Heute ist es wieder soweit, meine Studis haben ihre Blogs erstellt, ich habe ihnen gesagt, was ich weiß und hoffe, etwas davon bleibt hängen. Nun schreiben wir alle einen Beitrag zum Thema „Uni“. Ich auch, denn ich finde es nur fair, dass sie sehen, wie lange das dauert, wenn jemand einen Beitrag schreibt, der schon länger dabei ist. Wie immer weiß ich nicht, ob in ein paar Wochen noch jemand weitermacht, oder alle Blogs still und heimlich nach der Benotung wieder verschwinden. Ich warte, lese, hoffe.
Hier findet ihr ihre Blogs:
Badi’s Corner – Lifestyle
vegtravelli – veganes Reisen
Jeremy Button (wird noch geändert)
Brezel & Guinness – studieren in Irland
linamarieem – Lifestyle
Kathis Geheimrezepte – Kochen
ad-nuss – Werbung
Ich scheiß auf deinen Beauty Blog – Anti-Lifestyle
Kitty Bello – Haustiere
Book Gallore – Buchblog
essverliebt – Kochblog
Ich und die Uni
Zur Uni könnte ich viele Beiträge schreiben. Was ich vom Kanon der Literaturwissenschaft hier halte, der seit über zehn Jahren nicht aktualisiert wurde. Warum ich es kenne, wenn gerade Germanistikstudenten und -studentinnen der Spaß am Lesen verdorben wird, weil ihre Leselisten nicht nur voll mit „neuerer deutscher Literatur“ sind, die gänzlich aus dem vorletzten Jahrhundert stammt. Ich liebe die Literaturwissenschaft – sonst würde ich kaum in ihr promovieren – aber im Unialltag gibt es ausgerechnet hier einige Stolpersteine, die auf Dauer frustrieren. Aber stattdessen schreibe ich heute mal „off topic“ und dafür zu einem Thema, dass mir schon lange auf der Seele brennt. Darüber, wie es ist, mit Kind an der Uni zu sein.
Wie geht das bloß?
Ich gestehe, ich fühle mich immer etwas unwohl, wenn mir jemand sagt, er wüsste gar nicht, wie ich das alles hinbekomme. Weil sich allein dieser Satz schon danach anhört, als wäre ich entweder komplett irre oder eine Superheldin, oder beides. Fangen wir mal mit der Tatsache an, dass ich nicht alleinerziehend bin und mein Mann sich mit mir alles was mit den Kindern zu tun hat, teilt. Das heißt auch sein Wochenende allein mit ihnen zu verbringen, während ich einen Samstagskurs an der Uni gebe. Oder beim kranken Kind zu bleiben, bei den Hausaufgaben zu helfen, die Kinder zu Verabredungen oder sonst wo hin zu fahren, sie bettfertig zu machen, anzuziehen, und ihnen zu verbieten, die Couch mit Filzstiften anzumalen.
Außerdem haben wir den großen Vorteil, Familie am Ort zu haben, unsere Eltern sind in der Nähe und springen ohne zu zögern ein. Mein Bruder, früher waren es sogar noch meine Omas, Patenonkel und wer eben gerade Zeit hat. ICH schaffe das nicht, wir schaffen das, auch ohne Jägermeister. Darum macht mir weder die Jobsuche nach der Promotion, noch das vierte Kind oder sonst etwas Angst. Ja, wir kennen Stress und schlafen abends auch mal erschöpft auf dem Sofa ein, wir wissen, dass nicht alles rosig läuft. Aber wir halten zusammen.
Ist das alles?
Extrem wichtig dabei ist aber auch dass Arbeitgeber oder eben Uni mitspielen. Das weiß ich aus erster Hand. Als ich mit Keule schwanger war, studierte ich noch in Kaiserslautern an der TU. Gerade bei den Praktika und Kursen, die mit potentiell für das Baby gefährlichen Stoffen zu tun hatten, konnte ich nicht dabei sein. Teilweise bin ich dabei vor allem auf eines gestoßen: auf Ratlosigkeit. Ein Gespräch bei der Studienberatung der Uni und im Gleichstellungsbüro haben mir relativ schnell klargemacht: Unterstützung gibt es hier nicht. Dass ist nun zehn Jahre her, vielleicht hat sich da einiges geändert. Ich weiß es nicht.
