Der Werwolf in der Badewanne – Anna Winter

Für die zweite Nebenaufgabe im Oktober wurde ein Buch gewünscht, dass Werwölfe, Vampire, Geister oder Zombies beinhaltet. Für Der Werwolf in der Badewanne von Anna Winter mit 405 Seiten habe ich mich spontan entschieden, weil es nach einem etwas anderen Fantasy-Roman klang, auch wenn ich den Einband eher schrecklich kitschig, als schön finde.
Emily findet gleich zu Beginn beim Heimkommen einen Werwolf in ihrer Badewanne vor, der sie mit magischen Kräften festhält und ihr erklärt, ihre Erinnerungen an ihn zu löschen. Emily, die verängstigt wie fasziniert ist, kann ihn dazu überreden, ihr im wahren Leben eine Chance zu geben, wenn sie ihn findet, ohne sich an die Begegnung erinnern zu können. Prompt wachst Emily am nächsten Tag nach einem seltsamen Traum mit höllischen Kopfschmerzen auf. Sie hat tatsächlich alles vergessen und geht ihrem Leben wie gewohnt nach. Merkwürdige Ereignisse allerdings scheinen sie auf Wölfe zu fixieren und umgekehrt. Als ihre Albträume und Kopfschmerzen schlimmer werden, sie sich aber immer noch nicht erinnern kann, wendet sie sich an ihre beste Freundin Jill, die esoterische Mittel verkauft. Jill erkennt schnell, was das Problem ist, denn Jill ist eine Hexe, was sie nun ihrer Freundin erklärt. Ermattet von der Situation bleibt Emily nichts anderes übrig, als Jill zu vertrauen. eine geplante Reise zu ihrem Bruder ist die Möglichkeit, den Zauber des Werwolfs zu überwinden, ohne befürchten zu müssen, dass er sofort vor der Tür steht. Es gelingt und Emily kann sich wieder erinnern. Doch nachts lockt der Werwolf sie zu sich und will ihr wieder die Erinnerung nehmen. Angezogen von dem Wesen, versucht Emily ihn zum Gegenteil zu überreden und schließlich küssen sie sich. Sie behält ihre Erinnerung und will nun unbedingt den Werwolf in Menschengestalt finden. Doch wer ist es? Emily findet ihren Werwolf und muss dann überlegen, ob sie bereit ist, diesem Menschen seine Lüge und sein Vorgehen zu verzeihen und ob sie genug für ihn empfindet, um sich auf ihn einzulassen.
Tatsächlich ein etwas anderes Buch, denn Emily wird nicht etwa an die magische Welt herangeführt oder verliebt sich erst in einen Mann und findet dann heraus, was er ist, sondern sie trifft sofort den Werwolf und wird von der Version des Mannes mitten in der Verwandlung fasziniert. Dass ausgerechnet ihre beste Freundin, die sie seit Kindertagen kennt, eine Hexe ist, der Geist der Nachbarin im Apfelbaum wohnt und ein berühmter Rodeo-Reiter eine alte, wiedergeborene Seele besitzt, ist da schon fast zu viel des Guten. Doch es unterstreicht, dass die magische Welt nicht von einem Moment zum anderen um Emily war, sondern bereits die ganze Zeit, nur von ihr unbemerkt, da war. Und schließlich ist auch der Werwolf als Mensch kein Unbekannter für Emily.
Erfrischend fand ich, dass Emily als Hausbesitzerin und Angestellte fernab von Schule oder Studium, bereits Ende 20, eine ganz andere Welt einnimmt, als die jugendlichen Heldinnen anderer Fantasy-Romane. Magisches ist eben nicht nur etwas, das in Adoleszenz-Geschichten eine Rolle spielen kann. Daneben aber bedient der Roman durchaus gängige Klischees und kommt so zu einer ganz gelungenen Mischung aus Neuem und Bekanntem. Dabei gibt es tatsächlich überraschende und weniger überraschende Momente, so dass nicht alles vorhersehbar ist und somit auch mir noch zusätzliches Lesevergnügen bereitet wurde.
Das Buch startet etwas schwach, denn sowohl Emily als auch der Leser wird einfach hineingeworfen. Die Anfangs-Passage ist dann auch nicht so sehr gelungen, hat viele Leerstellen und unnötige Erklärungen. Warum Emily die entscheidende Berührung so spontan ausführt und ausführen kann wird auch später nicht aufgedeckt, immerhin kann der Werwolf ihre Bewegungen einfrieren.
Somit schwankt das Buch zwischen einer sehr positiven und einer eher mittelprächtigen Auslegung. Zumindest nach den ersten Seiten kommt Schwung in die Sache und die Handlung verläuft flüssig. Zuvor stockt es etwas. Und dass am Ende auch die Beziehung mit dem Werwolf noch etwas dargestellt wird ist zwar interessant, aber für die Handlung selbst auch etwas wie ein Anhängsel. Wer Fantasy mag und ein bisschen Romantik dabei ganz gut findet, kommt hier auf seine Kosten, Werwolffreunde sowieso.

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