Bissl Spätzle, Habibi? – Abla Alaoui und die Liebe

Auf einem Holztisch liegt ein E-Reader, halb auf einer gehäkelten Tischdecke. Rechts oben sind violette Steinchen verstreut

Ich habe mich kürzlich erst wieder an einen Liebesroman gewagt. Für Zwischendurch etwas fürs Herz, dann auch noch das Debüt der deutsch-marokkanischen Schauspielerin Abla Alaoui. Ich hatte Hoffnungen auf etwas Neues. Danke an NetGalley und den Ullstein Verlag für mein Rezensionsexemplar von Bissl Spätzle, Habibi.

Amaya mag ihr Leben als Serienschauspielerin und Single. Ihre Mutter dagegen wartet auf einen „anständigen“ Schwiegersohn und meldet Amaya kurzerhand bei einer Dating-App für Muslime an. So weit, so vorprogrammiert. Als ihre Schauspielkarriere ins Stocken gerät und sie sich in den besten Freund eines ihrer Dates verliebt – einen rothaarigen Schwaben – kann eigentlich nur noch alles schief gehen.

Eine Hand mit einer Tasse Tee neben einem Kissen, auf der ein e-Reader mit einer Hüller, auf der bunte Federn zu sehen sind, liegt.
Ich habe Bissl Spätzle, Habibi als digitales Leseexemplar gelesen.

Geheimnisse

Das tut es auch, und zwar mehrfach. Ich hatte, zugegeben, auf ein bisschen mehr gehofft. Die Geschichte dümpelt lange, zu lange, bei der „Hilfe, meine Eltern dürfen das nicht erfahren“-Situation. In die verfrachtet Amaya sich mehr und mehr selbst, was für komische Szenen, aber auch viel Druck und Konflikten auf allen Seiten besteht. Rückblicke auf Amayas Jugend helfen zwar, ihren Charakter dabei auszuformen und authentisch zu machen, doch die Auflösung fehlt in Bissl Spätzle, Habibi.

Mehr und mehr Geheimnisse entstehen, was Amaya isoliert und zu den Menschen, die sie liebt nur noch mehr Distanz aufbaut. Sie versucht, es allen Recht zu machen und stößt dabei immer wieder alle vor den Kopf. Eine Spirale, die realistisch ist, beim Lesen aber schnell langweilig werden kann.

Rette mich, Habibi

Mich wurmt vor allem, dass Amaya eine selbstständige Person ist. Sie verfolgt ihren Traum als Schauspielerin, sie kämpft für ihre Eigenständigkeit. Doch irgendwo dabei driftet sie ab, bekommt Albträume und verfängt sich in einem Netz aus Lügen, nur um ihren Freund nicht ihren Eltern vorstellen zu müssen. Das gipfelt in einer Tatenlosigkeit, aus der sich Amaya gar nicht mehr selbst befreien kann. Statt einer aktiven und selbstständigen Protagonistin wird sie zu einer, die gerettet werden muss.

Für mich wurde Bissl Spätzle, Habibi leider beim Lesen mehr und mehr frustrierend. Der Konflikt zieht sich zu lange auf gleichem Niveau. Stillstand, statt Entwicklung, und teilweise drei Schritte zurück, statt einer nach vorne. Leichte Unterhaltung für zwischendurch, denn der Stil ist angenehm und der Humor nicht zu drückend, sondern lebensnah. Ich hätte einfach gern etwas mehr gehabt.

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