Was wird es denn? Ein Kind! – Ravna Marin Siever und geschlechtsoffene Erziehung

Auf einem Holztisch liegt "Was wird es denn? Ein Kind!" von Ravna Maria Siever, aufgeschlagen. Links ist ein runder Greifring zu sehen und rechts eine Tasse mit Tee. Der Untertitel lautet "Wie geschlechtsoffene Erziehung gelingt". Unten auf der Titelei steht das Verlagslogo von Beltz.

„Was wird es denn? Ein Kind!“ – wie oft ich diesen Satz so oder so ähnlich schon gesagt habe bei fünf Schwangerschaften kann ich nicht mehr zählen. Ravna Marin Siever hat letztes Jahr ein Buch mit diesem Titel bei Beltz veröffentlicht. „Wie geschlechtsoffene Erziehung gelingt“ lautet der Untertitel. Danke an den Verlag für mein Rezensionsexemplar. Es ist mir ein treuer Begleiter geworden.

Auf einem Holztisch liegt "Was wird es denn? Ein Kind!" von Ravna Marin Siever, aufgeschlagen. Links ist ein runder Greifring zu sehen und rechts eine Tasse mit Tee. Der Untertitel lautet "Wie geschlechtsoffene Erziehung gelingt". Unten auf der Titelei steht das Verlagslogo von Beltz.
Treuer Begleiter für Eltern und alle, die mit Kindern zu tun haben: Ravna Marin Sievers Was wird es denn? Ein Kind!

Danke!

Danke für dieses Buch! Ohne zu verurteilen oder feste Vorgaben zu machen, fängt Was wird es denn? Ein Kind! bodenständig und nachvollziehbar an. Mit kleinen Erkenntnissen, mit Beispielen, mit Elternsicht und Selbstreflektion. Ravna Marin Siever, selbst nichtbinär, erklärt, dass wir in einer binär und hetero geprägten Welt aufwachsen, die uns alle prägt. Erklärungen zu Neopronomen reihen sich an eigene Geschichten und Erklärungen. Es fehlen weder Belege noch eine nachvollziehbare Argumentationsstruktur. Kurz: Der Aufbau ist stimmig und grandios und so gestaltet, dass nicht nur Menschen, die sich bereits mit geschlechtsoffener Erziehung beschäftigen, abgeholt werden.

Dabei geht es oft um Kleinigkeiten. Wie kann ich beim Vorlesen gender swaping machen und Geschlechter von Figuren einfach mal vertauschen und was merke ich selbst dabei? Warum ist es so wichtig, Kindern die Freiheit zu geben, auch mal ein anderes Pronomen auszuprobieren und was macht das mit ihnen und mit uns? Warum ist es problematisch, andere Menschen anhand ihres Aussehens zu kategorisieren, beispielsweise in binäre Geschlechter? Aber auch: Warum passiert es selbst Menschen, die dafür sensibilisiert sind manchmal? Ravna Marin Siever zeigt wunderbar, dass geschlechtsoffene Erziehung keine einmalige Entscheidung ist – und gleichzeitig keine, die von allen Menschen im Umfeld mitgetroffen werden muss.

Einfach Kind sein lassen

Ich fand viele der Erkenntnisse sehr wichtig für meinen eigenen Umgang mit meiner Queerness, mit geschlechtsoffenem Umgang generell und dem Aufbrechen binärer Denkmuster. Vor allem der Umstand, dass auch meine Kinder in einer binären Welt aufwachsen, selbst wenn ich das schlecht finde, und Dinge mögen, die ich aus unterschiedlichen Gründen nicht gut finde, werden großartig aufgegriffen und dabei generelle Problematiken aber auch Lösungsstrategien gezeigt. Aber Was wird es denn? Ein Kind! ist eben nicht ein reines Sachbuch oder ein reiner Erfahrungsbericht. Ravna Marin Siever verbindet beide Ebenen und geht dabei sehr strukturiert vor. Sachliche Erklärungen, anschauliche Beispiele und Analyseteile reihen sich thematisch passend aneinander.

Dass ich meine Kinder nicht vor der Normativität unserer Gesellschaft schützen kann, heißt nicht, dass ich Ihnen nicht die Grenzen dieser Normativität und alles dahinter zeigen kann. Diese kleine, aber wichtige Erkenntnis war für mich ebenso wichtig, wie der undogmatische Schreibstil, der eine Einladung ist, keine Anleitung. Ravna Marin Silver hat es geschafft, ein Buch zu schreiben, dass viel mehr erreichen kann, als die queere Bubble. Ein Buch, das über „es gibt keine Jungen- und Mädchenfarben“ hinaus geht und zeigt, was geschlechtsoffen alles bedeuten kann. Ein Buch, das mich persönlich sehr hoffnungsvoll stimmt, obwohl es die Problematik, die Queerness mit sich bringt keinesfalls verleugnet.

Gleichzeitig macht das Buch auch klar, dass geschlechtsoffene Erziehung eben keine Erziehung zur Queerness, sondern in erster Linie eine zu Antidiskriminierung und Toleranz ist. Denn wenn mein Kind erfährt, dass die binäre Norm keinesfalls die Regel sein muss, wird es viel offener in vielen Aspekten mit sich, aber eben auch mit anderen umgehen.

Ich wünschte, dieses Buch würden alle Eltern lesen, alle Menschen im Erziehungs- und Bildungssektor. Es erklärt sehr locker, aber auch ausführlich, was es jenseits der starren Binarität gibt.

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