Sulwe – Lupita Nyong’o: von Colorismus und dem Strahlen

Auf einem Holzhintergrund liegt das Buch "Sulwe". Auf dem Cover ist die Illustration eines Schwarzen Mädchens zu sehen, das mit der Hand nach oben greift. Das Buch liegt auf einem halb zusammengefalteten Plakat, das Sulwe zeigt, die auf der Sternschnuppe reitet.

Der Mentor Verlag überzeugt mich in diesem Jahr mit einem vielseitig aufgestellten Programm. Nun ist dort die Übersetzung von Sulwe erschienen, dem Kinderbuch der Oscarpreisträgerin Lupita Nyong’o. Ein Buch, in dessen Cover ich mich verliebt hatte, ehe ich die zauberhafte Geschichte kennenlernte. Die wundervollen Illustrationen stammen von Vashti Harrison. Danke an den Verlag für mein Rezensionsexemplar.

Auf einem Holzhintergrund liegt das Buch "Sulwe". Auf dem Cover ist die Illustration eines Schwarzen Mädchens zu sehen, das mit der Hand nach oben greift. Das Buch liegt auf einem halb zusammengefalteten Plakat, das Sulwe zeigt, die auf der Sternschnuppe reitet. Um das Buch sind Sterne vertreut.
Sulwe von Lupita Nyong’o

Sulwe ist ein junges Mädchen. Sie ist Schwarz, Mitternachtfarben nennt es die deutsche Übersetzung von Maisha Auma. Tatsächlich sind sowohl ihre Eltern als auch ihre Schwester eher braun. Das belastet Sulwe, denn vor allem ihre Schwester, die die Farbe der Mittagssonne hat, wie das Buch es bezeichnet, ist sehr beliebt und wird von allen wegen ihrer Schönheit bewundert. Sulwe dagegen wird gehänselt. Erst die Geschichte der Schwestern Tag und Nacht, die ihr eine Sternschnuppe erzählt, lässt Sulwe ihre eigene Schönheit erkenne.

Sulwe erlebt Colorismus

Colorism bzw. Colorismus nennt sich die Diskriminierung, die nicht nach der Unterscheidung Schwarz und Weiß geht, sondern auch innerhalb BI_PoC Menschen umso mehr diskriminiert je dunkler ihre Haut ist. Für Sulwe, die diese Abstufung in ihrer eigenen Familie und vor allem in Bezug zu ihrer Schwester Hawi erlebt, umso schlimmer. Sie versucht alles, um heller zu werden. Regelrecht herzzerreißend, denn gerade diese Stelle ist durch den Text sehr gut nachzuvollziehen. Das Buch macht aber auch klar, dass niemand vollständig mitfühlen kann, was Schwarze Menschen durchmachen, ohne selbst Schwarz zu sein. Das sagt auch Nacht ihrer Schwester Tag. Diesen Punkt finde ich als Weiße Mutter sehr wichtig, denn so kann ich meinen Kindern gleichzeitig zeigen, was Sulwe hier exemplarisch für andere Schwarze Kinder erlebt, und ihnen dennoch ihre Privilegien bewusst machen.

Was ist Schönheit?

Das Buch behandelt vordergründig Schönheit. Sulwe fühlt sich nicht schön, sie wird als hässlich bezeichnet und gerade zu beginn zeigt sich die Einordnung des Colorismus in hell=schön und dunkel=hässlich sehr stark. Ich hatte dabei zuerst die Befürchtung, dass es bei einem oberflächlichen Schönheitsbegriff bleiben wird. Doch nicht nur die Geschichte von Tag und Nacht, sondern auch das Gespräch zwischen Sulwe und ihrer Mutter spricht von einer Schönheit von innen. Eine Umschreibung, die Kindern sicherlich hilft, Selbstliebe zu verstehen. Das ist der eigentliche Kern des Buches. Sulwe kann sich nicht selbst lieben, weil die Welt ihr suggeriert, sie wäre nicht liebenswert. Erst die Geschichte der Sternschnuppe, in der es gar nicht um Schönheit an und für sich, sondern um die Bedeutung der Nacht auf mehreren Ebenen geht, zeigt Sulwe ihre eigene Stärke und ihr Strahlen.

Sulwe ist ein Buch, das jedem Kind helfen kann, denn viele hadern irgendwann mit dem Konflikt zwischen Selbstsicht und Fremdsicht. Anerkennung von außen setzt viele Kinder unter Druck. Sulwes Geschichte besinnt sich darauf, nach innen zu horchen und sich selbst anders wahrzunehmen. Gleichzeitig ist es ein großartiges Buch um mit Weißen Kindern Problematiken wie Rassismus und Colorismus erzählerisch sichtbar zu machen und darüber zu reden. Noch wichtiger ist für Schwarzen Kindern und BI_PoC die eigenen Erfahrungen und Ängste hier in einem wunderschönen Buch behandelt zu sehen. Darum hoffe und empfehle ich, dass es in vielen Kinderzimmern und KiTas Einzug hält.

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