Der #WirlesenFrauen-Neujahrskalender präsentiert euch vom 1.12.2019 bis zum 6.1.2020 63 Autorinnen und ihre Werke. Lernt neue Schriftstellerinnen kennen und findet großartigen Lesestoff! Heute bei mir: Nadine Föhse, die Lebkuchen liebt und an der Wahrheit zweifelt.
Nadine Föhse und die frechen Mädchen
Schreibtrieb: Liebe Nadine, willkommen. Bei #WirlesenFrauen geht es darum, Autorinnen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Wie ist das Verhältnis Autor/Autorin in deinem Bücherregal?
Nadine Föhse: Während Stephen Kingzu meinen absoluten Lieblingsautoren gehört, sind in meinem Bücherregal doch mehr Frauen vertreten. Ich besitze wahnsinnig viele Jugendbücher, vieles beispielsweise aus der Freche Mädchen-Reihe, die vorrangig von Frauen gelesen wurden. Daneben finden sich J. K. Rowling, Stephenie Meyerund einige weitere Frauen. Ich würde sagen, das Verhältnis liegt ungefähr bei 70:30 für die Frauen.
Schreibtrieb: Wie reagierst du, wenn jemand sagt, dein Schreiben sei ja nur „Hobby“?
Nadine Föhse: Ich finde diesen Satz, ehrlich gesagt, gar nicht so dramatisch. Ich verstehe durchaus, warum er unangebracht und durchaus problematisch ist – allerdings hat das Schreiben bei mir (und bei vielen Kolleginnen) ja tatsächlich als Hobby angefangen. Ich schreibe zum Beispiel schon seit der Grundschulzeit und habe erste jetzt, mit Ende 20, meinen ersten Roman veröffentlicht. Mich stört in dem Zusammenhang also weniger das „Hobby“ als das Wörtchen „nur“. Ich bin sogar stolz darauf, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben – warum auch nicht?
Bücher und Tee
Schreibtrieb: Dann kannst du uns doch bestimmt das Buch einer Autorin empfehlen.
Nadine Föhse: Im Moment lese ich Killing Zombies and Kissing You von der zauberhaften Magret Kindermann. Ich schaffe täglich etwa ein Kapitel – und bin immer wieder gespannt, wie es weitergeht. Ich kann #MagretsZombies jedem empfehlen, der auf Romance, Endzeitstimmung und, natürlich, Zombies steht!
Schreibtrieb: Oh wie schön, Magret und ihre Zombies werden wir hier auch noch begrüßen dürfen. Was ist dein Lieblingsgetränk für kalte Wintertage?
Nadine Föhse: Tee. Ich trinke im Sommer so gut wie gar keinen Tee, höchstens Eistee. Im Herbst und Winter gehört eine gute Tasse Tee jedoch zu jedem Tag einfach dazu. Kaffee mag ich hingegen gar nicht. Ich trinke am liebsten Früchte- oder Kräutertee, immer ungesüßt.
Schreibtrieb: Welches Buch verschenkst du diesen Winter?
Nadine Föhse: Zu Nikolaus werden mein Neffe und meine Tochter Himmeldonnerglöckchen! von Jasmin Zipperlingbekommen. Der Neffe ist vier und meine Kleine ist knapp zwei. Das Buch ist offiziell für Kinder ab fünf Jahren, aber ich denke, die beiden werden sich sehr darüber freuen. Es geht um die Osterhäsin Hopsi, die sich plötzlich in der Weihnachtswerkstatt wiederfindet. Völlig verrückt!
Lebkuchenliebe
Schreibtrieb: Jasmin haben wir am ersten Kalendertag begrüßen dürfen. Kommen wir zu dir als Autorin. Schreibst du nach (Zeit-)Plan?
Nadine Föhse: Ich versuche es. Ich versuche, mir vorab zu überlegen, wann ich Zeit zum Schreiben finde, wann ich mein Buch ins Lektorat geben will und so weiter. Außerdem versuche ich, eine Idee davon zu haben, was in meinen Büchern passiert. Nicht immer klappt dabei alles, wie geplant. Der Inhalt verändert sich, wenn plötzlich eine Figur des Weges kommt, die nicht einkalkuliert war (so geschehen im aktuellen Projekt #queer). Zeitlich schränkt mich ein, dass ich nebenbei selbstständig in einem Brotjob arbeite und mein Kind bisher noch komplett daheim betreue, ohne Kita oder ähnliches. Also komme ich nicht immer dazu, zu schreiben, wenn ich das möchte.
