01 – Sonya Winterberg zum Neujahr

Der #WirlesenFrauen-Neujahrskalender präsentiert euch vom 1.12.2019 bis zum 6.1.2020 63 Autorinnen und ihre Werke. Lernt neue Schriftstellerinnen kennen und findet großartigen Lesestoff! Heute bei mir: Sonya Winterberg, die das neue Jahr einläutet. Leni Wambach könnt ihr heute außerdem bei Chrissi kennenlernen. Klickt rein!

Ein Spritzer Rum

Schreibtrieb: Liebe Sonya, willkommen beim #wirlesenFrauen Neujahrskalender. Draußen ist es richtig ungemütlich. Was ist denn dein Lieblingsgetränk für kalte Wintertage?
Sonya Winterberg:
Oolong mit Rosen-/Lavendelaroma mit einem Spritzer Rum.

Sachbuchautorin Sonya Winterberg

Schreibtrieb: Das hält bestimmt warm. Was wünschst du dir unterm Baum?
Sonya Winterberg: Ich liebe Überraschungen. Ich brauche eigentlich gar nichts, freue mich aber immer über Gadgets, die mir die Arbeit oder das Reisen erleichtern oder etwas, das mir eine neue Idee näherbringt.

Schreibtrieb: Welches Buch verschenkst du diesen Winter?
Sonya Winterberg: City of Girls von Elizabeth Gilbert. Ich mag die Erzählweise von Gilbert sehr und sie bildet mein Denken ganz gut ab. Ihre Charaktere sind stets Frauen, die etwas scheinbar Ungeheuerliches wagen. Dieses Mal geht es um die Showgirls im Manhattan der 1940er Jahre.



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Was immer fehlt

Schreibtrieb:  Schreibst du nach (Zeit-)Plan?
Sonya Winterberg:
Jein. Oft ist der Zeitplan durch eine Abgabe vorgegeben. Bis dahin strukturiere ich mir die Arbeit vorwiegend über den Inhalt. Das heißt ich baue eine Struktur, die ich dann meistens recht stur abarbeite. Manchmal funktioniert das gut, manchmal ist es schwierig, weil anderes dazwischen kommt. Zum Ende hin fehlt IMMER Zeit.

Schreibtrieb: Wie sieht deine Schreibstimmung aus?
Sonya Winterberg:
Ich muss konzentriert sein und brauche ein halbwegs aufgeräumtes Arbeitsumfeld. Ich höre beim Arbeiten meist keine Musik, außer ich bin unterwegs und muss mir, z.B. in der Bahn, Kopfhörer aufsetzen, um meine Ruhe zu haben. Dann stelle ich mir meistens einen Song auf Dauerschleife, damit es nur noch ein Hintergrundgeräusch ist. Für das Kanada-Buch reise ich dieses Jahr über Silvester nach Yukon, mitten hinein in den tiefen Winter im Goldgräber und Bärenparadies. Ich weiß jetzt schon, dass mich die Abende mit prasselndem Kaminfeuer in der Wildnis beim Schreiben inspirieren werden.  

Schreibtrieb: Woran schreibst du gerade?
Sonya Winterberg:
Ich habe aktuell zwei größere Projekte. Zum einen arbeite ich an der Biografie von Anja Niedringhaus, der bislang einzigen deutschen Fotografin, die einen Pulitzerpreis erhielt und die leider 2014 in Afghanistan ermordet wurde. Sie war eine sehr besondere Frau und ihr Leben ist, im Gegensatz zu ihrem Werk, viel zu wenig bekannt. Das andere ist ein Buch, das in einer sehr schönen Reihe im Piper Verlag erscheinen wird: „Gebrauchsanweisung für Kanada.“ Auf der Frankfurter Buchmesse 2020 wird Kanada Gastland sein und somit hoffe ich, mit dem Buch auch Menschen für dieses wunderbare Land begeistern zu können, denen es bislang eher fremd ist.

KI macht es spannend

Schreibtrieb: Hast du schon einmal Sensitivity Reading genutzt oder hast es vor?
Sonya Winterberg:
Ich habe es noch nicht benutzt, zumal ich im Sachbuch meine Figuren nicht erfinden oder konstruieren kann. Ich könnte es mir jedoch als Erfahrung ganz interessant vorstellen, weil ich glaube, dass niemand davor gefeit ist, Stereotype zu verwenden und Elemente zu stark zu vereinfachen, wo nuanciertes Arbeiten ein besseres Ergebnis bringen würde. Spannend wird es, wenn wir in den Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) kommen, wo künftig Texte vielleicht bereits entsprechend von KI bearbeitet werden und dieses „menschliche Versagen“ automatisch korrigieren.

Schreibtrieb: Was ist das Kurioseste, das du je recherchiert hast?
Sonya Winterberg:
Was kurios ist, liegt natürlich immer im Auge der Betrachterin. Da ich mich sowieso mit den eher abseitigen Themen oder wie ich es gerne nenne „Terror, Tod und Hölderlin“ beschäftige, stoße ich hin und wieder auf Kurioses. Bei meiner Recherche zu den Wolfskindern in Ostpreußen gab es viele Geschichten von einzigartigen Umständen, die den Kindern das nackte Überleben sicherten. Ein ganz anderes Thema war in der Biografie von Käthe Kollwitz ihre frauenliebende Seite. Wer hätte das gedacht?

