Marie Grasshoff – Neon Birds: Logik gegen Emotionen

Der neue Stern am Sci Fi Himmel heißt Marie Grasshoff. Mit Neon Birds hat sie ein vielschichtiges Werk geschaffen, das mehr als nur zwei Farben kennt und mich ruhelos zurückgelassen hat. Denn der zweite Teil erscheint im März. Danke an Bastei Lübbe für mein Rezensionsexemplar. Der Roman einer deutschen Autorin passt wunderbar zu #wirlesenFrauen.



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Neue Welt?

2101 ist vieles anders als heute. Nach einer weltweiten Rebellion gibt es nun einen Weltrat, cyberkinetische Veränderungen ist für viele Menschen Alltag, reisen über das Mobiltelefon machen aus der Welt auch im Hinblick auf Distanzen ein Dorf. Und dann ist da noch KAMI, eine künstliche Intelligenz, die einst Menschen verbessern sollte, sie aber nun zu willenloses Mojas macht. Wie ein Virus befällt es Organismen und hat seine eigene Vorstellung von richtig und falsch. In dieser Welt leben Luke, der Student mit Vergangenheit, und sein Mitbewohner Flover, der als Geheimsoldat infizierte Menschen jagt. Okijen hat dem Militär eigentlich dem Rücke zugekehrt, aber durch seine umfangreichen Verbesserungen ist das gar nicht so einfach. Als Mojas aus einem gesicherten Bereich ausbrechen muss er wieder kämpfen und trifft Andra, die bei einem kleinen Stamm weit weg von den technisierten Städten aufgewachsen ist. Gemeinsam kommen sie nach und nach einer schrecklichen Wahrheit auf die Spur.

Dichte Handlungsstränge

Die verschiedenen Handlungsstränge bleiben stets fein verwoben, entwickeln sich aber unabhängig voneinander. Der epische Plot besteht aus vielen kleinen Schritten und eigenen Geschichten. In Neon Birds erfahren wir nur einen Teil davon und dennoch ist es genug, um Argwohn zu streuen, Vermutungen zu wecken und Spannungen zu schüren. Jede Figur bekommt ihren eigenen Hintergrund und wird durch andere Beweggründe angetrieben. Die Verstrickungen miteinander sorgen dabei für das Vorankommen der Handlungen. Das ist eine sorgfältig durchdachte Komposition, die keiner geraden Linie folgt und dennoch ihrem Ziel immer näherkommt.

Frauen mit Tiefe

Neon Birds von Marie Grasshoff umring von Charakterkarten. Darunter eine Lightbox mit #wirlesenFrauen
Neon Birds von Marie Grasshoff

Mich hat Neon Birds ungemein gefesselt und ich kann den nächsten Teil nicht erwarten. Dennoch habe ich auch Kritikpunkte. Die männlichen Figuren sind den weiblichen nicht nur zahlenmäßig überlegen, sie wirken auch handlungsführender. Andra zum Beispiel erfährt durch ihren anderen kulturellen Hintergrund geradezu naiv den anderen gegenüber. Auch andere Frauenfiguren kommen nicht so gut weg. Flovers Mutter zum Beispiel besticht durch Kälte, andere sind in erster Linie geheimnisvoll. Da fehlt, was gerade die Hauptfiguren so stark macht: die Tiefe.

Logik über Emotionen?

Die philosophische Grundlage hinter allem aber finde ich extrem spannend. Wann ist man „Mensch“, welchen Faktor spielen Emotionen und würde ein rein logisch denkendes Wesen anders über uns entscheiden? Auch die gesellschaftlichen Entwicklungen und der Hintergrund des Sturzes aller anderen Regierungen in der Vergangenheit der fiktiven Welt haben es mir angetan. Dabei wird Neon Birds keineswegs zur politischen Dystopie, sondern haucht quasi den Leser:innen nur zu, dass nicht alles so rosig ist, was da glänzt. Kurz: Das Buch macht Lust auf mehr und ich habe den zweiten Teil für März fest eingeplant.

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1 Kommentar

  1. Hallo und guten Tag ,

    O.K. das Buch ist auf alle Fälle vorgemerkt für die WuLi ..Kritikpunkte hin oder her.
    Danke für die Vorstellung.

    Guten Start ins Wochenende..LG..Karin..

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