Ich weiß allerdings wie es in Mannheim gelaufen ist, auch damals schon. Dort durfte ich mein Kind mitbringen. Selbst die Dozenten, die es nicht gerne sahen, dass ein Kind dabei war, haben etwas gemurrt, mich gebeten, ihn das nächste Mal zu Hause zu lassen oder mir auch angeboten, dafür eine extra Fehlstunde zu machen (eigentlich besteht Anwesenheitsplicht, erlaubt sind maximal zwei Fehlsitzungen).
Etwas später habe ich eine Verordnung der Uni gefunden, in der genau das angesprochen wird. Ich darf weder aus den Kursen geworfen werden, weil ich das Kind mitbringe, oder weil ich wegen der Kinder zu Hause bleibe, auch bei Prüfungen gilt besondere Nachsicht. Nach meinen ersten Erfahrungen habe ich die Dozenten vorab nachgefragt und dementsprechend reagiert. Als ich mit der Nudel schwanger war, habe ich bereits vorgesorgt und abgesprochen, welche Kurse ich auch mit Stillkind besuchen darf. Während die Kleine an der Brust getrunken hat, habe ich mich im Kurs gemeldet und niemand hat sich daran gestört, dass ich gleichzeitig stille und aktiv im Seminar bin. Sie hat in den Seminarräumen krabbeln gelernt und eines meiner Lieblingsbilder von ihr zeigt sie, wie sie im Kinderwagen sich gerade nach dem Dozenten umsieht.
Uni und Kind? Na klar!
Auch hier steht das große Wir. Damit ich auch zur Uni konnte, als die Nudel bereits im Laufalter und nicht zu bremsen war, hat meine Mutter einen Tag von zu Hause gearbeitet und vormittags ihre Enkelin betreut. Als wir für den Knopf erst später als eigentlich geplant einen KiTa-Platz bekommen haben, war sie auch wieder zur Stelle. Als Student*in ein Kind zu haben kann also mit der richtigen Organisation und Einstellung wirklich angenehm sein. Ich würde es sofort wieder so machen. Als Dozentin ist es schon etwas anders. Ich gestehe, auch hier habe ich Keule schon mitgenommen, zuletzt, als die Schule an Fasching frei hatte. Er wird dieses Jahr zehn und setzt sich dann mit einem Buch auf einen freien Platz und bekommt sonst nichts mehr mit. Persönlich hätte ich auch kein Problem damit, das Baby ab August im Tragetuch mit in die Kurse zu nehmen.
Ich rechne es dem Organisator unserer germanistischen Seminare auch hoch an, dass er regelmäßig darauf Rücksicht nimmt, wenn ich bei manchen Seminarzeiten einfach nicht kann und mir dann ein passender Kurs zugeteilt wird. Diese Akzeptanz und Unterstützung ist im Beruf nicht selbstverständlich. Schon als ich noch keine Kurse gegeben habe, war meine Arbeit an der Uni wunderbar mit meinen Kindern zu bewerkstelligen. Ins Transportfach im Kinderwagen kamen die Bücher und damit fuhren wir zu Bib. Die Kinder konnten mit in die Lehrstuhlbesprechung und Heimarbeit war sowieso nie ein Problem. Für mich war diese Entscheidung nie eine falsche.
Aber…
Und damit kommen wir zum Knackpunkt. Für mich. Das heißt eben auch nicht, dass es für jeden so sein muss. Unabhängig davon, dass gar nicht jede*r Kinder will, sind manche schon mit ihrem Studium so ausgelastet, dass nichts mehr darin Platz hat. Keine Kaktee, kein Zwergkaninchen und eben auch kein Kind. Auch kommt es einfach auf das Kind an, wie weit es sich in so ein Leben nahtlos integrieren lässt. Schreikinder oder andere kleine Persönlichkeiten kann man nicht so leicht mit in Kurse nehmen. Entscheidend ist auch, dass ich mich als Elternteil trotz Kind noch auf das Seminar konzentrieren kann. Manche Eltern kleben dann aber geradezu an ihrem Kleinen, was noch mehr Aufmerksamkeit auf das Kind zieht und schließlich alle stört.