Ästhetik, Kunst und Geschichte

Schreibtrieb: Wem sollte man dein Buch schenken?
Sonya Winterberg: Einem Menschen, der offen für die Leiden der Welt ist und der Geschichten von Menschen lesen möchte, die Schwieriges überwunden haben. Menschen, die Lust zum Nachdenken und Nachfühlen haben. Menschen mit Interesse für Ästhetik, Kunst und Geschichte.

Schreibtrieb: Was ist das tollste Kompliment, das du je zu deinen Büchern bekommen hast?
Sonya Winterberg: Ich bin immer sehr dankbar für Leserbriefe, die mich meistens über meinen Verlag erreicht. Am Schönsten fand ich darin einmal die Beschreibung einer Frau, die ihren Bus verpasste und sich dann in Stadtbücherei begab, wo sie mein Buch über die Wolfskinder fand. Sie begann sich darin festzulesen und kam schließlich zu einer Stelle, in der sie eine Zeitzeugin wiedererkannte, die eine Jugendfreundin ihrer Mutter war. Es hatte eine folgenreiche Trennung während des Krieges gegeben und die Mutter war sich sicher, dass ihre Jugendfreundin in den Wirren ums Leben gekommen war. Wenn sich also Menschen in meinen Büchern wiederfinden oder sie daraus etwas mitnehmen, was sie nicht für möglich gehalten hätten, bedeutet mir das ungeheuer viel.

Schreibtrieb: Liebe Sonya, danke für deine Zeit und den Einblick in deine Arbeit als Sachbuchautorin. Zum Abschluss stelle ich gerne ein paar Assoziationsfragen.

Sofa oder Sessel: Sofa
Heizung oder Kamin: Heizung
Lila oder Orange: Orange
Löwe oder Wolf: Löwe
Decke oder Kissen: Decke

Ihr wollt es wissen?

Gleich zwei Preise hat Sonya Winterberg euch mitgebracht. Für alle, die selbst schreiben lohnt es sich, für das Feedback zu einer Textprobe bis 30 Seiten in den Lostopf zu hüpfen. Aber auch ein signiertes Buch, das ihr euch aus ihrer Publikationsliste aussuchen dürft, gibt es zu gewinnen. Ich könnte mich da kaum entscheiden. Verratet mir, für welchen der Preise ihr in den Lostopf hüpft bis zum 08.01.20.

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    Wir sind die Wolfskinder – Verlassen in Ostpreußen

    Vermisst, verloren, vergessen: Über 20.000 deutsche Kinder werden ab 1944 in Ostpreußen von ihren Familien getrennt – viele für immer. Gegen Hunger, Kälte und sowjetische Willkür führen sie einen Kampf um Leben und Tod. Monatelang streifen sie, Wölfen gleich, durch die Wälder Litauens. Nach jahrzehntelangem Schweigen erzählen die letzten Wolfskinder erstmals von den Schrecken der Vergangenheit

    Einen Beitrag zum Buch findet ihr hier.

    Kollwitz. Die Biografie

    Die Biografie der herausragenden deutschen Künstlerin

    Käthe Kollwitz hat wie keine Zweite dem menschlichen Leiden eine für alle Zeit gültige ästhetische Form gegeben. Die Vita der Kollwitz jedoch, so zeigen Yury und Sonya Winterberg in dieser umfassenden Biografie, ging in Trauer und Sinnsuche nicht auf. Sie war ebenso geprägt von Lebenslust und leidenschaftlicher Liebe. Das Leben der Käthe Kollwitz spiegelt im Spannungsfeld des 19. und 20. Jahrhunderts mit allen Brüchen, Utopien, Verheißungen und Katastrophen ein dramatisches Stück Zeitgeschichte.

    Mit ihren künstlerisch wie thematisch wegweisenden Zeichnungen, Lithografien und Plastiken war die Kollwitz viel mehr als eine »Elendsschilderin«. Von Kommunisten, Pazifisten oder Feministinnen als Ikone verehrt, widersetzt sich ihr Werk jedoch jeglicher Vereinnahmung. Gerade deshalb will es immer wieder neu entdeckt werden.

    Aufgrund der weltweiten Strahlkraft ihres Werkes gilt Käthe Kollwitz bis heute als die berühmteste deutsche Künstlerin. Mit Hilfe aufwändiger Recherchen in Deutschland, New York, Los Angeles, Bern, Amsterdam und Wien sowie intensiver Gespräche mit ihren Enkeln zeichnen Yury und Sonya Winterberg das ausdrucksstarke Bild einer Frau, die sich einfachen Einordnungen entzieht und deren Werk so aktuell wie zeitlos ist.

    Kulturtussi hat bereits über das Buch gebloggt.

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