Nachdem die Hauptaufgabe für den Oktober mich doch etwas kalt erwischt hat, musste ich mir nun ein Horror-Buch suchen. In meinem Regal ist sowas nicht wirklich vorgesehen. Aber beim Stöbern kam ich schnell auf den „Amazon #1-Horror-Bestseller“ Das Schloss von Tim Svart. Zum einen, weil ich mir da sicher sein konnte, wirklich das richtige Genre erwischt zu haben, zum anderen weil die 276 Seiten nicht so furchteinflößend auf mich wirkten, wie manch längerer Verwandter.
Der Titel ist Programm im Roman, denn alle Erzählstränge konzentrieren sich auf einem alten, verlassenen Schloss, dessen Geschichte schon düster ist. Kinder sollen dort vergewaltigt und ermordet worden sein, verschwunden und begraben. Ideal für eine erotische Fotositzung denkt sich jedenfalls der Fotograf Jonas, der mit seinem neu entdeckten Model Vanessa kurzerhand den selbst aufgebrochenen Eingang nutzt. Was die beiden nicht wissen: Im selben Moment ist ein Serienmmörder dabei, sein neues Opfer Sandy in eben diesem Schloss zu quälen, während sein Bruder und Mit-Mörder draußen Sandys zu Hilfe geeiltem Freund eins mit dem Hammer überzieht. Sechs Protagonisten in einem Spiel aus Macht, Angst, Schmerz, zwischen Leben und Tod. Und natürlich fehlt euch ein Geist nicht, damit es auch wirklich gruselig wird. Wobei, so richtig erschreckend ist der ja nicht …
Es gibt schon ziemlich viele Zufälle in dem an sich gut durchdachten Roman. Etwa, dass Ronny, Sandys Freund, just dem Mann bei einer Reifenpanne hilft, der seine betäubte Freundin in einem Sarg durch die Gegend fährt, dass Jonas und Vanessa unbedingt an diesem Abend in diesem Gemäuer aufreizende Bilder schießen wollen. Jeder ist jederzeit zur rechten Stelle, um die Geschichte einen Sprung weiter zu schaffen. Fast schon zu geradlinig läuft das, zu glatt und offensichtlich.
Die ineinander aufgebauten Erzählstränge sind dabei gut gelungen und betrachten die Geschichte jeweils aus verschiedenen Ebenen, so dass ein komplexes Bild besteht und der Leser mit den Opfern mitfiebert. Die Möglichkeit am Ende, dass das Morden weitergeht, reizt das Interesse, nachdem zumindest ein paar die Nacht im Schloss überlebt haben. Dass auch die Geschichte der Mörder erzählt wird und deren Gefühlsregungen aufgezeigt werden, bildet eine interessante Sicht der Dinge, die psychologisch interessant, aber auch furchtbar makaber und widerwärtig ist. Also genau das richte für einen Horror-Roman.
Ich werde wirklich kein Freund des Genres mehr, da ebbt mein Interesse einfach zu schnell ab und das Prickeln beim Lesen bleibt aus. Dennoch bin ich sehr froh, den Roman gewählt zu haben, denn Das Schloss war zumindest ein kurzweiliges Leseerlebnis. Der Stil war gut, nicht zu mysteriös oder aufgesetzt, die verschiedenen Möglichkeiten, die durch die Erzählebenen gegeben waren, wurden ausgenutzt bis zum großen Finale. Für Freunde des Genres zu empfehlen und für mich immerhin kein befürchteter Total-Reinfall.