Nicht zuletzt muss ich im Falle eines Falles auch einsehen, dass mein Nachwuchs gerade nicht mitmacht und eben früher gehen oder auch nur ein paar Minuten mit dem Kind den Raum verlassen. Alles Dinge, die ich auch schon gemacht habe. Für mich hat das Konzept Uni mit Kind(ern) seit 2008 gut funktioniert, ich habe mit der Nudel das Masterstudium absolviert, mit Knopf im Bauch meine Masterarbeit geschrieben und stecke mitten in der Promotion – bin also immer noch als Studierende eingetragen. Ob und wie dieses Kind mitmacht, weiß ich nicht, bin aber guter Dinge. Denn ich weiß, ich bin nicht allein, sondern Teil eines Wir und auch an der Uni weiß ich um Verständnis und Unterstützung. Das ist ein Segen und ich bin mir dessen voll bewusst.
yes wir can! xD
auf die Zukunft Eva 🙂
Hallo Eva-Maria,
da hast Du wohl eine Wohlfühl-Uni mit entsprechenden Fachangebot gefunden oder?
Dass das alles so klappt.
Also kein Fach mit über 400 Studis und einer riesen Uni..
LG..Karin..
Naja, die Uni Mannheim ist auch keine kleine. Ich denke, in dem Bereich ist weniger die Größe entscheidend, als die Organisation auf allen Seiten. Und selbstverständlich die Machbarkeit. Ins Chemielabor kann man ein Baby schließlich schlecht mitnehmen.
LG
Hallo Eva-Maria,
es ist so toll, wenn man einen Arbeitgeber oder eine Uni findet, die einen nicht nur beim arbeiten bzw. studieren unterstützt sondern auch das Familienleben nicht zu kurz kommen lässt. Leider haben nicht viele so ein Verständnis wie es bei dir der Fall ist.
Ich wünsche dir auch für deine Promotion und natürlich deinen Kindern weiterhin alles Gute. 🙂
Liebe Grüße
Diana von lese-welle.de
Danke Diana. Ich habe da wirklich viel Glück, andererseits ist mir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Anliegen und ich fordere da auch schon mal die Grenzen heraus.
Apropos: ich meine, du ständest noch auf der Gewinnerseite meines Adventskalenders. Schau doch mal rein, unter Aktionen.
Lg
Eva
Hallo Eva,
die nächste Generation Blogger von der Uni Mannheim – wie spannend 🙂 da muss ich mich ich gleich mal durchklicken.
Vielen Dank für dein tolles Blogger-Seminar!
Alles Liebe
Shirin
Liebe Shirin,
sehr schön zu sehen, dass manche meiner „ersten“ immer noch dabei sind 🙂 Es ist jedes Mal aufregend, was für unterschiedliche Blogs zustande kommen.
Lg
Eva
Ganz toll! Und es freut mich so, dass das für dich alles so super geklappt hat (und hoffentlich auch weiterhin klappt).
Ich hab selbst noch keine Erfahrung, hoffe aber, dass bei uns später auch alle Faktoren so gut mitmachen.
Das wünsche ich dir von ganzem Herzen. Da gehört auch viel Selbstorganisation und allgemeines Mitarbeiten dazu, aber auch immer eine gehörige Portion Glück.
Hallo Eva, da ich es ja immernoch nicht geschafft habe unser Interview zu transkribieren (Shame on me), wollte ich fragen, ob ich vielleicht erstmal diesen Text von dir reposten kann? Also mit Link auf deinen Blog und dem Hinweis, dass wir bald noch ein Erfahrungsbericht zu promovieren mit Kind mit dir kommt. 🙂
😂 ja klar, das geht