Der Zeitentaucher – Tammy Lincoln

Der Zeitentaucher – mit Schiff, Charme und Kanone von Tammy Lincoln, erschienen bei books2read, hat mich sofort interessiert, als ich es bei Blogg dein Buch entdeckt hatte. Die 396 Seiten sind dabei noch eine Wohltat für mein Einmal durchs Regal Seitenkonto. Die Themenmischung aus Zeitreise und Piratengeschichte fand ich erfrischend und habe mich darum gleich beworben.
Das Buch erzählt, über mehrere personale Erzähler, die Geschichte von Olivia, die von Hawaiianern und Deutschen abstammt und dem Meeresbiologen Robert, der einen verwunschenen Schatz findet und darum vom 21 Jahrhundert in die Zeit der Freibeuter befördert wird. Was schon ein bisschen kitschig anfängt, bleibt auch weiterhin dem romantisch-erotischen Genre treu, von Innovation leider nicht viel beeindruckt. Olivia und Robert verlieben sich und finden über Umwege zueinander. Nicht ganz einfach, denn mit einem Mal scheint jeder Mann an Bord des Piratenschiffs, außer Olivias Vater, der Kapitän, an der jungen Piratenfrau interessiert zu sein. Dass sich die Mannschaft dann auch noch gegen heimtückische chinesische Piraten behaupten muss, tut ihr übriges. Nebenbei kommt Robert natürlich auf eine glorreiche Entdeckung, die er der Welt kundtun will, sobald er sein Jahrhundert wieder sieht. Das ist aber gar nicht so einfach und selbst dann geht es um mehr, als nur darum, die Liebst mit in eine andere Zeit zu nehmen, denn wenn es schon schwer ist, als moderner Mann auf einem Piratenschiff Fuß zu fassen, ist es kaum leichter als Piratentochter eine moderne Wohnung zu beziehen.
Nicht nur der Plot zeigt dabei Klischees, auch die Figuren selbst. Der moderne Mann schafft es erstaunlich schnell, als potenter Pirat durchzugehen, Fitnessstudio sei Dank. Dass seine animalischsten Triebe durch Olivia geweckt werden, tut ihr übriges. Selbst mit dem Degen kann der Gute, dank etwas Training, schnell gut umgehen. Umso unangepasster ist natürlich die selbstbewusste Frau in der modernen Zeit. Lärm und Normen passen ihr nicht, Anpassung ist nicht möglich. Die Herabstufung der Frau zeigt sich außerdem, dass sie in den erotischen Szenen mit Robert stets die Unterwürfige wird. Aber das ist ja nicht erst seit grauen Schatten der Fall, leider. Im tief begehrten Sex wird scheinbar jeder Mann zum Herr und jede Frau zur gehorsamen Gespielin.
Daneben aber ist das Buch wirklich gut geschrieben. Der Stil ist flüssig und die Spannung wird in leichten Wellen doch immer weiter nach oben geschaukelt. Die Sprache der einzelnen Figuren ist dabei toll herausgearbeitet und jeder Leser erkennt an den „Stimmen“, wer gerade spricht. Diese charakteristischen Eigenarten zeigt nicht jeder Roman. Allein der Schluss ist schnell und etwas zu flach, zu perfekt. Der Ball wird hier fallengelassen, wohl wegen der veränderten Zeit, doch gerade hier wäre das Buch noch einmal interessant. Immerhin ist Olivias und Roberts Beziehung hier an einem kritischen Punkt, es könnte tatsächlich mal mehr als Sex und den Gedanken daran geben. Doch der Teil ist nicht ausgebaut, nur angedeutet.
Als Leserin hat mir das Buch durchaus gefallen, auch wenn der Plot einfach war und die starke Piratentochter ausgerechnet in der Liebe schwach wird. Stil und anschauliche Beschreibungen, die historisch gut recherchiert scheinen (ich bin bei weitem kein Experte, fand die gegebenen Informationen aber aussagekräftig und gut gewählt), sind ein Gewinn für den Lesegenuss. Ich hatte mir anderes erhofft und bin beim Lesen dennoch auf meine Kosten gekommen, so dass ich das Buch durchaus für Freunde von historischen Romanen, Liebesgeschichten und der Piratenzeit empfehlen kann.

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