„Kleine Deutungen deutscher Gedichte“ lautet der Untertitel von Wörterleuchten. Peter von Matt sammelt darin sechzig Gedicht-Deutungen gesammelt hat, die meisten hat er für die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschrieben. Den Anfang macht dabei ein Werk aus dem Mittelalter von Heinrich Hetzbold von Weißensee. Über Goethe, Schiller, Eichendorf, Heine, Storm, Keller, Eich und Bachmann bis zu einem Gedicht von Monika Rinck bietet Wörterleuchten so einen kleinen Querschnitt durch die Epochen der Lyrik. Gereimte Verse stehen nah bei kurzer konkreter Poesie, sanfte Metaphern bei harter Wirklichkeitsreflexion.
Peter von Matt stellt jedem Gedicht eine kurze Deutung bei. Manchmal mag die wohl eine einseitige Betrachtung sein. Beispielsweise dass in Silja Walters „Die Tänzerin“ lediglich das Sprechen vom Nicht-Sprechen thematisiert wird. Oft steckt mehr in den Gedichten, als auf zwei kurzen Seiten erklärt werden könnte. Doch das macht hier nichts. Peter von Matt zeigt nur eine Möglichkeit auf und regt gleichzeitig zum selbstständigen Nachenken über die Verse an. Dass der Tanz eine andere Ebene symbolisiert, die nicht vollständig erreicht werden kann und deswegen auch das Sprechen darüber nicht möglich ist. Oder welche Bedeutung das Wasser für Bachmanns Gedicht „An die Sonne“ hat, in dem Wasser selbst lediglich am Rande vorkommt. Und doch spiegelt sich das Gedicht wie an der Wasseroberfläche, die Spiegelung der Schönheit, die Weiche der Wellen schwingt mit.
Wer von Gedichten nichts hält, ist voreingenommen, und wird an diesem Buch kaum Freude haben. Wer sich aber einlassen kann, auf die Welt der Lyrik, oder wer sich noch tiefer in sie hineinbegeben will, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Genau richtig, um seine Nase kurz in ein Buch zu stecken und dann über das Gelesene nachzudenken. Ein Buch, dass nicht nur gelesen wird, es wirkt nach. Die Wörter leuchtet, wie der Titel es sagt, im Dunkeln der Welt. Und in den unterschiedlichsten Farben und Facetten.