Weil ich so gerne in Englisch lese, nehme ich bei Blogg dein Buch schon mal ein Buch zur Brust, das ich in der deutschen Übersetzung kaum anrühren würde. Wie diesmal mit The Woman who Stole my Life von Marian Keys, erschienen bei Penguin von Random House. Und, zugegeben, das Titelbild fand ich einfach wunderschön und wollte darum auch einen Blick hineinwerfen. Immerhin 544 Seiten kamen bei der Lebens-/Liebesgeschichte zusammen.
Stella ist unglücklich. Nach einem Misserfolg als Autorin kehrt sie mit ihrem 18-jährigen Sohn, der sie hasst, von Amerika nach Irrland zurück, wo ihre Familie und ihr Ex-Mann auf sie warten. Zurückgelassen hat sie außerdem den Mann, den sie liebt und ihre Agentin drängt auf ein neues Buch. Dabei war Stellas vermeintlicher erster Erfolg auch ihrer Geschichte zu verdanken. Während einer schweren neurologischen Krankheit kann sie sich nur mit ihrem Neurologen Mannix per Zwinkern unterhalten. Auch als er es ihrer Familie erklärt, sind die meisten zu ungeduldig. Die Kommunikation mit ihrem Arzt aber geschieht auf einer anderen Ebene. Während Stellas Leben ihr immer mehr entgleitet, wächst die Beziehung zu Mannix, den sie eigentlich von einem Autorunfall her kennt. Er ist es auch, der ihre „Sprüche“ sammelt und ein Buch daraus erstellt. Bevor sich die beiden nach Stellas Genesung wiedersehen, trennt sie sich von ihrem Mann, von dem sie sich zunehmend entfremdet hat. Doch auch Stellas und Mannix Beziehung ist nicht leicht. Ein eifersüchtiger Sohn, fremde Meinungen und Gilda, die eigentlich nur Stellas Trainerin war, sabotieren das Glück, wo sie nur können. Und irgendwann ist Stella sich sicher, dass Gilda ihr Leben gestohlen hat.
Obwohl so viele Gefühle in Stella brodeln, gibt sie sich erstaunlich kalt. Der Leser erfährt nur nach und nach ihre gewaltige Vorgeschichte und warum sie dabei ist, zu verbittern. Ihre Hilflosigkeit zeigt sich nicht nur in der Unfähigkeit, zu schreiben, sondern auch in ihrem ungesunden Körpergefühl, den Fressattacken und der steten Unsicherheit. Sie fühlt sich verloren, so verloren, dass selbst der Leser manchmal nicht weiß, woran er ist.
Dafür sind die Nebenfiguren diejenigen, die die Handlung vorantreiben. Der Sohn, der lieber Yoga macht, statt Bier zu trinken, die Tochter, die absolute Erfüllung in der Position der jungen Ehefrau findet, ohne Ambitionen, selbst etwas aus sich zu machen, der Ex-Mann, der so verzweifelt ein Künstler sein will, dass er alles verschenkt, was er hat. Und natürlich in der Rückblende Mannix, der Stella an einem Punkt trifft, den sie nie für existent gehalten hat und Gilda, deren falsches Spiel selbst den Leser täuscht.
Gleichzeitig ist vieles vorhersehbar. Stella scheint nie glücklich mit ihrem (Ex-)Mann, wohingegen Mannix sofort wie ein Ritter in strahlender Rüstung erscheint, der schließlich selbst seinen Arztberuf für Stellas Autorenkarriere an den Nagel hängt. Das vorerst verhinderte glückliche Ende der Beiden kann den Leser nicht trügen, sie gehören zu sammen. Dass dabei ausgerechnet Mannix Ex-Frau eine große Rolle spielt ist zuviel des Guten. Die Spannung bleibt flach.
Der Stil ist dennoch gut und flüssig, lässt sich leicht lesen und ist dennoch nicht zu einfach. Das Karma als übergeordnetes Thema wird immer wieder nur peripher gestreift und ein bisschen stellt sich die Frage, ob Stella wirklich bekommt, was sie verdient, oder einfach nur, was das Leben für sie bereit hält.
Sehr schön fand ich die aufgezeigte Willkür am Buchmarkt, das auf und ab des öffentlichen Interesses und die Schwierigkeit damit umzugehen. Wie gesagt, in der deutschen Übersetzung hätte die relativ einfache, typisch Frauenromangeschichte wenig für mich übrig gehabt. So habe ich immerhin das englische Original genießen können.
Für lesebegeisterte Frauen, die sich gerne mal in Liebesromanen verlieren und gleichzeitig dramatische Lebensgeschichten mögen, ist dieses Buch genau das richtige (Weihnachtsgeschenk). Für mich war es ein seichter Genuss.
Hm. Ich muss zugeben, dass mich das Buch über alle Maßen gelangweilt hat. Die Informationen die man zu dem Buchmarkt gekriegt hat waren aber in der Tat interessant.
Am Anfang habe ich mich auch schwer getan, der Plot ist eben erstaunlich einfach gestrickt. Aber als es dann nach New York ging fand ich es auch ganz interessant. Und ich kenne viele Leser*innen, die genau so einen seichten Plot mögen.