Nachdem der erste Teil der MondSilberLicht-Tilogie von Marah Woolf erst gegen Ende hin überzeugen konnte, wollte ich der Geschichte um Emma und Calum noch eine Chance geben und habe mich den 288 Seiten des zweiten Bandes MondSilberZauber gewidmet.
Emma wird zu ihrem Schutz nach Avallach gebracht, während Calum von Elin gefangen gehalten wird. Sie lernt auf dem Internat der Fabelwesen ihr Shellycoat-Erbe kennen und zu nutzen, freundet sich mit ihrer Halbschwester Amia und der Elfin Raven an. Doch gleichzeitig will sie nur eines: Calum befreien. Mithilfe ihrer neuen Freunde setzt sie den Plan in die Tat um, doch Calum ist nicht mehr, wie vorher und scheint sie nicht mehr zu lieben. Stattdessen will er nun seine vorbestimmte Braut, Amia, heiraten, die aber einen anderen liebt.
Der zweite Band beginnt wesentlich flüssiger als der erste. Die stockende Vorgeschichte ist erzählt und Emmas Angst um Calum wird zunächst zur treibenden Kraft. Die neue Welt auf dem Internat ist dabei zugleich informativ wie spannend, so dass auch Passagen, die weniger zum Verlauf der Geschichte beitragen, ihren Reiz für den Leser haben. Marah Woolf dring so tiefer in ihre magische Welt vor.
Was mich stört, ist vor allem Emmas Motivation. Während ihre Freunde den Krieg verhindert und Elin aufhalten wollen, ist ihr diese durchaus wichtige Eben ziemlich egal, ihr geht es nur um Calum. Als er sie dann versucht, von sich fernzuhalten, wie er es schon zu Beginn ihrer Zeit in Schottlang (im ersten Band) gemacht hat, schafft sie es nicht die Verbindung zu ziehen, sondern reagiert frustriert, ohne zu reflektieren und rein impulsiv. Sie ist allzu schnell bereit, Calum hinter sich zu lassen, ohne wirklich mit ihm geredet zu haben.
Als die Hochzeit ausfällt und Amia ihren Geliebten heiraten darf, setzt Emma ebenfalls keinen Hebel in Bewegung, Calum wieder für sich zu gewinnen, was angesichts ihrer großen Liebe doch sehr passiv und auch etwas unglaubwürdig ist. Wieder muss er den ersten Schritt machen und sich ihr nun endgültig offenbaren.
Emma wirkt dadurch hier wesentlich unreifer und naiver als noch im ersten Band. Calums Intentionen dagegen bleiben lange im Dunkeln, da die Ich-Erzählerin ja keinerlei Anstalten macht, zu versuchen, ihn zu verstehen. Der Leser aber kann durchaus seine Schlüsse ziehen und ist wohl mit einigen Feststellungen schneller als das Buch, jedenfalls ging es mir so.
Alles in allem ist das Buch deutlich besser, als der erste Band. Der Stil ist flüssiger und hat sich gekräftigt, die Geschichte ist durchdachter, auch wenn viele Motive schon fast Klischee sind, beispielsweise der zunächst gemeine Lehrer, der sich als heimlicher Retter entpuppt. Vor allem der Mangel an Kommunikation bei Emma, die meint alles alleine zu wissen und zu bewerkstelligen nervt auf Dauer und die Hoffnung, dass sich das im dritten Band doch noch ändert, will ich nicht so schnell aufgeben. Immerhin bekommt auch der erste Teil durch die bessere Leistung im zweiten Teil eine Aufwertung, eine Trilogie sollte schließlich im Ganzen gesehen werden. Lesenswerter(er) und vor allem für alle Freunde der Fantasy und Romantasy-Schiene geeignet.