Schon Aurora Sea fand ich ganz gut, nun habe ich Rubinmond von Nadine Stenglein gelesen, eines der wenigen Vampirbücher, die auf meinen SuB durften. 268 Seiten hat der Roman, der im September 2016 frisch bei Fabylon erschienen ist.
Faye verfolgen immer wieder Träume, in denen ein bestimmter Mann – James – immer wieder vorkommt. Die Umstände, der Hintergrund und die Kulisse ändern sich aber. Faye weiß, sie liebt in den Träumen James und immer wieder geschehen schreckliche Dinge, die die beiden trennen. Als sie James auch in Wirklichkeit gegenüber steht, weiß sie bald nicht mehr, was wirklich ist und was nicht. Gleichzeitig wird sie zur Zielscheiber mysteriöser Gestalten und James erklärt er, dass er sie diesmal für immer verlassen wird. Das aber will Faye auf keinen Fall.
Kein leichter Einstieg
Zuerst fand ich die Besessenheit Fayes für James sehr nervig. Sie hinterfragt nicht, sondern will einfach nur bei ihm sein. Doch schnell zeigt sich, dass Faye durchaus nachdenkt, für und wider abwägt. Das steht immer wieder in Konflikt mit ihrem Herz, das eben einfach nur bei James sein will. Auch James, der zu Beginn sehr weich und von allen Kräften hin und her geschubst erscheint, kommt aus dieser Passivität heraus und agiert nicht nur eigenständig, sondern auch durchdacht.
Interessant fand ich den Punkt der Widergeburt, der im Roman nicht nur impliziert, sondern durch verschiedene Einheiten plausibel gemacht wird. Den wiedergeborenen stehen dabei Vampire gegenüber, aber auch göttliche Wächter, die die normalen Menschen beschützen wollen. Dadurch erfährt dieser Roman mit christlichen Einflüssen eine neue Tiefe.
Etwas irritiert hat mich, dass Faye nur deswegen nicht von James zu einem Vampir gemacht wird, weil er Angst hat, sie würde – wie die meisten – dadurch ihre Tugend und Moral zu vergessen. Er aber ist als Phänomen auch als Vampir mit einem Verständnis für Gut und Böse ausgestattet, das dem vampirhaften Blutdurst entgegen wirkt. Allerdings gibt es noch mehr Phänomene und dabei auch eine ganze Familie, die sich gegen die dunklen Einflüsse wehren konnte, weil sie stark genug waren. Hier wird Faye also eine charakterliche Schwäche zugesprochen, die ich im Ganzen nicht so ganz nachvollziehen kann.
Toller Stil
Sehr gut fand ich, dass Fayes Schicksal immer noch selbst bestimmt ist. Schnell gibt es die ersten Hinweise, dass ihr Unglück mit James keinesfalls seine Schuld ist oder einer festen Regel folgt. Vielmehr zeichnet sich eine andere Kraft ab, die hier wirkt. Die Puzzleteile, die sich hier ergeben haben mir gut gefallen. So bleibt der Leser wachsam und kommt eventuell auf die Auflösung, bevor der Roman sie gibt.
Der Stil hat mir wieder gut gefallen. Sehr melodisch und weich. Gleichzeitig wird die Beziehung zwischen Faye und James nicht bei der leidenschaftlichen Sehnsucht belassen, sondern ist tief aber realistisch gezeichnet. So wirft Faye sich nicht sofort James in die Arme, sondern überlegt durchaus, was diese Änderung in ihrem Leben bedeutet.
Für Vampirroman-Freunde gut geeignet. Aber auch für alle, denen schon Aurora Sea gefallen hat und die den weichen, schönen Stil von Nadine Stenglein mögen. Kein typischer Vampirroman, aber ein guter.
Freu mich sehr über Deine Rezension und hab mir natürlich Gedanken dazu gemacht. Im Buch hab ich geschrieben, dass es schon einmal ein Phänomen gab, bei dem die schwarze Seele schließlich über die restliche gute Seele gesiegt hat. Sie ist sehr heimtückisch. Aber ich verstehe, was Du meinst. Nur, James will eben auch, dass Faye auf ihrem natürlichen Weg bleibt, auch wenn er sie liebt … Und Aurelio will vor allem, dass sie nicht so wird wie James, da … (du kennst ja nun Aurelios Geheimnis). 🙂 Zudem hätte James dieses Vampirdasein für sich freiwillig auch nie gewählt. Ganz liebe Grüße 🙂
Liebe Nadine,
toll wie du immer auf meine Meinung eingehst. Dass James nicht glücklich mit dem Vampir-Dasein ist und die Gefahr der „dunklen Seite“ immer bleibt, wird für den Leser marginal klar, aber eben nicht als Argument gegen Fayes Verwandlung. Gerade die „große“ Familie, die alle zu Phänomenen wurden und schon seit Jahrhunderten diesen Zustand beibehalten ist da einfach ein Gegenargument – jedenfalls aus meiner Sicht 🙂