bentz in meinem Briefkasten landete, war das eine wunderbare Überraschung. Ich hatte vor einiger Zeit Frühstück mit Sophie von der Autorin rezensiert und danach hatte sie mich angeschrieben. Wir tauschten uns etwas über die Materie aus und dann kam lange Zeit nichts. Wieso auch. Als sie mich aber anschrieb, weil ihr neuer Roman herauskam, freute ich mich ungemein und danke an der Stelle noch einmal Jennifer und dem Ullstein Verlag für mein Exemplar. Ein Beispiel, wie Autorenkontakt auch nach einer Rezension noch fruchtbar sein kann. Liebe Autoren: so geht’s 😊

La Dolce Kita spielt im KiTa-Streik. Fridi ist alleinerziehende Mutter und steht im Mittelpunkt. Als die KiTa ausfällt und sie gleichzeitig die Aussicht auf ein wichtiges Projekt auf der Arbeit hat, überredet sie Karrierefrau Lea und Helikoptermama Annette zu einer gemeinsamen Betreuung. So weit, so die Extreme. Es könnte glatt ein klassischer Witz daraus werden, hätte Jennifer Bentz ihren Figuren nicht mehr gegeben, als nur den klischeehaften Anfang.

Drei Mütter, drei Wege

Lea fühlt sich permanent kritisiert und zurückgestuft, weil sie einerseits ihre Zwillinge noch nicht windelfrei hat und andererseits am Fernsehsender, wo sei arbeitet, ein großes Special nicht bekommt – damit sie bei den Kindern sein kann. Auf der anderen Seite ist Annette mit 100 % Kinderbetreuung und 100% Haushalt total ausgelastet. Ihr ältester wird gemobbt, ihrer Tochter fehlt es an einfacher Höflichkeit und ihr Mann schafft es nicht mal eine Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Überall hapert es und bald wird klar, dass Extreme eben keine runde Sache sind.

Dazwischen allerdings steht Fridi, die von der Chefin statt dem großen Projekt eine Lakaienaufgabe und stattdessen einen gutaussehenden neuen Kollegen bekommt, der natürlich direkt die Karrierechance erhält, von der Fridi träumt. Finanziell wie organisatorisch geht sie auf dem Zahnfleisch. Während Annette und Lea gerade zu Anfang ihren Extremen treu bleiben, sucht Fridi verzweifelt nach einer Mitte, die die Welt ihr nicht zugesteht. Hier hat Jennifer Bentz ehrlich den Alltag einer Alleinerziehenden festgehalten.

Klischees oder Realität?

Während die Handlung vor allem dazu da ist, die drei Frauen zusammen zu schweißen, Lea etwas weniger rasend und Annette etwas selbstbewusster zu machen, sind es amüsante Episoden, die mal mehr und mal weniger spannend sind. Die Mischung finde ich sehr treffend. Sie zeichnen den ewigen Kampf einer Mutter in unserer Gesellschaft, die es einfach nur falsch machen kann. Entweder sie verhätschelt die Kinder oder sie ist zu selten zu Hause. Fridi bangt um ihre Existenz, bei der perfekten Hausfrau kommt eszu waschechten Eheproblemen. Lea dafür sieht in ihrer Schwiegermutter, die in die Nähe ziehen will, den größten Gegner.

Ja, auf den ersten Blick eine bunte Mischung aus Klischees, die aber glaubwürdig und fesselnd miteinander verwoben werden. Dahinter nämlich steht die Frage, was Mutterschaft eigentlich bedeutet und wie tief die Freundschaft der drei Frauen geht. Die großen effektiven, emotionalen und greifbaren Anforderungen, die eine Frau teilweise bereits dadurch erhält, weil sie theoretisch in der Lage ist, Kinder zu gebären, werden angesprochen und behandelt. Deutlich wird: Es geht nicht darum, wie Frau alles meistern kann, sondern dass sie das eben nicht alleine kann. Familie ist eine Gemeinschaftssache.

Wieviel Klischee steckt im Alltag? La Dolce Kita zeigt drei unterschiedliche Mütter auf ihrer Suche nach dem eigenen Weg
Viel reingepackt

In vielen Moment greift La Dolce Kita reale Stereotype auf, um sie zu zeigen und mit einem Kommentar einer Figur als idiotisch hinzustellen. Die richtige Aufarbeitung fehlt allerdings. Sei es nur rosa Glitzerkram für Mädchen oder Intoleranz mancher Teile der Gesellschaft in Bezug auf Kinder, nur das Nennen des Problems reicht mir nicht. Vielleicht werden hier zu viele Fässer aufgemacht, weil es auch in der Realität zu viele gibt. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Umgang damit gewünscht.

Etwas zu klischeehaft war für mich allerdings das Ende für Fridi. Während sehr gut klar bleibt, dass die Mutterschaft zur Identität der Frauen gehört und damit stetig in Entwicklung bleibt, gibt es hier ein geradezu klassisches Happy End, das sich auf jeden Fall gut liest, dem sonst so realistischen Ausblick des Romans allerdings mit einem Friede-Freude-Eierkuchen-Ende entgegensteht. Okay, es ist eine Geschichte, sie darf ja gut enden. Für mich wird es hier allerdings etwas zu perfekt.

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