Schreibtrieb: Das kenne ich nur zu gut, mein Jüngster kommt auch erst nächsten Sommer in die Kita.Was ist deine liebste Winternascherei?
Nadine Föhse: Lebkuchen! Ich liebe Lebkuchen, am liebsten mit Vollmilchschokolade. Ich könnte eine 500g-Packung Lebkuchen praktisch in einem Atemzug vernichten. Tue ich (meistens) aber nicht.
Schreibtrieb: Ich habe ein tolles Rezept und backe Lebkuchen gerne selbst. Woran schreibst du gerade?
Nadine Föhse: Seit Anfang November arbeite ich an der Fortsetzung meines Debütromans Zweifelhafte Wahrheiten. Es geht um die junge Studentin Isa, ihren Freund Phil und die gemeinsamen Freunde. Nachdem Isa und Phil sich am Ende des letzten Bandes ineinander verliebt haben, dreht plötzlich ihr halbes Umfeld durch. Zumindest kommt es Isa so vor. Mal schauen, wohin das noch führt.
Über Idole
Schreibtrieb: Wie wichtig ist dir Vielfalt in deinen Geschichten?
Nadine Föhse: Sehr wichtig! Meine Lektorin hat mich nach dem Lektorat von #queer darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, diverse Figuren einfach so in meinen Büchern existieren zu lassen und ihre Geschichte nicht ausschließlich in den Fokus zu rücken. Das will und werde ich immer mehr in meine Geschichten einbauen. Dabei geht es natürlich nicht nur um sexuelle Vielfalt, sondern genauso um Hautfarben, Religionen, Geschlechter und so weiter. Ich finde es wichtig, in Romanen das tatsächliche Leben abzubilden.
Schreibtrieb: Das ist es auch. Welches ist deine liebste Figur aus deinen Büchern?
Nadine Föhse: Sandra. Sie ist eine Nebenfigur aus „#queer“ und einfach bad-ass! Sie ist die einzige, die die Eier hat, auch mal Klartext zu reden und ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Während mir die coolen Sprüche meist zu spät einfallen, ist sie ganz oft sehr schlagfertig. Sie ist ein bisschen mein kleines Idol!
Schreibtrieb: Klingt nach einer tollen Figur, ich bin gespannt. Liebe Nadine, wir sind am Ende angelangt und damit auch bei den Assoziationsfragen.
Mit Sahne oder ohne: Mit! Sahne ist super, obwohl mir zu viel Sahne Bauchweh macht.
Heizung oder Kamin: Kamin. Viel romantischer!
Löwe oder Wolf: Wolf. Löwen kennen wir hier doch sowieso nur aus dem Zoo.
Decke oder Kissen: Decke. Zum Kuscheln ist mir die viel wichtiger als das Kissen.
Doppelpack
Nadine Föhse verlost heute ein Bücherpaket. Darin sind Taschenbuchausgaben ihrer beiden bisher erschienen Romane enthalten. Zweifelhafte Wahrheiten, ihr Debütroman, handelt von Isa, die nach dem Abi an der Uni neue Menschen kennenlernt. Nicht alle Menschen in ihrem Leben sind so ehrlich zu ihr, wie es scheint. #queer ist ihr zweites Werk. Es handelt von Moritz und Lars, die nach einer durchzechten Nacht ihren Gefühlen auf den Grund gehen müssen. Weiter unten findet ihr zu beiden Büchern kurze Leseproben. Wenn ihr gewinnen wollt, verratet mir bis zum 17.12.19, was eure liebste Winternascherei ist. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Leseprobe aus #queer:
Prolog
»Hallo Leute und herzlich willkommen z-« – »Moritz? Moritz, was machst du da?«, unterbrach ihn die Stimme seiner Mutter. Moritz seufzte. Es war ja zu erwarten gewesen, dass seine Mutter irgendwann mitbekam, dass er vermeintlich Selbstgespräche führte. Deshalb hatte er bislang meistens aufgenommen, wenn seine Eltern nicht zu Hause gewesen waren.
»Nix, Mama!«, antwortete Moritz nun wie automatisch und wollte gerade erneut ansetzen, da rief sie wieder. »Moritz, ich höre doch, dass du redest! Also?« Und schon stand sie in seinem Zimmer. Resigniert verdrehte er die Augen.
»Ich drehe ein Video«, erklärte er. Sie wirkte, wenn dies überhaupt möglich war, noch verwirrter. »Ein was?«
»Ein Video. Für’s Internet.«
»Ja, klar, wenn du‘s einfach wiederholst, versteh ich‘s gleich viel besser…«, erklärte sie halbernst.
