Weimarer Klassik – Die Epoche des Mittelwegs

Raus aus Weimar
verzaubert Goethe: Rom (Foto: designerpoint / pixabay.de)
verzaubert Goethe: Rom (Foto: designerpoint / pixabay.de)

1786 reiste Goethe in einer Nacht und Nebel Aktion zum ersten Mal nach Italien. Diese Flucht vom Fürstenhof wird paradoxer Weise als Beginn der Weimarer Klassik definiert, denn in Italien traf Goethe auf Ruinen und antike Statuen, verliebte sich in die ewige Stadt Rom, wo heute noch die Casa de Goethe ist. So räumlich und persönlich eng gefasst wie die Weimarer Klassik ist wohl keine literarische Strömung. Neben dem Herrn Geheimrat gelten noch Hölderlin, Wieland, Herder und natürlich Friedrich Schiller als Vertreter der Klassik. Mit dessen Tod 1805 wird dann auch oft das Ende der Klassik gleichgesetzt (andere beharren auf Goethes Todesjahr 1832).

Wenn das Goethe-Denkmal durch die Bäume schillert
Balladen (hier von Schiller): Eine Gattung der Klassik (Foto: EME / pixabay.de)
Balladen (hier von Schiller): Eine Gattung der Klassik (Foto: EME / pixabay.de)

Tatsächlich wird die Tendenz durch die „Freundschaft“ der beiden großen deutschen Dichter Goethe und Schiller bestimmt. Der eine aus reichem Haus mit gutem Gehalt, der andere als fahnenflüchtiger Militärsohn, der mit seinen Räubern im Sturm und Drang in Mannheim untergekommen ist. Schiller war Zeit seines Lebens in stetiger Sorge um Geld. So ausgewogen war das Verhältnis der „Freunde“ also durchaus nicht. Doch ihr gegenseitiger Austausch belebte die deutsche Literatur. Ihre Briefe zeigen, wie sehr sich Schiller immer wieder bemühte, aber auch, wie viel beide voneinander lernten.

Die schöne Seele braucht straffe Regeln
Orientierung an der Antike. Hier seht ihr Laookon, dem Goethe ein Gedicht gewidmet hat (Foto: harnvi / pixabay.de)
Orientierung an der Antike. Hier seht ihr Laookon, dem Goethe einen Text gewidmet hat (Foto: harnvi / pixabay.de)

Das große Thema der Klassik war ein goldener Mittelweg, der an kalter Nüchternheit und emotionalem Aufbrausen vorbei führte. Die Erziehung hin zu einer schönen Seele stand im Mittelpunkt. Die Klassiker waren geschockt von der französischen Revolution (1889-1899) und versuchten stattdessen eine kontinuierliche Veränderung hervor zu bringen. Humanität sollte verbreitet werden. Dazu nutzten die Klassiker altbekannte Techniken, das geschlossene Drama etwa und der Orientierung an Antiken Themen.

Rückblick statt Fortschritt
Wichtiger Klassizist: Friedrich Schiller (Foto: falco / pixabay.de)
Wichtiger Klassizist: Friedrich Schiller (Foto: falco / pixabay.de)

So zeigt beispielsweise Schillers Maria Stuart eine starre geschlossene Form. Die drei Einheiten (Ort, Handlung, Zeit) werden eingehalten und die Figuren sind überschaubar. Schiller dichtet den Figuren allerlei an und erfindet Begebenheiten wie Charaktere neu. Der Blick in die Vergangenheit bewahrt den Dichter dabei, sich literarisch mit der französischen Revolution zu befassen. Tatsächlich aber wird Marias geradezu religiöse Überhöhung zum Inbegriff der Läuterung. Und ihre Ermordung am Schluss keineswegs als positive Entwicklung, sondern als unverzeihliche Tat gesehen.

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2 Kommentare

  1. Ich habe das Leben und den Werdegang Goethes im Staatsexamen gehabt und die Erinnerungen, die durch deinen Bericht in mir geweckt werden, versüßen mir heute den Tag 🙂
    Danke für deinen schönen Beitrag.
    Grüße
    Martina

    1. Liebe Martina,

      wie schön, dass der Dichterfürst noch immer seine Bewunderer hat. Kennst du „Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist“? Das ist eine wirklich tolle Biografie, die den Herrn Geheimrat nicht so verklärt, sondern sehr menschlich zeigt.

      LG
      Eva

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