Nachdem der erste Band, Splitterglanz, eine grandiose Spannung aufgebaut hatte, habe ich Himmelsschwarz, den zweiten Band der Seelenlos-Reihe von Juliane Maibach, gleich hinterher geschoben. 272 Seiten hat der Roman, der bereits 2016 erschienen ist.
Nach dem Ende des ersten Bandes Tares von seinem alten Freund Malek entführt wurde, setzt Gwen alles daran, ihn zu finden. Doch als sie ihm gegenüber steht, muss sie feststellen, dass er seine Erinnerungen verloren hat. Er ist wieder der grausame Nephim, vor dem die Welt gezittert hat. Um sich ihm entgegenzustellen und doch noch retten zu können, muss sie sich bei den Verisells ausbilden lassen. Dort wird sie als Enkelin des Göttlichen wohlwollend und gleichzeitig misstrauisch aufgenommen. Ihre Ausbilderin Kalis versteht nicht, wieso Gwen nicht bereit ist, die Dämonen zu töten und auch der einzige Freund, den sie bei en Verisells gewinnt, hat ein Geheimnis vor ihr. Als Gwen den Himmelsschwarz auf die Spur kommt, heißt es schnell handeln. Denn die Verisells sind Malek und Tares bereits auf der Spur.
Schwacher Bogen
Die Spannung, mit der Splitterglanz geendet hat, sorgt in Himmelsschwarz für den Antrieb. Etwas verloren dümpelt Gwen in ihrer Ausbildung hin und her. Sie kann weder die körperlichen Leistungen zeigen, die ihre Ausbilderin Kalis erwartet, noch ist sie bereit, wehrlose Kreaturen zu töten, um ihre Macht zu demonstrieren. Dieser Bedachtheit begegnen die Verisells mit Argwohn und der Geschichte fehlt der richtige Anreiz. Der Spannungsbogen wird dagegen mit dem Blick auf Asrell und Niris hergestellt, die weiterhin die Splitter suchen.
Auch das genügt aber nicht, um die richtige Struktur für den zweiten Band entstehen zu lassen. Das Himmelsschwarz, dessen Bedeutung Gwen nach und nach auf die Schliche kommt, soll wohl für Abhilfe schaffen. Am Ende aber stehen die Stränge nebeneinander und der Zusammenhalt wird am Ende geradezu bombastisch versucht wiederherzustellen. Aus meiner Sicht ist der Band eindeutig der schwächste der Reihe.
Gwens Gefühle für Tares, die sich im ersten Band so wunderbar aufgebaut haben, werden nun als Grund für ihren Verbleib in der magischen Welt gesehen. Aus meiner Sicht ist das nur ungenügend, denn gerade die bedachte Gwen, deren Leben auch in der menschlichen Welt seinen Lauf nimmt, hätte auch genug Gründe, der Erinnerung an Tares den Rücken zu zukehren. Kurz: Hier hapert es etwas.
Starke Seiten
Gleichzeitig ist aber zu erkennen, wie die verschiedenen Stränge sich weiter entwickeln und die Geschichte selbst mehr Tiefe erfährt. Zum einen wird die Beziehung zwischen Tares und Gwen auf eine eindrucksvolle Art vertieft, ohne dass Kitsch aufkommt, zum anderen erfährt der Leser notwendige Fakten über die magische Welt und ihre Ordnung. Hier steht Gwen als Unabhängige und Außenstehende wieder auf einem Sonderposten und ermöglicht einen interessanten Blickwinkel.
Gut gemacht ist auch hier, dass das Ende im Grunde ein rundes ist. Gleichzeitig aber werden so viele Stränge weitergeführt und neu aufgenommen, dass die Fortsetzung offensichtlich bleibt. Diese Art des Anreizes mag ich sehr, denn er erzeugt keine Spannung, die in der Luft hängen bleibt, sondern immer wieder neuen Antrieb.