Jedes Jahr das gleiche. Da packt man sich gut ein, wird für dick gehalten, wegen der dicken Jacke, dem schweren Mantel, der großen Stiefel. Und füllt sich die Tasche, nur um die leer geräumt zu bekommen. Sie stürzen sich darauf, wie hungrige Tiere, als hätten sie das ganze Jahr nichts gegessen. Und sie wollen immer mehr.
Früher, ja früher, da gab’s ja nur Apfel, Nuss und Mandelkern. Ne Mandarine vielleicht. Schokolade, ja, Schokolade. Und dann wurden sie gierig. Erst sollten es Bücher sein, Socken, Kasetten. CDs später, Pullis, Geld – Geld geht immer. Stifte, auch noch ok. Spielzeugautos, Puppen, Filme, Bausteine, Mobiltelephone, Konsolen, Fernseher. Mehr, immer mehr. Größer, immer größer.
Der Sack ist mir schwer geworden, hier und da musste ich ihn flicken, weil er der Last der Erwartungen nicht mehr hielt. Ein zweites Weihnachten wollten sie. Ja klar, Geschenke sind toll. Aber denkt auch mal einer an mich? An mein armes Kreuz? Da ist kein Schlitten, keine Flügel, die’s mir leichter machen. Ich werde den Job bald an den Nagel hängen. Von wegen Berufung. Es hat immer Spaß gemacht. Und ich würde mich gar nicht beschweren, wenn die Rotzbängel nicht so verdammt frech wären.
Früher, da gab’s Gedichte und Lieder für mich. Ich sagte, weg brav war und er bis heilig Abend noch was gut zu machen hatte. Eine Witzfigur bin ich geworden. Sie wissen nicht mal, wer ich bin. „Weihnachtsmann“ nennen sie mich, erkennen die Bischofsmütze nicht, wissen nicht, wo Myrra lag. Wissen nicht, wer ich bin. Und was bin ich dann noch? Ein alter Kerl, der blöd durch den Winter stapft.