Auf mein erstes Hörbuch überhaupt bin ich durch Blogg dein Buch gestoßen. Hörspiele kenne ich, wie die meisten, schon aus meiner Kindheit. Wie sonst sind lange Autofahrten mit Kindern zu überstehen, wenn nicht mit Musik- und Hörspielkassetten? Ja, heute nutzen wir CDs oder gleich die Datei auf einem Stick, um unsere Zwei auf den hinteren Plätzen bei Laune zu halten. Und gerade der Große liebt Hörspiele. Oft macht er sich nach dem Kindergarten eine CD an und meckert dann „Ihr seid so laut, dass ich gar nichts verstehen kann“. Darum habe ich mich auch gleich gemeldet, als Blogg dein Buch Hörer für Leinen los, Seeräubermoses von Kirsten Boie, erschienen als Hörbuch bei JUMBO, gesucht hat.
Der erste Eindruck war auch überzeugend. Fünf CDs in einer großen Hülle, sodass die einzelnen Hüllen, wie bei Einschiebeboxen leider üblich, nicht verloren gehen können. Ein bisschen Zusatzmaterial ist auch dabei: Ein Seeräuberlexikon im Booklet und ein Bild der wüsten Walli (einem Schiff) mit Benennung der einzelnen Teile. Gesprochen wird die Geschichte von Karl Menrad. Und der schafft es tatsächlich jeder Figur eine eigene Stimme zu geben, sodass sie nicht nur zu unterscheiden sind, sondern auch gleich viel wirklicher wirken, als wenn er die Geschichte einfach nur vorlese. Überhaupt erzählt Menrad mehr, als dass er liest. Er unterbricht sich, um Dinge zu erklären und wundert sich mit den Zuhörern über Eigenarten der Figuren. Manchmal rückt er die Dinge so in ein Licht, dass es später erleichtert, die Zusammenhänge zu verstehen.
Seeräubermoses ist ein kleines Mädchen, das in der Vorgeschichte Prinzessin geworden ist. An diese Rolle kann sie sich nicht so ganz gewöhnen. Als erst ein Häuptling aus den Ländern der Westsee auftaucht, und den Blutrubin, der Moses als Prinzessin auszeichnet und ihr die Kraft verleiht, ihrem Volk Glück und Gerechtigkeit zu bringen, für seine Tochter beansprucht, ist sie gar nicht mal so unglücklich. Als der Häuptling dann aber den Rubin klaut und eine Dame Rosenthal auftaucht, die behauptet ihre Findeltochter sei in Wirklichkeit die Prinzessin, nicht Moses, macht sie sich entthront kurzerhand auf die Jagd nach dem Häuptling und dem Rubin und wird wieder zu Seeräubermoses. Das Ende ist dabei so verzwickt und aufklärend zugleich, dass es für Erwachsene eigentlich abzusehen ist, für Kinder aber umso schöner und wünschenswert.
In die Geschichte sind immer wieder Informationen zum Mittelalter, den Manieren am Königshof oder die Hanse eingestreut, was zumindest einen historischen Rahmen bildet, den die Kinder eventuell auch aus der Schule kennen oder einmal kennenlernen werden.
Fünf CDs sind natürlich viel Hörspaß und meinem großen (noch 5) war es einfach zu viel, sich da mittags hinzusetzten und zu lauschen. Ich denke aber, auf der nächsten Urlaubsreise wandert die Box auf jeden Fall ins Handgepäck. Schön ist nämlich, dass sie für Jungs wie Mädchen und auch für Alt und Jung wirklich gut zu hören ist. Da habe ich schon ganz andere Kinder-CDs hören müssen. Aber mir Prinzessinnen und Piraten, Abenteuer, Freundschaft, Geschwisterstreit, Liebe, etc. kommt da eigentlich ziemlich viel in einem kleinen Päckchen zusammen. Was etwas unglücklich ist, sind die Übergänge zwischen den einzelnen CDs. Die Geschichte bricht einfach mittendrin ab, da hätte man auch einfach eine geeignete Stelle nehmen können, und startet auf der nächsten CD einfach wieder. Oft wird das erste Wort dabei verschluckt und man muss sich eigentlich wenigstens den Anfang der nächsten CD gleich anhören, sonst weiß man später mitunter nicht mehr, wo mittendrin man gerade beim Hören war. Als CD vor dem Einschlafen wird Leinen los, Seeräubermoses darum weniger geeignet sein. Dennoch hat sie mir gut gefallen und ich freue mich schon auf die nächste Urlaubsfahrt.