Eine Satire stand auf der Liste für den August. Ich habe gesucht und mich nach langem hin und her für die 209 Seiten von Jill Smoklers teuflisches Mama-Buch entschieden. Warum? Vielleicht, weil ich Mama bin und zum dritten Mal Mama werde. Vielleicht aber auch, weil es eine entspannte, unterhaltsame Lektüre sein sollte nach der wissenschaftlichen Master-Arbeit.
Jill Smokler betreibt in den USA einen, so scheint es, recht erfolgreichen Blog und hat nach diesem Erfolg den Sprung gewagt, ein Buch zu schreiben. Sie gibt zu, was viele Mütter tun, und vor allem sie selbst. Sie gibt zu, nicht perfekt zu sein und auch nur ein Mensch. Da ich mich in meiner kommenden Doktorarbeit mit der Mutterfigur in der Gegenwartsliteratur beschäftige hat mich das gleich doppelt interessiert. Denn immerhin ist auch unser Mutterbild von amerikanischen Filmen und Büchern geprägt. Mütter haben zu sein, so und so. Liebevoll, fürsorglich, geduldig, wohlwollend, eben perfekt. Mir ist noch keine Mutter untergekommen, die diesem Ideal gerecht werden könnte, aber die meisten waren perfekt, für ihre Kinder, die nunmal auch nicht objektiv perfekt sind, wohl aber für ihre Eltern.
Kein großes Geheimnis und auch bei Smokler dreht sich alles um die Erwartungen der anderen, den eigenen Vorstellungen und der ernüchternden Realität. Angefangen von der ungewollten Schwangerschaft über aufkeimende Muttergefühle, bis zum Schulanfang des dritten Kindes, Smokler geht alles durch und bleibt ehrlich. Aber natürlich auch satirisch. Denn sie selbst gibt zu, dass sie nicht immer teuflisch ist, wunderschöne Bilderbuchmomente mit ihren Kindern erlebt und im Grunde glücklich ist. Gespickt sind ihre Geschichten dabei mit anonymen Bekenntnissen anderer Mütter, die sich schon mal wiederholen. Mütter, die Uhren verstellen, um eine Stunde früher „Feierabend“ zu haben. Diejenigen, die „Nur-Mama“ sind und die, die nicht ohne Job sein können. Ja, auch Mütter sind nur Menschen.
Mit Witz und Selbstkritik begutachtet die Autorin, die hier tatsächlich auch Erzählerin ist, ihr eigenes Leben, ihre Entscheidungen, ihre Kinder, ihren Mann. Sie lästert über alle wohlgemeinten Ratschläge, die Schwanger und Mütter so zu hören bekommen (aus Erfahrung: sie wiederholen sich immer wieder und es war noch kein brauchbarer dabei), unterschiedliche Ansichten, die aufeinanderprallen und das Leben verändern können. Reflektiert und mit dem Wissen, dass die Wahrheit vielleicht noch viel teuflischer ist und nicht nur Mütter, sondern vor allem auch die eigenen Kinder mehr idealisiert, als wahrgenommen werden, erzählt die Autorin vom Mütterleben. Viel Schmunzeln, viel Kopfnicken, viel Kopfschütteln. Über Geschmäcker lässt sich eben streiten. Den Sinn einer leichten Lektüre hat das Buch voll erfüllt und mir tatsächlich auch ein bisschen Schwangerschaftsstress genommen (bleiben noch Umzug, Schulanfang und Arbeit^^).