Schicksalstanz – Nicole Boyle Rødtnes

Dieses Jahr bei Gulliver von Beltz und Gelberg erschienen ist das Buch Schicksalstanz – Die Töchter der Elfe von Nicole Boyle Rødtnes. Christel Hildebrandt hat den 282 Seiten langen Jugendroman aus dem Dänischen übersetzt. Ich war sofort Feuer und Flamme, nicht nur, weil ich selbst es lieben zu tanzen, sondern auch, weil ich auf die Richtung des phantastischen Plots gespannt war. Schön, dass ich es dann auch schnell vom Verlag zum Lesen bekommen habe.

Birke lebt mit ihren zwei Schwestern Rose und Azalea bei dem Vater in einer Kleinstadt. Die Drillinge sind 15 und tanzen etwa einmal im Monat vor einer großen Gruppe, womit sie nicht nur Bewunderung, sondern auch Argwohn ernten. Zu Recht, denn die Mädchen sind Elfen, sie entziehen den Menschen beim Tanzen Energie, an der sie sich nähren. Alles überschlägt sich, als die Mädchen immer mehr Energie brauchen und Birke sich in Malte verliebt, denn ihr Geheimnis darf nicht offenbart werden. Auch Rose ist verliebt und hadert mit ihrem Schicksal. Als eine Elfe im Wald tot gefunden wird und Azalea von Vision heimgesucht wird, ist nur eines klar. Nichts wird mehr sein wie vorher.

Der Plot ist wirklich toll. Auch wenn der Klappentext vor allem die Beziehung zu Malte in den Vordergrund stellt, ist das im Buch selbst nur ein Teil von vielen. Dass gerade in einem Jugendbuch die Entdeckung der Liebe nicht als Absolutum angesehen wird, sondern wie viele andere Veränderungen auftaucht, finde ich wirklich gut. Hier baut es Spannung auf und lässt trotzdem Raum für die weitere Entwicklung der Geschichte, die Veränderungen an den Mädchen und die potentielle Gefahr von außen. Auch, dass die Beziehung keineswegs von vorneherein verboten ist, sondern vielmehr einfach kompliziert ist, finde ich viel plausibler, als darin die entscheidende Macht zu sehen. Für das große Finale dieses ersten Bandes ist Malte dann auch eher ein Nebendarsteller.

Diese runde Komposition ist es auch, die den Roman wirklich gut macht. Eine Entwicklung von vielen Seiten, kein stiller Fokus auf nur einer Begebenheit. Dazu kommt, dass auch die drei Mädchen unterschiedlich sind und so diverse Richtungen mit angedeutet werden. Birke, die Erzählerin, ist dabei mitunter die eher Unscheinbare. Sie steht nicht so im Mittelpunkt wie Rose, die sich immer wieder verknallt und macht, wozu sie Lust hat. Und sie ist nicht so vernünftig und mit dem Vater verschworen wie Azalea. Dass die Mädchen sich unterschiedlich entwickeln und dabei unterschiedliche Erfahrungen machen, ist dabei nur verständlich und wunderbar ausgearbeitet.

Birkes unscheinbarer Charakter macht es mitunter aber schwer, ihre Emotionen richtig zu deuten. Etwas melancholisch dümpelt sie gerade am Anfang vor sich hin. Eine Art Lethargie hat von ihr ergriffen, die nur durch die Angst und Wut über ihr Elfensein durchbrochen wird. Dadurch erkennt der Leser aber auch, welcher Druck auf dem Mädchen lastet. Tatsächlich ist es hier die Liebesbeziehung, die Birke aufrüttelt. Letztendlich aber ist die Liebe zu ihren Schwestern wesentlich präsenter und wichtiger im Buch. Kein allzu starker Charakter ist die Erzählerin also, aber einer, der sich durchaus entwickelt und das Potential hat, zu wachsen.

Die kleinen Störungen, die vor allem durch den Vater auftreten, seinen Aussagen und seinem Verhalten, haben bei mir im Lesen Momente der Verwirrung ausgelöst. Das absolut naive Betrachten der Mädchen aber in dieser Hinsicht wird im Roman selbst aufgezeigt, die Verwirrung somit gelöst und plausibel erklärt. Der Roman zeigt damit eine hohe Selbstreflexion und ist vielen anderen Büchern damit schon weit voraus. Es bleiben Lücken und Fragen offen, schon allein, weil das Buch nächstes Jahr einen zweiten Band zur Seite gestellt bekommt.

Im Ganzen fand ich Schicksalstanz sehr lesenswert und kann es für junge Leser/innen und alle, die gerne in phantastische Jugendbücher eintauchen, nur empfehlen. Es ist anders – aber gut anders, schon wegen der skandinavischen mitschwingenden Mythologie um die Elfen. Hier wird nichts mit der Keule eingeprügelt, oder mit dem Zaunpfahl gewunken, sondern erfrischend geduldig und ruhig die Entwicklung der Geschichte und Figuren erzählt. Ab damit auf die Leseliste.

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