Herbstläuferin von Anne Bax

Kürzlich konnte ich Herbstläuferin von Anne Bax beenden, das im Konkursbuch Verlag erschienen ist. Die Autorin zeichnet hier eine Dystopie mit engen Gesellschaftsregeln, in der eine junge Frau ausbricht und sich verliebt. Die lesbische Liebesgeschichte ist dabei aber nicht so dominant, dass die Kritik an anderer Stelle unsichtbar würde. Danke an den Verlag für mein Rezensionsexemplar. Der Roman zählt für Aufgabe 8 von #WirlesenFrauen 2020.

Die Herbstläuferin zeigt die Silhouetten zweier sich küssenden Frauen.
Herbstläuferin von Anne Bax

Una soll heiraten. Wegen genetischer Kompatibilität wurde ihre Verbindung mit dem Sohn des Leiters ihrer unterirdischen Welt beschlossen. Die Stadt ist durch Schleusen von der Außenwelt, die giftig sein soll, abgeschlossen. Doch auch in Firmament, ihrer Heimat, werden Menschen krank, die Geburtenzahlen gehen zurück, die Ernten bleiben aus. Una folgt einem geheimen Weg nach draußen und trifft dort etwas, das es nicht geben darf. Einen anderen Menschen. Thau, die Herbstläuferin, die aus einem überirdischen Dorf kommt. Ihre Welten kollidieren.

Die Dystopie

Die Autorin hat hier eine Dystopie geschaffen, die noch einen Schritt weiter geht, als viele andere. Machtmissbrauch und Intrigen sind nicht nur Teil, sondern sogar ausschlaggebend für die negativ gezeichnete Regierung. Ein wesentlicher Bestandteil ist auch Misogynie. Ein sehr konservativen Ton, der freie Partnerwahl oder etwas anderes als die binäre Geschlechtervorstellung ablehnt, trifft dabei auf die Normalität, dass Frauen elementare Arbeiten genauso übernehmen, wie Männer.

Die Romanze

Als wiederkehrendes Thema bleibt dabei das Schweigen, was angesichts der homosexuellen Romanze einen repräsentativen Stellenwert erfährt. Fragen zu stellen oder Dinge zu sagen, die nicht regierungskonform sind, ist Una verboten. Nicht nur soziale Ausgrenzung, sondern auch die Androhung von medizinischen Mitteln werfen dabei einen Blick auf die Diskriminierung, die viele LGBTQs noch heute erfahren. Dass solche Elemente immer wieder eingewoben werden, aber eben nicht nur auf Una beschränkt bleiben, verstärkt dabei eben nicht nur den dystopischen Charakter.

Schwächen und Fazit

Vor allem Una, ihre Mutter und Thau werden mit komplexeren Persönlichkeiten ausgestattet. Dass Nebenfiguren oft etwas blasser sind, ist in Ordnung, aber gerade für den Antagonisten hatte ich mir mehr erhofft. Hier liegt eine Schwäche des Buches. Gerade die sorgfältige Verzweigung und der Aufbau des Gegenspielers als „böse“, hätte hier mehr liefern müssen.

Herbstläuferin bleibt eine gelungene Dystopie. Die gleichgeschlechtliche Romanze wird hierbei nicht zum Auslöser des Ausbruchs, sondern in diesen integriert, was ich sehr schön fand. Sie wird dabei nicht zur alleinigen treibenden Kraft, übernimmt aber teilweise die Dynamik der Geschichte, wodurch eine authentische Mischung entsteht.

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