Auf dem Bücherflohmarkt habe ich wieder eine – für mich – große Entdeckung gemacht. Das glückliche Löwenkind von Louise Fatio und Roger Duvoisin. Das Besondere daran: Schon als kleines Kind habe ich bei meiner Großmutter Die glückliche Löwin gelesen. Ein weiteres Buch aus der „der glückliche Löwe“-Reihe.
In meinem alten Kinderbuch verletzt sich der Löwe und wird zur Genesung aus seinem Gehege im Zoo geholt. Die glückliche Löwin, seine Frau, ist nun allein und gar nicht mehr glücklich, immerhin hat ihr Mann mit seiner wilden Mähne immer alle Blicke auf sich gezogen und nun schaut kaum noch ein Mensch in das Löwengehege. Also versucht sie, sich selbst eine Löwenmähne zu machen. Mit Blumen, mit fremden Haaren, mit Gräsern, sie lässt sich allerlei einfallen, sodass nicht mal der glückliche Löwe sie bei seiner Rückkehr erkennt. Den neu erworbenen Ruhm gibt sie dann gern wieder auf, wenn ihr Mann wieder da ist. Vielleicht nicht so ganz gleichberechtigt, aber irgendwie fand ich, dass die Geschichte auch immer sagt, dass man sich selbst als Löwin eine Löwenmähne zulegen kann, wenn man will.
Das glückliche Löwenkind dagegen erzählt die Geschichte des Kindes der beiden glücklichen Löwen, Fränzchen. Er macht seine Eltern erst einmal noch viel glücklicher, doch bald merken sie, dass mit einem kleinen Kind auch große Sorgen kommen können. Was soll beispielsweise aus dem kleinen Franz werden, wenn er einmal groß ist? Schmuselöwe? Zirkuslöwe? Zoolöwe? Oder kann ein Löwe auch darüber hinaus wachsen?
Fränzchen jedenfalls muss erst mal alle Etappen durchmachen. Ein kleiner Zoolöwe ist er schon zu Beginn, dann wird er Schmuselöwe, bis er zu groß wird. Als Zirkuslöwe stellt er sich viel zu unschuldig an, nicht gefährlich genug, und kommt also wieder in den Zoo zu seinen Eltern. Doch dabei bleibt es nicht. Fränzchen wächst tatsächlich über sich und sein Löwensein heraus. Er wird ein Gärtner im Zoo, pflanz Bäume, jäten Unkraut, sät Blumen. Etwas, womit seine Eltern nie gerechnet hätten. Etwas, was ein Löwe eigentlich nicht werden kann, oder?
Noch viel mehr, als bei Die glücklichen Löwin zeigt sich hier, das Glücklichsein liegt im Selbstsein. Fränzchen darf schließlich sein, wie er will und wie er wirklich ist, und ist gerade deswegen glücklich. Er kann mehr, als ihm zugetraut wurde, er hat seinen Platz in der Welt gefunden, unabhängig von allem, was ihm gesagt wurde. Eine Botschaft, die ich nur zu gerne an mein Kind weitergebe.
Die Bücher aus der Reihe Der glückliche Löwe sind vielleicht etwas „altmodisch“, aber von der Thematik her immer noch aktuell. Immerhin will jedes Kind, wie die glückliche Löwin, gerne feststellen, ob es auch anders sein kann, vielleicht wie jemand, den es kennt, nur um am Schluss zu erkennen, dass es gerne so ist, wie es nun mal ist. Und welches Kind wird nicht gefragt, was es einmal werden will, ohne so recht zu wissen, wo sein Platz ist, denn das wird sich erst noch zeigen.
Ich bin wirklich froh, Das glückliche Löwenkind gefunden zu haben. Und wer weiß, vielleicht finde ich auf dem nächsten Bücherflohmarkt noch ein Buch aus der Reihe. Das würde mich freuen.