Der #WirlesenFrauen-Neujahrskalender präsentiert euch vom 1.12.2019 bis zum 6.1.2020 63 Autorinnen und ihre Werke. Lernt neue Schriftstellerinnen kennen und findet großartigen Lesestoff! Heute bei mir: Eleonore Laubenstein, die keine Recherche zurück schreckt. Bei Marlene könnt ihr heute außerdem Katherina Ushachov treffen.
Was ist Feminismus?
Schreibtrieb: Liebe Eleonore, willkommen im #WirlesenFrauen Neujahrskalender. Wir kennen uns aus dem Nornennetz, das sich für Autorinnen der fantastischen Genres einsetzt. Was bedeutet Feminismus für dich?
Eleonore Laubenstein: Wenn ich sage „Feminismus“, dann will ich, dass Frauen nicht mehr als Objekte angesehen werden, dass Frauen selbstständig über ihren Körper entscheiden können und dass dieses Branding vom „schwachen“ Geschlecht endlich abgeschafft wird. Dass Frauen (und weiblich Gelesene) nicht typisch „männliche“ Eigenschaften haben müssen, um als „stark“ zu gelten. Dass als feminin bezeichnete Eigenschaften/Berufsgruppen/Kleidungsstücke/… nicht mehr als minderwertig angesehen werden. Dass Frauen nicht mehr in ständiger Angst davor leben müssen, auf der Straße nachts vergewaltigt zu werden. Dass Sexualstraftäter endlich auch angemessen bestraft werden und nicht mehr den Opfern die Schuld zugewiesen wird.
Die Art und Weise, wie bestimmte Personen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, Herkunft und sexuellen Orientierung behandelt werden, ist abstoßend. Erst, wenn diese hierarchischen, dehumanisierenden Strukturen aufgebrochen und wir endgültig aufgeklärt sind, erst dann werden wir Feminismus nicht mehr brauchen.
Butterbier!
Schreibtrieb: Glaubst du, es gibt Themen, über die Frauen besser schreiben als andere?
Eleonore Laubenstein: Ich denke, dass es Themen gibt, über die Frauen, basierend auf eigenen Erfahrungen und einem anderen Blickwinkel auf bestimmte Dinge, anders und vermutlich auch intuitiv besser schreiben können. Dennoch halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass diese Themen mit Empathie, Diskurs und dem Wunsch nach Authentizität und Sichtbarmachung von anderen nicht genauso gut geschrieben werden können. Es gab jedoch immer wieder Momente in Büchern und/oder Filmen, bei denen ich der Ansicht war, dass diese von einer weiblichen Autorin bzw. Regisseurin eventuell besser umgesetzt worden wären.
Schreibtrieb: Dein Lieblingsgetränk für kalte Wintertage?
Eleonore Laubenstein: Hausgemachtes Butterbier. Es gibt dieses inoffizielle Harry-Potter-Kochbuch, in dem mehrere Rezepte für Butterbier drinstehen. Mittlerweile haben wir für uns in der Familie das Rezept weiterentwickelt und perfektioniert. Wenn die kalte Jahreszeit anbricht, gibt es für uns nichts Besseres als ein heißes Butterbier. Es wärmt wunderbar von innen und schmeckt auch noch hervorragend.
Das Drinnenbleiben inspiriert
Schreibtrieb: Oh, das Rezept hätte ich gerne. Ich habe noch nie Butterbier ausprobiert. Was inspiriert dich im Winter?
Eleonore Laubenstein: Die Vorstellung, nicht raus in die Kälte gehen zu müssen. Wenn es draußen stürmt und schneit und die Temperaturen unter Null gehen, sehe ich wenig Vergnügen darin, mehr als unbedingt nötig vor die Tür zu gehen. Ich bin eine Frostbeule, und obgleich ich den ein oder anderen spontanen Winterspaziergang liebe, bevorzuge ich es, mich gemütlich eingekuschelt auf das Sofa zu legen. Und weil das Wetter so unwirtlich ist und im Winter sowieso niemand irgendwelche Abenteuer draußen erleben kann (Monster im tiefsten Winter zu besiegen stelle ich mir unglaublich ungemütlich und unpraktisch vor – vielleicht ist hier aber auch bisher unentdeckt komisches Potential versteckt), nutze ich meine Charaktere, um durch sie alle möglichen (eher sommerlich angesiedelten) Abenteuer zu bestehen.
Schreibtrieb: Woran schreibst du gerade?
Eleonore Laubenstein: Meine derzeitigen Projekte sind einmal der dritte (und letzte) Band der „Enzyklopädie der Wächter“, eine Urban-Fantasy-Trilogie um den jungen Sifa, der in einer Parallelwelt landet, die vom schrecklichen Puppenspieler bedroht wird – sowie eine LGBTQ-Romantasy mit dem Arbeitstitel „Prinzessin, ledig, jung, sucht …“, in der eine königliche Heiratsvermittlerin für die Prinzessin des Landes einen geeigneten, prinzlichen Ehekandidaten zu finden versucht – ohne zu wissen, dass die Prinzessin schon längst ihr Auge auf sie geworfen hat und ganz eigene Hochzeitspläne verfolgt.
