Simon Bartsch ist Sportjournalist und Autor. Mit Wie ich aus Versehen eine Bank ausraubte hat er eine turbulente Geschichte um den jungen Jan geschaffen, der die Welt mit anderen Augen sieht. Publiziert wurde der Roman mit 238 Seiten im Februar 15 bei FeuerWerke.
Jan liebt Laura. Denn Laura ist so witzig. Immer macht sie Tiere nach oder schreit Schimpfwörter. Als sie in einer Bank sagt „Dies ist ein Überfall“ macht Jan spontan mit, nimmt das Geld an sich und will eine Weltreise machen, um seinen Vater zu finden, von dem Mutter immer sagte, er sei Seefahrer. Dabei lernt Jan nicht nur eine Menge Leute kennen, sondern wird dank seines Blogs auch selbst zum Sternchen.
Dass Laura Tourette hat, wird wohl den meisten schon beim Lesen der Inhaltsangabe klar. Jan allerdings weiß nichts davon und versteht es nicht so ganz. Denn auch Jan ist nicht das, was der Otto-Normalverbraucher „gesund“ nennt. Dafür sieht er die Welt mit einem sehr unverfälschten Blick. Das schlägt sich im Stil des Buches nieder, der mal spannend einen neuen Blickwinkel erzählt, mal grotesk das Leiden von Laura als Spaß für Jan zeigt und mal eher schwer zu lesen simpel auf der Stelle tritt.
Für mich wird Jan darum auch nicht zur liebevollen Helden-Gestalt. Er raubt immerhin tatsächlich eine Bank aus und versteht keineswegs die Tragweite dieser Handlung. Mit kindlichem Gemüt zwar, aber auch einer egoistisch-naiven Einstellung geht er durch die Welt und hat im wahrsten Sinne des Wortes keine Ahnung. Unterhaltsam auf der einen Seite. Nachdenklich auf der anderen. Ein Blick – vielleicht – in die Welt anderer Menschen. Erschreckend ist dabei, wie Jan mitgespielt wird. Von Verkäuferinnen, die ihn ausnehmen wollen, Touristen, die ihn abfüllen und einem Journalisten, der ihn bloßstellt. Ganz zu schweigen von der Mutter, die ihn belog und dem Polizisten, der ihn bedroht. Keineswegs nur seichte Unterhaltung, sondern die erschütternde Wahrheit einer Realität, die eben nur „Normale“ kennen will.
Jans Abenteuer sind darum auch teilweise einfach nur furchtbar, teilweise komisch und spannend. Er hangelt auf dem Eifelturm und wird dank seines Blogs über Nacht berühmt (wollen wir das nicht alle^^). Und wie es um die Suche nach der nie greifbaren Vaterfigur geht, geht es auch um die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung, die in jedem Menschen liegt. Laura will er beeindrucken, Laura will er bei sich haben.
Dass am Ende alles gut wird, ist mir von der realistischen Sicht aus schon wieder zu viel, zu abgehoben. Aus der literarischen wird dadurch aber das Ende rund.
Der einfache Erzählstil Jans hat mir am Ende schon etwas den Spaß genommen (mea culpa), gleichzeitig aber auch den Blick etwas geschärft, für diese andere Sichtweise, die ich eben nicht habe und die es trotzdem gibt. Auf den ersten Blick darum eine leichte Lektüre mit Unterhaltungscharakter und verborgener Tiefe für alle, die über sich hinauswachsen wollen.