Zimt. Herb, etwas bitter, würzig, voll. Und Anis, ganz eigen, fast süßlich, aromatisch. Vanille, der Alleskönner, sinnlich, sanft. Weihnachtsdüfte gibt es wie Sand am Meer. Der Geruch nach frischgebackenen Plätzchen. Die frische Tanne, die im Wohnzimmer noch geschmückt werden will. Das heiße Wachs am Adventskranz, flüssig gehalten von der Hitze der Flamme. Glühwein und heiße Maronen. Der Festtagsbraten, der so richtig fettig brutzelt und einem doch das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Oder gerade deshalb.
Weihnachtsgerüche gehören in die Winterzeit. Beim Duft von Lebkuchen in August und September wehrt mein ganzes Sein noch ab, doch Ende November kann ich dem nicht mehr widerstehen. Zimt, der im Sommer zu schwer erscheint, wird im Winter unersetzlich. Sie machen warm, diese Gerüche, schwer und packen einen ein. Fest sind sie, stehen fast, wir können uns an ihnen festhalten.
Mandarinen mit Nelken, sie füllen das ganze Zimmer. Prickelnd, die Kombination des Spritzigen mit dem Stabilen. Bratapfel mit Honig und Nüssen, was uns sonst viel zu träge scheint, wir leicht im Winter, zur Weihnachtszeit. Wie kurz ist doch die Zeit, in der uns diese Gerüche verführen können. Wie vollmundig wäre der Geschmack, wo die Düfte schon so sinnlich sind. Der Spruch „Wir nehmen nicht zwischen Weihnachten und Sylvester zu, sondern zwischen Sylvester und Weihnachten“ schwingt verlockend im Raum. Zugreifen, genießen.
Was hält uns auf? Wir ergötzen und an den Gerüchen, an dem Genuss wohl, doch dem Vorspiel nur und kommen nicht zur Sache. So schwer sind schon die Düfte, wie schwer ist dann die Mahlzeit selbst. Lebkuchen und Braten, Gebäck und Glühwein. Die Schokolade und Weihnachtsspezialitäten. Werden sie uns runterziehen? Und schwer machen? Dick?
Wäre es nicht schön, wenigstens einmal im Jahr die Sorgen um die Hüften vergessen zu können? Sich von verlockenden Düften leiten zu lassen, von den Gefühlen, die sie in uns wachrütteln, uns hingeben und mit allen Sinnen, ohne Reue, ohne belastenden Gedanken genießen. Und in uns selbst die Düfte, die wir lieben wiederfinden zu können.