Busengewunder von Lisa Frühbeis: weißer cis Feminismus

Busengewunder von Lisa Frühbeis im Flatlay

In den letzten Wochen habe ich einige Comics und Graphic Novels gelesen, die von Frauen gezeichnet und verfasst wurden. Zum einen wegen #WirlesenFrauen, aber auch, weil ich immer mehr Geschmack daran finde, authentischere Frauenfiguren zu finden. Es gibt mittlerweile viele Bücher, die Comic und Feminismus verbinden und damit ein breites Publikum erreichen. Meine Kinder haben meinen jüngsten Zugang, Lisa Frühbeis‘ Busengewunder, das frisch bei Carlsen erschienen ist, gleich mehrmals durchgeblättert. Danke an den Verlag für mein Rezensionsexemplar.

Die Zielgruppe will mehr

Frühbeis hat mit Webcomics angefangen und dann beim Berliner Tagesspiegel ihre grafische Kolumne platzieren können, erfahre ich im Vorwort. Gleich bin ich beeindruckt, immerhin ist es ja nicht so, als wären alle Medien wild auf feministische Comics. Und immerhin sind Comiczeichner immer noch erschreckend erfolgreicher ist ihre weiblichen Kolleginnen. Die werden oft erst online groß, wie Sarah Anderson, deren Erwachsen werd ich vielleicht später mir mein Bruder zum Geburtstag geschenkt hat. Das wiederum gibt mir Mut. Die Zielgruppe für intersektionalen Feminismus ist definitiv da, sie ist groß, sie kann Comiczeichnerinnen in die Zeitungen und in Bücher bringen.

Kunst, Humor und Information

Die feministischen Comics von Frühbeis sind allerdings nicht nur amüsant, sondern auch informativ. Gleich auf den ersten Seiten erfahre ich etwas zur Geschichte der BHs, was das Patriarchat damit zu tun hat und wieso BHs nicht für alle ein Werk des Teufels sind. Ich beispielsweise bin regelmäßig froh, dass mir das Stückchen Stoff hilft, meinen Rücken nicht komplett zu ruinieren. In der gleichen Mischung aus Kunst, Humor und Information geht es weiter. Die Comics ließen sich problemlos in so manche Schulpläne integrieren (liebe Lehrer:innen, wollt ihr mal was Neues ausprobieren, greift zu!). Es geht um Pink Tax, Schönheitsideale, Frauenbilder, Menstruation und alles was das Feminist:innenherz begehrt.

Frühbeis zeigt Alltag

Dass es dazwischen Raum für Einschübe aus dem Alltag gibt, etwa wenn Frühbeis eine Figur für eine Fahrradfahrt bei Regen ausstattet, ist nicht nur angenehm, sondern versinnbildlich auch, wie alltäglich Sexismus in unserer Welt ist. Alle Comics behandeln den Alltag, dem Frauen und andere, die dafürgehalten werden, tagtäglich ausgesetzt sind. Die Angst, nachts im Dunkeln heim zu laufen, die permanenten Stimmen von alten weißen cis Männern der Gesichte, dass Frauen minderwertig wären. Es ist soviel richtig an diesen Comics, dass mir erst beim zweiten Lesen auffällt, was fehlt.

Busengewunder von Lisa Frühbeis im Flatlay
Bitte mehr und bitte intersektional!

weißer, cis Feminismus

Frühbeis Figuren sind erschreckend weiß. Nur hie und da gibt es mal Personen, die ich als PoC lese. Auch trans Figuren oder Themen fehlen. Stattdessen ordnet die Autorin in einem Comic Genitalnamen nach Geschlecht, was schlicht transfeindlich ist. Da hätte ich mir von einem feministischen Comic mehr erhofft, noch dazu von einem, das in so vielen Kapiteln absolut on the point misogyne Missstände unserer Gesellschaft aufdeckt wie die mediale Darstellung von Frauen und dem Mutterzwang. Schade, Frau Frühbeis, ich hoffe, in zukünftigen Comics kommt auch das Intersektionale durch.

Mareike hat den gleichen Kritikpunkt wie ich, lest ihre Meinung auf Crow and Kraken

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