Ein Einhorn für alle Fälle? – Wie ein Buch mich enttäuschte

Ich habe begeistert die Social Media Posts von Caroline Brinkmann gelesen, in denen es um ihre Bücher geht. Die Einhorn-Nachrichten fand ich durchweg so amüsant, dass ich es nicht erwarten konnte, ihr Buch zu lesen und als ich Ein Einhorn für alle Fälle bei Netgalley entdeckt habe, musst ich es haben. Seitdem sind zwei Jahre vergangen. Ich habe auch Brinkmanns Die Perfekten als Rezensionsexemplar gelesen.

Was ich vermisste

Ein Einhorn für alle Fälle lässt für mich all das vermissen, was ich an den Social Media Posts so geliebt habe. Das Situative ist für einen sich im Kreis drehenden Plot verschwunden, der nichts mehr von dem Zusammenhalt der Figuren hat, die ich noch in den Posts sah. Vielmehr wird eine so platte Geschichte erzählt, dass ich bis heute enttäuscht bin.

Die Protagonistin Rabbit fällt in eine Loch, nachdem ihr Freund sich von ihr trennt. Sie zieht in eine WG mit dem Stubenhocker Dirk und hat nur ein Ziel. Wieder mit ihrem Ex zusammenkommen. So weit, so lahm. Klischee reiht sich an Klischee und ich habe das Buch nur deswegen nicht aus dem Fenster geworfen, weil ich es als elektronische Version auf meinem kindle hatte.

Ein Kindle mit einer bunt bemalten Hülle liegt auf einem schwarzen Tisch, umgeben von Trockenblumen
Manchmal enttäuschen mich Bücher, auf die ich mich so sehr gefreut habe

Das ging schief

Brinkmann schafft es nicht, den Humor, der in den kurzen Posts wirkt, auf einen Roman auszudehnen. Ein Einhorn für alle Fälle ist ein trauriger Versuch, die Entwicklung einer Frau im Liebeskummer zu einer selbstbewussten Person zu zeigen. Das geht schief. Die Figur tritt auf der Stelle, reproduziert internalisierte sexistische Sichtweisen und lässt Erkenntnismomente ungenutzt. Es gibt dazu gar nicht mehr zu sagen, als dass ich in meiner Enttäuschung gehofft habe, es läge halt einfach an mir.

Von wegen perfekt

Tatkräftig habe ich mir darum auch Die Perfekten angelacht. Ein anderes Setting, mehr Raum, eine ganz andere Geschichte. Rain lebt als Ausgestoßene mit ihrer Mutter abseits der Stadt in einer dystopischen Zukunft. Genetische Perfektion ist das Maß aller Dinge. Sie lernt Lark kennen, dessen Schwester nicht normgesund ist, und verliebt sich. Auch Lark ist von Rain begeistert, aber um seine Schwester zu schützen, muss er eine schwerwiegende Entscheidung fällen. Als Rain schließlich gefangen wird und bei den Perfekten, der Führungselite, einen Schauprozess durchleben soll, kommt eine Wahrheit ans Licht, mit der niemand gerechnet hat.

In Zukunft einen Bogen machen

Naja, vielleicht fast niemand. Irgendwie hatte ich den Roman schnell durchschaut. Vielleicht liegt es daran, dass Brinkmann hier typische Erscheinungen des Genres der romantischen Dystopie bedient, statt neue Wege zu gehen. Die so erschütterlich dargestellten Wendepunkte waren für mich schlicht altbekannte Schritte im Plot. Die Spannung sank proportional zur klischeehaften Darstellung der schlanken, schönen, weißen, jungen Personen als Perfekt. Ich war am Gähnen. Vorhersehbare Geschichten sind nur dann zu ertragen, wenn wenigstens der Stil besonders ist, oder die Figuren authentisch.

Nehmen wir darum einmal Rain. Sie lebt mit ihrer Mutter abseits der Stadt, stets im Geheimen. Gleichzeitig ist sie entsetzlich naiv. Sie infiltriert ohne das Wissen ihrer geheimnisvollen Mutter das städtische Leben, freundet sich mit Lark an, weiß um die gesellschaftliche Situation. Aber sie reagiert permanent so, als hätte sie absolut keine Ahnung. Im Ernstfall kann sie sich nicht zurückhalten, sie gibt Geheimnisse preis und auch ihre Neugier später ist nicht gerade von logischen Schlussfolgerungen gekrönt. Rain muss alles auf einem goldenen Tablett serviert werden, damit sie es schnallt. Auch Lark ist kein stimmiger Charakter. Vieles bleibt farblos, die Nebenfiguren sind unscharf, kleine Plotfehler treten auf. Kurz: Nachdem ich Die Perfekten gelesen hatte, wusste ich, dass ich um die Bücher besser einen Bogen mache, egal wie sehr sie gehypt werden.

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