»Ich drehe Videos und veröffentliche sie dann im Internet. Über Spiele, die ich zocke, und so«, führte Moritz näher aus. Sie nickte, obwohl sie offensichtlich noch immer keine Ahnung hatte, was er meinte. »Und warum macht man sowas?«
Typisch Eltern, schoss es Moritz durch den Kopf. »Weil ich Lust dazu habe. Außerdem gefallen sie meiner Community.«
»Community? Du meinst, das gucken Leute sich an?«, fragte sie skeptisch. Moritz nickte. »Jeden Tag«, bestätigte er, »Wenn‘s so weitergeht, kann ich damit sogar Geld verdienen!«
***
Grinsend dachte Moritz an das Gespräch mit seiner Mutter zurück. Das war jetzt fast fünf Jahre her. Viel war seitdem passiert, mittlerweile verdiente er sogar ganz gut nebenbei.Die Inhalte, die er veröffentlichte, hatten sich ziemlich verändert und seine Eltern sahen sich sogar manchmal Videos von ihm an. Beides fiel unter die Kategorie „Dinge, die ich vor fünf Jahren nicht im Traum geglaubt hätte“.
Was sich in all den Jahren nicht
verändert hatte, war die Tatsache, dass Moritz immer noch in seinem alten
Kinderzimmer aufnahm, doch das störte ihn nicht. Seine Eltern hatten sich an
den Nebenjob gewöhnt und er sparte so die Kosten für die Miete. Eine klassische
Win-Win-Situation, wie er fand.
Moritz setzte seine Kopfhörer auf und startete den Messenger. Schon trudelte der Anruf seines neuen Kumpels ein. Lars schien regelrecht auf ihn gewartet zu haben. Sie hatten sich vor einigen Wochen über MyTube kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Leider wohnte Lars rund 350 Kilometer entfernt, weshalb sie sich bisher nur via Skope gesehen hatten.
Na, endlich …, dachte Moritz, während er den Anruf annahm.
Leseprobe aus Zweifelhafte Wahrheiten:
Nachdem das Konzert zu Ende war, schlenderten die Freundinnen noch zum Merchandise-Stand. Dort standen bereits Andi und der Sänger der Band, Phil, und unterhielten sich entspannt mit ein paar Fans. Isa stöberte durch das Sortiment am Stand und entschied, einen Jutebeutel zu kaufen. Einen schwarzen, natürlich!
»Hey, na, hat’s euch gefallen?«, fragte plötzlich Andi. Isa sah zu ihm hoch, er war bestimmt zwanzig Zentimeter größer als sie. »Hi, ihr wart super!«, antwortete sie, während sie das Geld für ihren Beutel herauskramte. Die Zeit nutzte Michelle, um an ihr vorbei zu huschen und Andi in ein Gespräch zu verwickeln.
»Oh mein Gott, es war so toll! Ihr seid so toll! Ehrlich, es hat so einen Spaß gemacht!«, hörte Isa sie begeistert rufen, während sie ihr Wechselgeld einsteckte. Sie verdrehte ob des Überschwangs heimlich die Augen. »Danke«, hörte sie Andi antworten.
»Freut uns, dass ihr Spaß hattet«, schaltete sich nun auch Phil ein. »Hatten wir! Sagt mal, würdet ihr meinen neuen Beutel vielleicht unterschreiben? So richtig promimäßig?«, fragte Isa grinsend. Auch Andi grinste.
»Klaro. Auch wenn ich uns nicht unbedingt für Promis halte«, lachte Andi.
»Nicht? Das heißt, wir sehen euch nicht demnächst im Fernsehen, wie ihr kleine Tiere und Geschlechtsteile größerer Tiere esst?«Phil musste lachen. »Auf gar keinen Fall!«, rief er aus, während er schwungvoll auf dem Beutel unterschrieb.
»Schade, Mensch. Das hätte ich mir glatt angeguckt!«, erwiderte Isa. Sie sah zu Phil hoch und zwinkerte. Er grinste sie breit an. Isa merkte, wie ihr die Wärme in die Wangen kroch und sie langsam rot wurde.
Plötzlich mischte Michelle sich ungeduldig ein. »Isa, wir müssen sofort los! Sonst verpassen wir unseren Zug! Mein Vater killt mich, wenn ich die letzte Bahn verpasse!«, erklärte sie und zog Isa am Arm. »Mist!«, rief Isa, riss Phil förmlich ihren Jutesack aus der Hand und stürmte mit einem bedauernden »Ciao, Jungs!« nach draußen.