Bei Kerstin Gier bin ich auf den Geschmack gekommen. Typische Frauenromane sind für mich eher das große Grauen. Keine Frau ist nur romantisch. Frauen haben auch andere Interessen, eigene Pläne, und wollen ihre Welt nich immer rosarot. Darum gefallen mir die Romane von Kerstin Gier, die immer mit viel Augenzwinkern zeigen, dass Frauen eben nicht abhängig vom Mann ihrer Träume sind.
In Ehebrecher und andere Unschuldslämmer kommt es für Louisa wirklich knüppeldick. Gerade hat sie erfahren, dass sie schwanger ist, da erreicht sie die Nachricht vom plötzlichen Tod ihres Vaters. Von der Großstadt zurück aufs Land. Und so idyllisch ist es da auch nicht mehr. Die Verwandtschaft ist schon dabei das Erbe des Vaters für sich zu beanspruchen. Louisas Mutter kommt erst mal nicht gegen die Trauer an und will von niemandem etwas wissen und aus der Ferne rät Louisas Freund mal schnell zur Abtreibung. Und ihre beste Freundin, die das Problem ähnlich wie Louisas Freund angehen würde, erklärt auch noch, dass sie mit dem Babyschreck gerne was anfangen würde, wenn denn Louisa nicht mehr will. Wie kann das Leben doch gemein sein.
Doch Louisa ist eine Frau, eine Kämpfernatur noch dazu. Sie schießt den Freund ab und bleibt erst mal bei der Mutter. Die aber trauert plötzlich gar nicht mehr, sondern fängt an über ihre Figur nachzudenken. Immerhin hat plötzlich der junge, gutaussehende Pfarrer Interesse an der hilfsbedürftigen Witwe gezeigt. Doch sie ist nicht die einzige, die an dem Gottesmann Gefallen gefunden hat und sich im siebten Himmel wähnt. Die Frauen der ganzen Straße verfallen dem Kerl. Irmi, die seit Jahren ihren Mann versorgt, der an den Rollstuhl gefesselt ist, und seinen Dank mit wüsten Beschimpfungen zeigt, glaubt sich plötzlich geliebt. Carola, die den Mann geheiratet hat, den sie liebt, der ihr aber jetzt keine Kinder schenken kann, sieht im Pfarrer den geeigneten Samenspender.
Und Louisa? Wird natürlich runder, während ihre Mutter immer mehr abnimmt. Sie macht Bekannschaft mit dem nicht ganz so gesetzestreuen Gilbert, der ihr Hilft den elterlichen Garten wieder flott zu machen und versucht mit allen Mitteln den Pfarrer von den Frauen fernzuhalten. Dass ihr das ausgerechnet mit Gilberts Mutter gelingt, ist mehr Mittel zum Zweck. Am Ende geht die Geschichte dann doch gut aus. Louisa bekommt ihre Tochter, will das Studium beenden, auch ohne den plötzlich mit Vatergefühlen auftauchenden Ex an ihrer Seite.
In Ehebrecher und andere Unschuldslämmer gibt es neben einem Drama wie es sonst nur die Vorabendsseifenober kennt, jede Menge zu lachen. Manchmal glaube ich, Kerstin Gier selbst nimmt ihre Geschichten nicht ganz so ernst. Viel Humor und Zufälle sondergleichen, das kommt auf eine ganz gute Mischung. Das Buch ist schnell gelesen und Langeweile kommt dabei bestimmt nicht auf. Für Männer sind Kerstin Giers Romane dann doch vielleicht nichts, obwohl bei ihr Männer wie Frauen gut und böse sein können, und dazwischen. Das finde ich sehr erholsam. Ihre Figuren sind sehr lebensnah, wodurch die Geschichte, auch wenn sie überspitzt ist, dennoch realistisch bleibt.