The Color of Magic – Terry Pratchett

Im Januar habe ich beim SuB-Abbau den Buchstaben T bekommen und mich für Terry Pratchetts ersten Scheibenweltroman The Color of Magic entschieden, den ich vor Jahren schon auf Deutsch gelesen habe, der aber seit mehr als einem Jahr im englischen Original sein Dasein in meinem Regal gefristet hat. 287 Seiten hat der Band, der das erste Abenteuer von Rincewind und der Scheibenwelt in sich trägt, bei Corgi 1985 zum ersten Mal erschienen (davor 1983 bei Colin Smythe).

Produkt-InformationRincewind ist ein Zauberer. Naja, zumindest so etwa in der Art. Sein Studium an der Unsichtbaren Universität musste er abbrechen, nachdem sich ein uralter Zauberspruch, von dem niemand weiß, wozu er gut ist, in sein Gehirn gefräst hat und er sich seitdem auch keinen anderen Spruch mehr merken kann. Er trifft auf Twoflower, einem Touristen, der mit einer Truhe auf Beinen Ankh-Morpork unsicher machen will. Die Umstände sorgen dann nicht nur dafür, dass Rincewind zu Twoflowers Stadtführer wird, sondern auch, dass die beiden ein riesiges Abenteuer bestehen müssen, dass sie in die entferntesten Gegenden der Scheibenwelt führt, zu Barbaren und Drachen, zu vergessenen Tempeln und mörderischen Zeremonien, bis zum Rand der Scheibenwelt.

Es ist geradezu ungewohnt nach allen Geschichten um die Scheibenwelt jetzt wieder am Anfang zu sein. Alles ist irgendwie anders. Viele Gegebenheiten sind noch nicht ausformuliert, manche Grundregeln gelten noch nicht. Ein bisschen verwirrt es mich. Auch, dass das Buch in vier Teile gegliedert ist, die jedes für sich als eigene Episode in der Reise des Zauberers und des Touristen steht, ist gewöhnungsbedürftig. So liest sich The Color of Magic als Reihe von Kurzgeschichten, weniger als eigentlicher Roman.

Die begeisternden Elemente, die mich bereits vor Jahren zur Pratchett-Leserin werden lesen aber, überzeugen wieder, sind grandios und einfach nur genial. Die Truhe, die auf ihren dutzenden Beinchen ihrem Besitzer überall hin folgt und jedem, der ihr zu nahekommt, mindestens einen Finger abbeißt. Oder all die Gegenstände, die aus unserer Perspektive alltäglich sind, in der Scheibenwelt aber durch Dämonenkraft und Magie betrieben werden und einen ganz neuen Wert erhalten. Wer würde nicht gerne mit seinem Fotoapparat darüber streiten, ob die Pink leer ist, weil man zu viele Exemplare des anderen Geschlechts fotografiert hat.

Genial ist auch die Charakterisierung Rincewinds als Antiheld. Weder will er Twoflowers irgendwann aus reiner Nächstenliebe retten, noch versucht er es. Dennoch landet er immer wieder an dem Punkt, an dem ihn nichts Anderes übrigbleibt. Der Geist, der Böses will, doch Gutes tut. Ein Egoist auf ganzer Linie, der gerade darum zum Helden wird. Grandios.

Dass ausgerechnet dieses Buch das offenste Ende der ganzen Scheibenweltsaga hat (meiner Meinung nach), ist dafür umso mehr bezeichnend für das Epos, der damit begründet wird. Ein Reichtum an Ansätzen und Ideen, eine Fülle, die aus den Seiten geradezu herauszuquellen droht und gerade deswegen manchmal zu viel ist. Kein anderes Buch hätte die Scheibenwelt zu der werden lassen, zu der sie geworden ist, obwohl der rote Faden in den anderen Geschichten klarer, strukturierter und weniger zerstreut ist. Doch gerade dadurch ist The Color of Magic auch das Buch, dass immer wieder die Leser zur Scheibenwelt führt. Zu recht.

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