Nachdem ich den ersten Band auf Deutsch gelesen habe, bin ich für den zweiten Band der Göttlich Reihe von Josephine Angelini zum Original gewechselt. 502 Seiten hat Starcrossed – Dreamless, der zweite Teil der Göttlich-Trilogie.
Nachdem ich vom ersten Band wirklich begeistert war, flachte es hier etwas ab. Die Vorgeschichte, die ich kannte, machte den Roman erst wirklich lesenswert. Helen und Lucas denken, sie sind Cousins, ihre Liebe, die beide nach wie vor nicht abstellen oder verheimlichen könne, ist daher verboten. Helen muss weiter in der Unterwelt wandeln, wenn sie schläft, denn nur so kann sie alle Nachfahren des trojanischen Krieges und damit alle Häuser von den Furien retten. Unerwartet bekommt sie Hilfe vom gutaussehenden Orion, der nicht wie Helen selbstständig in die Unterwelt kann, sondern bestimmte Portale benötigt. Da er aus zwei Häusern abstammt, glauben aber ihre Freunde, er könnte der prophezeite Tyrann sein, der die Macht hat tausende Leben auszulöschen. Sie freunden sich an, doch bei ihrem ersten „echten“ Treffen, tötet Helen, aufgehetzt von den Furien, ihren Freund fast. Lucas hat mittlerweile versucht, Helen von sich zu stoßen und dabei sein dunkelstes Innere geweckt. Der Schmerz, von ihr getrennt zu sein, frisst ihn auf. Und Helen ist im wahrsten Sinne des Wortes kurz davor, zu sterben, denn sie hat aufgehört zu träumen und wird immer schwächer. Erst als Lukas, Helen und Orion zusammen arbeiten, gelingt ihre Aufgabe, doch sie wachsen derart zusammen, dass sie sich gegenseitig vor dem Tod retten und ihr Blut sich vermischt. Sie sind nun Blutsbrüder, die vier Häuser sind vereint, und der Krieg mit den Göttern ist unvermeidlich.
Gerade weil Helens und Lucas Liebe weiterhin bestehend bleibt und stärker als alles andere ist, ist die Idee einen zweiten Mann hineinzubringen, in den Helen sich verlieben könnte, eigentlich Schwachsinn. Ich konnte keine Sekunde glauben, dass er je eine Chance hat. Vielmehr ödete mich allein die Möglichkeit an, die im Roman gegeben wird. Da Lucas und Helen bereits an dem Punkt waren, alles füreinander aufzugeben und eine Möglichkeit zu finden, zusammen sein zu können, erscheint mir der Grund, dass sie Cousins sind, irgendwie flach. Selbst in der griechischen Mythologie, auf die sich die Geschichte ja stütz, ist der gefährliche Inzest der zwischen Geschwistern und Eltern und ihren Kindern, nicht etwa zwischen Cousins, was auch heute noch ungewöhnlich, aber nicht verboten ist. Noch dazu wird am Ende des ersten Bandes von Pandora angedeutet, dass Helen nicht Ajax Tochter und damit nicht Lucas Cousine ist. Aber irgendwie bemerkt keiner der Halbgötter, dass Ajax bei Helens Zeugung schon längst tot gewesen sein muss. Dass es bis zum Ende des dritten Bandes dauert, bis das erkannt wird, fand ich ungemein langweilig. Ein neues Hindernis für die Liebe von Helen und Lucas hätte ich da mehr verstanden. Das auf und ab ihrer Gefühle wäre aufgebrochen, von neuem losgegangen.
Dass Helens „normale“ Freunde sich in die Mitglieder der Familie verlieben, war irgendwie klar, aber auch kitschig. Als gäbe es nur auf dieser Insel Menschen, in die sich die Halbgötter verlieben können. Alles in Allem erschien mir der Teil zwar seitentechnisch der längste, inhaltlich aber eher ein Übergang, als ein eigenständiger Teil. Wichtig ist vor allem, das Zusammenhalten von Helen, Lucas und Orion, dass alle drei vereint und Helen die Kraft gibt, Ares zu besiegen. Versteht mich nicht falsch. Das Buch ist auch gut, der Inhalt wichtig für alles weitere. Doch es ist das schwächste der Trilogie und einfach wesentlich weniger genial als der erste Band.