Mein NaNo-Roman ist ins Stocken geraten. Schuld wäre nicht etwa, dass ich mein Interesse daran verloren habe. Nein, die Geschichte entwickelt ja von selbst immer wieder neue Handlungsstränge, so dass ich glaube, ewig weiter schreiben zu könne, wenn ich denn schreiben könnte, wenn ich also Zeit hätte zu schreiben. Und die fehlt.
Doch anstatt wahnsinnig zu werden, die 50 000 Wörter aufzugeben und alles irgendwie hinter mir zu lassen, versuche ich ruhig zu bleiben. Heute konnte ich zumindest meine 1666 Wörterchen schreiben. Manche Dinge gehen vor und zu sehr stressen will ich mich auch nicht. Morgen abend um 19:30 ist meine Lesung in der Stadtbücherei Schifferstadt. Dazu musste die Photoshow kreiert werden, die Töne zugefügt werden und die Geschichten, Gedichte und Texte darauf abgestimmt werden. Je näher der Tag kam, desto weniger Zeit hatte ich zum Schreiben, desto nervöser wurde ich. Als mein Puffer aufgebraucht war, ich nun sogar zurückliege. Es kribbelt mich in meinen Fingern, weiterschreiben, weitererzählen, die Geschichte nicht vollends anhalten lassen. Und ich werde sie nicht anhalten lassen. Ich will und werde die 50 000 Wörter packen, daran habe ich keinen Zweifel. Noch habe ich genug Zeit, noch ist alles machbar und meine Lesung ist schon morgen. Das Programm steht, die Probe lief gut, die Geschichten und Gedichte sitzen in meinem Kopf, bereit losgelassen zu werden, und dahinter, ruhig, abwartend, sitzt mein NaNo-Roman, der still weiter wächst und am Freitag wieder hunderte von schwarzen Wörtern auf meinen Bildschirm zaubern wird. NaNoWriMo heißt auch, Zeit einteilen. Wer nicht jeden Tag schreiben kann, sucht sich seine Zeit zum Schreiben, schreibt dann eben mehr am Stück. Es geht darum, sich einen Weg zu suchen, durch den Alltag, zusammen mit seinen Geschichten, und dem Ziel, sie aufzuschreiben. Es geht um Geduld und Durchhaltevermögen, den Willen, nicht aufzugeben und der Gewissheit, dass es immer noch ein Wort geben wird, dass sich aufzuschreiben lohnt.