Flügelschläge in der Nacht von Rebecca Wild ist neu bei Impress erschienen und hat eine wirklich interessante Geschichte auf 272 Seiten gefasst.
Von einer Sekunde zur anderen wird aus dem Rotkehlchen eine junge Frau mit Flügeln. Während Robin die Welt nicht mehr versteht, bietet Dorian an, ihr zu helfen, im Schlepptau seine kleine Schwester Emma. Die Aufregung ist groß, denn viele Menschen haben „den Engel“ gesehen und auch die Dämonen, die die Engel längst für ausgerottet halten, sind aufmerksam geworden. Und auch zwei waschechte Engel eilen herbei, als sie das Vogelmädchen entdecken. Robin wird kurz von den Dämonen gefangen genommen, kann aber entkommen, denn sie ist unwissend Teil einer Intrige. Doch dann stellt sich heraus, dass Dorian sich mit den Dämonen verbündet hat, um seine Schwester zu retten, die zu sterben droht. Robin weiß nicht mehr, wem sie vertrauen soll und wer sie eigentlich ist, Mensch oder Vogel.
Mir ist es etwas schwer gefallen, mich mit Robin anzufreunden. Sie wächst erst in ihre Rolle als Identifikationsfigur hinein, während sie immer menschlicher wird. Doch auch die Engel und Dämonen um sie herum zeigen „menschliche“ Seiten, sprich es ist nicht alles Weiß oder Schwarz, es gibt auch Grautöne. Dieses Gleichgewicht, dass nicht nur durch, sondern auch in den Kräften selbst herrscht, fand ich sehr gut und gelungen dargestellt.
Die vielen Handlungsstränge machen es am Anfang etwas schwer, in die Geschichte einzusteigen, verhelfen ihr dann aber zu nötigen Komplexität. Gerade die Nebenhandlung mit dem Engel Liri und dem Dämonenfürst Astra, die eindeutig mehr füreinander empfinden, als sie sollten, hat mir sehr gut gefallen. Die wie aus dem Nichts auftauchende Mutter mit dem magischen Schwert fand ich dagegen fast etwas übertrieben.
Der Stil ist flüssig und gut gesetzt. Es gibt keine Stolperstellen. Manchmal hatte ich lediglich etwas das Gefühl, dass durch die Geschichte gehetzt wird und durchaus mehr zu erzählen wäre, wie beispielsweise Dorians Vorgeschichte oder die um die Beziehung von Emmas Eltern. So bleibt aber auch einiges dem Leser überlassen, was die eigene Vorstellung anregt. So lässt einen die Geschichte nicht so schnell los.
Gerade zur Weihnachtszeit finde ich das Buch gut platziert, da es auch zeigt, wie schnell sich Hoffnung ausbreitet und was sie bewirken kann. Obwohl Robin kein Engel ist, sorgt sie für einen Anstieg der positiven Energie. Schein und Sein liegen hier also doch näher zusammen, als der erste Eindruck vermuten lässt. Die Idee aus einem Vogel einen verhinderten Engel zu machen, finde ich jedenfalls ganz toll und auch wenn mir Manches nicht so gut gefallen hat, wollte ich immer wieder wissen, wie es weitergeht und wie das Ende aussieht. Und darum geht es doch bei einem Buch.