Mansfield Park – Jane Austen

Mit 560 Seiten gehört Jane Austens Mansfield Park dieses Jahr noch zu meinen dicken Büchern. Und da ich für die Uni auch wirklich alle Vor- und Nachbesprechungen im Buch gelesen habe, kann ich mir auch wirklich alle Seiten anrechnen lassen für Einmal durchs Regal.

Dabei muss ich zugeben, dass mir Mansfield Park wesentlich besser gefallen hat, als Sense and Sensibility. Auch Fanny Price ist eine vernunftgesteuerte Figur. Doch sie ist durchaus bereit, für ihre Vernunft aufzustehen und nicht mit allem einverstanden zu sein, was ihr die Männerwelt diktiert. Als junges Mädchen kommt sie zur Familie ihrer Tante Bertram, wo sie von nahezu allen als minderbemittelt angesehen wird. Lediglich ihr Cousin Edmond ist ihr gegenüber freundlich, woraus sich später auch eine romantische Neigung von Seitens Fanny (zunächst) entwickelt. Besonders unter ihrer Tante Norris muss sie leiden. Als der junge Mr. Crawford um ihre Hand anhält, lehnt Fanny trotz der Reden ihrer Familie ab, denn sie misstraut dem jungen Mann, der schon mit ihren Cousinen angebandelt hatte. Schließlich wird sie zurück zu ihrer armen Familie geschickt. Erst als die älteste Cousine, die bereits verheiratet ist, mit Crawford durchbrennt darf Fanny nach Mansfield Park zurück kehren und gewinnt auch Edmonds Herz.

Austen beweist in ihrem Roman, dass Bildung über Herkunft steht. Während ihre Cousinen von der hochnäsigen Tante unterrichtet werden, lernt Fanny für sich selbst, liest sehr gerne und denkt auch über vieles nach. Sie ist kränklich und meidet die Wildnis. Dafür hat sie das richtige Händchen, um einen struppigen Garten wieder zum Erblühen zu bringen. Sie hat immer die richtige Intuition und steht mit ihrem Urteil darum selbst über ihrem Onkel.

Selbst Edmond ist geblendet von Mary Crawford, der Schwester des Werbers. Die Oberflächlichkeit der Frau ist ansteckend und ihre Meinung beeinfluss ihn. Dabei übersieht er, der sonst eigentlich vernünftig ist, ihre Fehler und ist sozusagen blind vor Liebe. Fanny aber lässt sich nicht blenden, auch wenn Mary wie ihr Bruder nett erscheinen. Sie vertraut ihrer Intuition und fährt damit richtig.

Damit ist Fanny nicht nur selbstbewusster als viele andere von Austens Heldinnen, sie hat auch einen unumstößlichen Vorteil gegenüber ihrer Cousinen und den Männern in ihrem Leben. Dass sie am Ende aus Liebe und in gute Verhältnisse heiraten kann wird aber überschattet von der Geschichte ihrer Mutter, die auch aus Liebe geheiratet hat, aber einen armen Mann, und darum zu viele Kinder und zu wenig Geld hat. Dieses gesellschaftliche Manko, das Austen auch immer aufzeigt, aber nicht wirklich kritisiert, bleibt. Selbst Fannys Cousine, die ihren Mann betrogen hat und von ihrem Geliebten verlassen wurde, hat es am Ende noch besser.

Der Stil ist für moderne Leser nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Austen beschreibt viel, geht ins Detail, ohne allzugroße Nähe aufzubauen. Die Liebe zwischen Edmond und Fanny bleibt im Hintergrund und wird erst gegen Ende wirklich genannt. Die Crawfords als Antagonisten bekommen jede Menge Aufmerksamkeit und könnten in einer anderen Geschichte auch Helden werden. Für Austen aber, die Anstand und die Vorteile des Landlebens aufzeigen will, kommt das nicht in Frage.

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