Mutterschutz kann auch heißen, endlich Zeit zu haben, lange überfällige Rezensionen nachzuholen. Während ich also warte und meine Kräfte einteile (Hyperemesis lässt grüßen), bekommt ihr ein paar Leseeindrücke und Buchtipps. Einer davon ist Es ging immer nur um Liebe des britisch-ugandischen Autors Musa Okwonga, das ich über NetGalley als Hörbuch gesprochen von Benito Bause genießen durfte. Danke dafür an NetGalley und Buchfunk.
Fiktion und Wirklichkeit
Der Roman ist autofiktional, also eine Autobiografie mit fiktionalen Teilen. Was davon wirklich passiert ist, was erfunden, welche Träume wirklich geträumt und Gespräche wirklich geführt wurden, bleibt ungewiss. Sicher ist, dass das Buch eindrucksvoll poetisch und nah ist. Musa Okwonga berichtet von seinem Leben in Berlin. Er erzählt von seinen Erfahrungen als Person of Colour, von Liebesbeziehungen, Freundschaften, Familie und Beruf. Basisnote der Komposition aus der Suche nach Heimat und Herkunft, Ankommen und Selbsterkenntnis ist die Liebe in allen Facetten.
Liebe ist mehr
Nein, Es ging immer nur um Liebe, ist kein Liebesroman. Ja, es werden auch romantische Beziehungen, Queerness und Dates angesprochen. Doch weder sind diese Kapitel zentral noch bestimmen sie, was „Liebe“ im Roman ist. Denn es geht auch um die platonische Liebe zu Freund*innen, um die sehnsüchtige Liebe nach einer Heimat, um die hoffnungsvolle Liebe zu einer Stadt und nicht zuletzt um die Erkenntnis der Liebe zu sich selbst.
Nicht nur die Sprache also, auch die Inhalte sind durchaus poetisch, mal philosophisch, mal psychologisch. Eine Mischung, die schief gehen kann, hier aber umso gelungener in den Bann zieht.
Wundervolle Komposition
Es ging immer nur um Liebe vereint kunstvoll die Geschichte Ugandas mit der Geschichte des Protagonisten, erlebten Rassismus und die Angst, sich darin zu verlieren, mit der Hoffnung auf ein Ankommen, auf ein Aufatmen, auf Liebe. Das ganze wird im Hörbuch von Benito Bause, selbst Person of Colour, eindrucksvoll vermittelt, so dass ich wirklich traurig war, als das letzte Wort verklungen war.