Die liebe Fantasy-Fee (ich könnte sie schon jetzt küssen) hat sich für Einmal durchs Regal ein Buch aus einer Fantasyreihe gewünscht. Ich habe ihr diesen Wunsch gleich dreimal erfüllt, indem ich in einem Rutsch die Göttlich-Trilogie von Josephine Angelini durchgelesen habe. Der erste Band Göttlich verdammt mit 496 Seiten hat dabei noch auf Deutsch zu mir gefunden. Und ich konnte das Buch nicht mehr weglegen, genauso wenig wie die zwei folgenden Bände.
Helen lebt mit ihrem Vater auf einer kleinen Insel in Amerika (klingt schon mal bekannt aus etlichen anderen Büchern). Sie ist dort aufgewachsen und hat immer versucht, ein unauffälliges, normales Mädchen zu sein. Immer, wenn die Aufmerksamkeit sich auf sie richtet, bekommt sie Bauchkrämpfe und einige Dinge an ihr selbst beunruhigen sie, doch sie schweigt beharrlich darüber. Als in ein großes Haus eine neue Familie einzieht (auch der Teil klingt bekannt), will Helen am liebsten gar nichts im ihnen zu tun haben. Leichter gesagt, als getan. Kaum steht sie einem von ihnen, Lukas, gegenüber, hört sie anklagende Stimmen und fühlt einen unbändigen Hass in sich. Sie will Lukas um jeden Preis töten und ihm scheint es nicht anders zu gehen. Als sie aber plötzlich auch von einer anderen Frau verfolgt wird, rettet Lukas ihr Leben und sie seines. Danach ist alles anders. Die Stimmen sind verschwunden, die Anziehung, die Helen und Lukas schon vorher immer wieder zueinander gebracht hat, wirkt nun vollkommen. Doch ihre Liebe darf nicht sein. Helen erfährt, dass sie eine Halbgöttin ist, eine Nachfahrin aus dem trojanischen Krieg, wie Lukas auch. Sie stammen aus verfeindeten Häusern und ihre Liebe könnte den Krieg mit den Göttern wieder auflodern lassen. Helen und Lukas sind bereit, alles für ihre Liebe zu tun, als Helens verschollene Mutter auftaucht und einen weiteren Grund nennt, warum die beiden nicht zusammen sein können.
Ich war gebannt. Selbst jetzt fällt es mir unheimlich schwer, nicht noch mehr zu erzählen. Das Buch ist genial. Und um eines vorweg zu nehmen: Ich finde es ist das beste Buch der Trilogie. Trotz der Elemente, die das Ganze als Abklatsch anderer Fantasy-Bücher wirken lassen könnten, die bei weitem nicht so gut sind, hat der Roman einen eigenen Stil, ein ganz eigenes Thema. Nicht sie selbst, die Umstände sind es, die Helen und Lukas voneinander zu trennen scheinen. Doch darüber steht ihre Liebe, die so mächtig ist, dass sie sie nicht verstecken können. Sie können einander um keinen Preis aufgeben. Dass auch das an ihr Schicksal und die Umstände gebunden ist, macht die Liebe nicht etwa aufgezwungener, viel mehr werden die Versuche, ihre Beziehung zu leugnen, nur von vorneherein nichtig.
Die Geschichte ist gut durchdacht, keine Details werden ausgelassen, Hinweise sorgfältig, aber nicht übertrieben gestreut. So bleibt einiges am Plot erahnbar, anderes offensichtlich und manches auch ungeahnt. Helen ist keine Heldin, keine Angeberin, keine Kriegerin. Sie ist einfach nur sie selbst, hofft, liebt, trauert, wie jede andere auch. Sie hat Freunde und Familie, ist also auch kein sozialer Außenseiter. Das macht sie so liebenswert und glaubwürdig.
Ich finde den Band am besten, weil er der entscheidende ist. Vieles wird hier schon angelegt, aufgezeigt und der aufmerksame Leser ist sich dieser Anzeichen auch später noch bewusst, wenn ihre Auflösung etwas platt wirkt. Vor allem, dass Helen und Lukas nur zusammen gehören können, ist so offensichtlich, dass jeder Versuch, Zweifel daran aufkommen zu lassen, für mich wie der verzweifelte Versuch gewirkt hat, das glückliche Ende zu verstecken. Wenn der Leser aber nicht mehr hofft, sondern weiß, dass es nur so ausgehen kann, sind zwei weitere Bände in diesem Plot-Punkt, unwichtiger und reichen nicht an die Innovation und Durchdachtheit des ersten Bandes heran. Meiner Meinung nach sollten aber dennoch alle drei Bände gelesen werden. Ich konnte nicht mehr aufhören, war gefesselt, bangte und hoffte und wusste. Eine halb erzählte Geschichte finde ich furchtbar, schon allein darum musste ich weiterlesen. Und der erste Band ist so genial, dass er es verdient hat, einen Abschluss zu bekommen.