Der Titel aus dem dotbooks-Programm hat mich sofort angesprochen. Er erinnerte mich an Mort von Pratchett und das Märchen Gevatter Tod, das fesselte mich. Die 315 Seiten für Einmal durchs Regal sind ein netter Nebeneffekt.
Martin ist ein ungewöhnlicher Junge. Er sieht den Tod. Jenen im schwarzen Mantel umherschleichenden Gesellen, der die Seelen/Geister (was auch immer – Schmetterlinge) der Gestorbenen einsammelt. Er sieht ihn nicht nur, er unterhält sich auch noch mit ihm und nach den ersten Jahren, in denen ihre Freundschaft vor allem in Schachspielen besteht, findet er ihn gar nicht so übel. Tatsächlich beginnt er, einige von Tods seltsamen Eigenschaften zu übernehmen. Doch das liegt daran, erklärt ihm sein ungewöhnlicher Freund, dass Martin eines Tages in seine Fußstapfen treten soll. Das wiederrum passt dem jungen Rettungsschwimmer nicht so sehr, denn die emotionale Kälte, mit der Tod den Tod der Menschen einfach so akzeptiert, beunruhigt ihn.
Ein bisschen was von Mort hat der Roman durchaus. Immerhin kann auch außer Mort kein Lebender (DEATHs „Familie“ mal abgesehen) den Gevatter sehen. Auch das Ende entspricht dem Umdrehen von Morts Eieruhr, zumindest irgendwie. Dennoch bleibt die Erkenntnis etwas auf der Strecke. Martins Kampf gegen den Tod, der genauso unausweichlich, wie sinnlos ist, ist der eines Kindes, dass die Wirklichkeit nicht akzeptieren will. Er sieht weder die geringe Möglichkeit Tods einzugreifen, noch stellt er die Frage, ob es tatsächlich immer richtig wäre, es zu tun. Das Wissen um den Tod seiner Mitmenschen erzeugt eine Schuld, die durchaus nachzuempfinden ist. Martins Umgang mit ihr aber ist geradezu typisch Deutsch. Verdrängung statt Stellung. Er verdrängt die Tatsache, das es den Tod per se gibt, dass er all einmal ereilen muss. Vielleicht ist gerade deshalb am Ende nicht wirklich so weit, zu sterben.
Seine plötzlich Abkehr dieses Weges angesichts seiner eigenen ablaufenden Zeit ist sehr abrupt. Die sorgsam aufgebaute Nähe zum Protagonisten wird gestört, dadurch dass am Ende die Ereignisse wie Kalendereinträge ablaufen. Weder die Geburt des Sohnes ist ausreichend dargestellt, noch die Zeit, die er mit ihm verbringt, im Vergleich zu den vorherigen Kapiteln.
Dieses Zerwürfnis am Ende ist es, das dem Buch einen bitteren Nachgeschmack gibt. Das Heile-End-Bild selbst ist zwar unglaubwürdig, aber wäre gar nicht so sehr das Problem, wenn der Autor darauf hingearbeitet hätte. Doch die 180°C Wende von Martins Ex-Frau lässt sich genauso wenig erklären, wie seine eigene. Der etwas flapsige Stil, der dem Buch einen gewissen Charme verleiht, ist gewöhnungsbedürftig und wirkt manchmal zu distanziert. Doch zur Erzählsituation Martins passt es sehr gut. Die eingestreuten Weltgeschichtlichen Hinweise finde ich sehr passend und sie rahmen das Geschehen zeitlich ein. Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens ist ein Buch, dass ich gerne mit sehr gut bezeichnen würde, weil es mir teilweise auch wirklich sehr gut gefallen hat, wegen einiger Schwachstellen muss ich aber auf ein einfaches gut zurückgehen. Es ist angenehm zu lesen und ein lockerer Zeitvertreib.