Vielfalt ohne Zwang
Schreibtrieb: Wie wichtig ist dir Vielfalt in deinen Geschichten?
Eleonore Laubenstein: Auch wenn ich gerne von den klischeehaften Charakteren, die man in hundert anderen Büchern eins zu eins so vorfindet, wegmöchte, kann ich es leider nicht immer verhindern, dass auch ich solche Charaktere schreibe. Grundsätzlich aber suche ich mir meine Charaktere nicht aus. Ich habe vielleicht zu Beginn einen Anhaltspunkt, was das Aussehen meiner Protas betrifft (z.B. „hat lange Haare“, „muss einen Lippenpiercing haben“, „definitiv nicht brünett“), aber die meisten Dinge entscheiden sie tatsächlich selbst bzw. bringen sie von Anfang an von sich aus mit. Vielfalt ist mir natürlich wichtig, weil die Realität vielfältig ist. Aber Vielfalt um der Vielfalt willen, sprich: um sagen zu können „guckt, Leute, meine Charaktere sind alle so unglaublich divers, ist das nicht toll?“ halte ich nicht für den richtigen Ansatz.
Schreibtrieb: Ein wichtiger Punkt. Vielfalt muss sich ergeben und darf auch nicht erzwungen daher kommen. Was würdest du heute anders schreiben?
Eleonore Laubenstein: Mein erstes Buch, den ersten Band der Enzyklopädie, schrieb ich zwischen 2015 und 2017, komplett ohne irgendwelche Autor*innengruppen, mit denen ich mich hätte austauschen und von denen ich Tipps hätte einholen können. Einige „Fehler“ hätten sich somit von Anfang an vermeiden lassen. An einigen Stellen ließ ich mich aber auch von anderen überreden und baute Dinge (nicht) ein, denen ich im Nachhinein eher zwiegespalten gegenüberstehe oder sogar bereue.
Schreibtrieb: Was ist das Kurioseste, was du je recherchiert hast?
Eleonore Laubenstein: Für den zweiten Band der Enzyklopädie habe ich einmal mehrere Stunden damit verbracht herauszufinden, ob es eine Froschart gibt, die sich bei Gewitter paart. Die entsprechende Szene, für die ich diese Information gebraucht hätte, hat es aber aus anderen Gründen nicht in die finale Version geschafft. Eventuell wird sie aber in abgewandelter Form im dritten Band vorkommen.
Schreibtrieb: Das ist allerdings wirklich kurios und jetzt bin ich gespannt, wie die Antwort lautet. Was ist das tollste Kompliment, das du je zu deinen Büchern bekommen hast?
Eleonore Laubenstein: „Ich will, dass das verfilmt wird. Jetzt!“
Schreibtrieb: Liebe Eleonore, wir sind schon wieder am Ende und damit auch bei den Assoziationsfragen angelangt.
Mit Sahne oder ohne: Mit. Das Leben ist zu kurz, um die Sahne wegzulassen.
Tee oder Kaffee: Tee.
Sofa oder Sessel: Sofa.
Aufgepasst
Eleonore Laubenstein hat für euch den ersten Band ihrer Enzyklopädie der Wächter als ebook mitgebracht. Auf Buchstudent und Everything is Literary ihr Rezensionen zum Buch finden. Außerdem habe ich eine Leseprobe für euch und bei Eleonore findet ihr eine Vorstellung der Charaktere. Reinschauen lohnt sich, denn heute will ich wissen, welcher Charakter euch dort am meisten interessiert. Macht mit bis zum 22.12.19. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Klappentext
Sifa ist sechzehn und ein ganz normaler Teenager, der mit seinem besten Freund Josh durch dick und dünn geht, das heißt, rollt. Denn ganz normal sind die beiden vielleicht doch nicht – Sifa ist stumm und Josh sitzt im Rollstuhl. Doch als eines Tages ein Fremder auftaucht und Sifa um Hilfe bittet, verändert sich sein Leben schlagartig. Plötzlich muss er in einer Parallelwelt gegen dunkle Mächte kämpfen und sich dem Puppenspieler stellen, dem wohl unberechenbarsten Bösewicht aller Zeiten. Auf seiner Reise durch diese unbekannte Welt begegnet er vielen Gefährten, aber er muss schnell lernen, dass in der Schattenwelt andere Spielregeln gelten, und dass niemand ist, wer er vorgibt zu sein.
Eleonore Laubensteins Auftakt einer neuen Trilogie entführt mit viel Humor in eine phantastische Welt, die mysteriöser wird, je tiefer man in sie eintaucht.