Tee auf Knopfdruck? Mein Abend mit Temial

Es ist Donnerstag und während ich noch telefoniere, klingelt auf der anderen Seite mein Smartphone. Eine alte Freundin schreibt direkt, ich soll mich unbedingt zurückmelden. Ein paar Minuten später habe ich einen Termin für Freitag zum. Ein Teeworkshop mit Temial, dem Teekocher von Vorwerk. Mir schwant übles. Immerhin, ein alter Thermomix steht in meiner Küche und ich weiß, dass Vorwerk für Qualität steht, aber eben auch für stolze Preise. Schnell mache ich mich schlau und stelle fest: Temial ist ein Teezubereiter, der Wassertemperatur und Ziehzeit akribisch einhält, sogar per App gesteuert werden kann und mit den passenden Tee-Sachets von Vorwerk daherkommt.

Der Temial von Vorwerk

Am Freitag bin ich ziemlich aufgeregt. Nicht nur freue ich mich sehr, meine Freundin wieder zu sehen. Sie war meine Trauzeugin und wir haben uns trotzdem seit Jahren nicht sehen können – sie kann mich nicht besuchen, weil sie eine schreckliche Katzenhaarallergie hat und ich war mit Stillzeiten nicht ganz so flexibel für ein Wochenende in Düsseldorf. Dass wir uns jetzt in Mannheim treffen könne, wo wir zusammen studiert haben, ist ideal. Außerdem bin ich passionierte Teetrinkerin. Früchtetees sind eher nicht so meins, aber ein guter Kräuter- oder Gewürztee und erst recht ein feiner Grüntee und ein anregender schwarzer Tee freuen mich immer.

Mochi und Tee

Es ist eine Presseveranstaltung, zu der ich eingeladen wurde. Es gibt Mochi (warum hat mir niemand gesagt, wie lecker die sind!) und natürlich Tee. Jede Menge Tee. Wir schauen dem Temial zu, wie er Wasser in der jeweils perfekten Temperatur auf die Blätter gießt. Das Sieb ist magnetisch befestigt und wird mehrmals auf und ab geschoben. Es wirbelt, es setzt sich. Kein einziges Körnchen verirrt sich in den fertigen Tee. Nach der idealen Ziehzeit werden die Teeblätter mit dem Sieb hochgezogen, ein Ton erklingt. Erst nach einem weitern Drücken auf die Taste fließt der Tee in die gläserne Kanne. [Der Workshop wird am 13.03, 20.03 und 27.03 auch kostenlos angeboten. Anmeldungen werden unter mannheim.temial@vorwerk.de entgegengenommen.]

Teeblätter nach dem Teekochen
Teeblätter erleben

Es ist eine Freude zuzuschauen. Das Wasser färbt sich immer wieder. Mal goldgelb, mal in ein leichtes Grün, auch ein helles Braun bringen wir an dem Abend zustande. Ich trinke mich durch Grüntee mit Zitrone Minze, herrlichen Oolong, Rooibos und weißen Tee mit Rose und Lemongras. Die Tee Workshops werden auch offen angeboten, kostenlos für alle, die einmal richtig guten Tee trinken wollen. Denn – zugegeben – was aus dem Temial kommt ist richtig guter Tee. Die passenden Sachets mit Bio-Tee dann im Vergleich auch gar nicht mal so sehr teuer. Dass immer nur eine Füllung drinnen ist (die teilweise aber bis zu viermal in der 500 ml Kanne aufgebrüht werden kann) beschäftigt mich aber.

Für und wider

Natürlich ist es toll, nur den QR-Code an die Maschine halten zu müssen und der Tee wird perfekt zubereitet, aber wenn ich wirklich täglich Tee trinke lohnt es sich, für meine Lieblingsmischung die ideale Einstellung herauszufinden. Das ist zum Glück problemlos möglich. Die Päckchen mit QR Code sind nur ein Angebot, doch jede Einstellung lässt sich individuell anpassen. Auch 500 ml klingt in meinen Ohren im ersten Moment wenig. Dann denke ich daran, wie viele Teetrinker:innen es bei mir zu Hause gibt, die auch den gleichen Tee wollen. Meine Kinder bekommen Früchtetee, der Mann trinkt selten mal einen schwarzen Tee mit. Auch unser Besuch ist teelich weniger gut eingestellt. Meine Mutter trinkt vielleicht mal ein Tässchen mit. 500 ml sind so gesehen schon fast wieder ideal.

Ich muss auch keine Kanne füllen, sondern kann den fertigen Tee tassenweise aus der Maschine laufen lassen. Nur warmhalten kann sie ihn nicht, was bei vielen Teesorten auch nicht zu raten ist. Auch da kommen mir die 500 ml entgegen. Denn die sind schnell getrunken und neuer Tee lässt sich einfach kochen. Auch die Reinigung überrascht. Durch den Magnet lässt sich das Sieb problemlos rausheben, entleeren und abspülen. Alles ist spülmaschinenfest. Ich trinke meinen Tee und merke, wie mir das Gerät regelrecht sympathisch wird.

Für mich ideal

Mein größtes Problem ist es, dass ich zwar Wasser aufsetzte, aber gar nicht erst zum Teekochen komme, weil es klingelt, oder ein Kind etwas will, oder ich „setzte mich nur kurz an den Schreibtisch“ oder oder oder. Mein zweitgrößtes, dass ich die richtige Ziehzeit aus den gleichen Gründen verbummele. Dass Temial für Menschen, die sich die ideale Teezeremonie bereits angeeignet und in ihrem Alltag integriert haben, nichts ist, ist mir sofort klar. Dann wird das Übergießen der Teeblätter zum meditativen Akt. Für mich aber wäre das Gerät einfach großartig. Thomas Langnickel-Stiegler, der Temial Teeexperte, der beim Workshop dabei ist, sagt selbst, dass das Gerät für passionierte Teetrinker gar nicht so geeignet ist. Eben weil die ihre Abläufe haben und ihren Rhythmus. Aber für Menschen wie mich, die zwar leidenschaftlich gerne Tee trinken, aber eben nicht auf die Ruhe einen Wochenendes warten wollen, sondern im Alltag gerne auf den Knopfdruck zurückgreifen, ist der Teezubereiter ebenso genial, wie für solche, die gerne Tee trinken, sich mit den Zubereitungsvarianten aber nicht auseinandergesetzt haben – oder auseinander setzen wollen.

Diese wunderbare Bitterkeit von Christhopf Peters neben Sachets von Temial
Diese wunderbare Bitterkeit verrät, dass Teekochen nicht gleich Teekochen ist

stolzer Preis

Meine Freundin ist Kaffeetrinkern und mag die Maschine für Gäste. Wie oft war ich schon irgendwo eingeladen und hatte beim Tee die Wahl zwischen verstaubtem Pfefferminz oder Kamille oder einem Hagebuttenlastigem Früchtetee? Selbst in Restaurants bekomme ich billige Teebeutel lieblos mit heißem Wasser übergossen und zahle dafür einen Preis, der schlicht unverschämt ist. Ja, Temial könnte ganz einfach etwas Genuss in viele Tees bringen. Und die Zubereitung, die an die chinesische Teezeremonie angelehnt ist, kann durchaus eine meditative Freude fürs Auge und die Seele sein.

Der Preis allerdings ist ein stolzer. 599€ kostet das Starterset mit einer Kanne. Echte Teefreunde brauchen mit Sicherheit zwei oder drei (einer für grünen, einer für schwarzen, einer für Kräuter und Früchte). Ein guter Wasserkocher von WMF kostet um die 100€, es gibt da auch günstigere oder teurere Varianten. Passenderweise habe ich mir zum Tee-Abend Diese wunderbare Bitterkeit – Leben mit Tee von Christoph Peters mitgebracht. Ich atme durch und bringe das Gelesene mit meinem Alltag in Einklang. Ein Kaffeevollautomat kostet auch gerne bis zu 1000€. Ja, der kann mahlen und Milch aufschäumen, wer meinen Tee aber mahlen will, bekommt Ärger. Und dass man mit einem Kaffeevollautomaten ja auch Wasser für Tee abzapfen kann, wie mein Mann gerne behauptet, kann auch nur jemand sagen, der keine Ahnung von Tee hat.

Leben mit Tee

Der Startknopf des Temial
Ein kleiner Luxus im Alltag: Temial

Jeder Tee braucht seine eigene Wassertemperatur irgendwo zwischen 70 und 100°C. Zumal Wasser aus dem Kaffeevollautomaten schnell nach Kaffee schmeckt. Ich hantiere noch mit dem Thermometer, wenn ich guten Tee koche. Es gibt Teesorten, die erst mit wenig Wasser aufgeweckt werden müssen. Auch die Ziehzeit variiert stark. Von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten ist da alles dabei. Auch die Verwirbelung mittels des Magneten am Sieb ist unterschiedlich. All das kann individuell eingestellt werden. Dass ein weiterer Knopfdruck benötigt wird, um den Tee rauszulassen, ist ein Schutzmechanismus, um zu verhindern, dass der kostbare Tee ohne Kanne unter dem Gerät herausläuft. Kurz: Es ist nicht nur einfach ein sehr teurer Wasserkocher, sondern ein fein abgestimmtes Gerät. Natürlich kommt die Elektronik, die App und der Scanner für die QR Codes mit hinzu. Und ja, es ist immer noch ein Vorwerk-Gerät.

In Diese wundervolle Bitterkeit erzählt Christoph Peters von all den dutzend Teekannen und Kannen zum Wasserkochen, die er erworben hat, um auf unterschiedlichste Weise perfekten Tee zu kochen. Von Liebhaberstücken und Bechern, von Teesorten, bei denen ein Gramm weit mehr als einen Euro kostet. Jeder Tee hat seine eigene Kanne, seine eigene Zubereitung. Für Christoph Peters wäre der Temial ein Affront, denn er will dem Tee auf die schliche kommen, ihn ganz und gar erfahren. Ich tauche gern in die Materie ein und staune. Vielleicht werde ich auch im Alter exzentrischer und hole mir für jeden Tee eine Kanne. Jetzt will ich aber nur beim Arbeiten und während die Kinder das Haus ins Chaos stürzen eine gute Tasse Tee dabei trinken. Und da klingen die Möglichkeiten von Temial und der Preis schon fast wieder ausgeglichen. Knapp 600 € zahle ich aber auch nicht so leicht, also hantiere ich erst mal weiterhin mit dem Thermometer.

Empfohlene Artikel

4 Kommentare

  1. Hallo liebe Eva-Maria,

    ja was es nicht alles gibt auf der Welt.

    Mir hat Deine sehr persönliche Einführung in die Teewelt von Vorwerk sehr gut gefallen.

    Danke dafür….LG..Karin..

  2. Danke für Deinen Einblick ins Thema Temial. Bei aller (Tee-)Liebe, 599 Euro für einen Teebereiter, nichts für mich.
    Tee zubereiten sind meine kleinen Auszeitinseln im Alltag.

    1. Dann solltest du sie auch unbedingt behalten. Ich bin momentan froh, wenn ich es schaffe, Tee zu kochen und dann auch noch heiß zu trinken 😅

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Consent Management Platform von Real Cookie Banner