Nach dem ersten Band der ELEMENTAR-Reihe von Diana Dettmann habe ich den zweiten, Feuerhauch, in einem Zug durchgelesen. Satte 440 Seiten, erschienen im April 2015.
Eva ist zurück und versucht ihr Leben wieder aufzunehmen, doch seit Victors Tod ist nichts mehr, wie vorher. Da steht plötzlich eine alte Bekannte vor ihr und erklärt, Victor sei gar nicht tot und Eva müsse Isabella helfen, ihn zu retten. Ausgerechnet. Doch ohne zu zögern macht sie sich auf, ihre große Liebe zurück ins Leben zu holen. In der magischen Gegenwelt erfährt Eva, dass Victors Seele durch Richards Angriff im Dolch gefangen ist und sein Körper darum ohne Leben. Nur Eva soll den Dolch zurückholen können. Doch wieder erzählt Isabella ihr nichts anderes. Eva wird gefangen genommen und kommt ausgerechnet Richard, Victors Angreifer, näher als sie es je für möglich gedacht hätte.
Ich bin hin und weg. Mit manchen Wendungen hätte ich nach dem ersten Teil nie gerechnet. Dass Eva William vergibt war ja noch abzusehen, doch ihre Gefühle für Richard haben nicht nur die Figur Eva sondern auch mich als Leserin komplett überrumpelt. Stockholmsyndrom oder Schicksal? Evas Figur gewinn auf jeden Fall an Tiefe, an Zerrissenheit und Kontur. Sie lernt und erfährt unglaublich viel und wächst derart über sich hinaus, dass es beeindruckend ist, wie die Diana Dettmann diese Entwicklung auch hat festhalten können. Dass dabei auch Nebenfiguren Raum haben zeigt schriftstellerisches Können und eine detailliert ausgearbeitete Geschichte.
Der Stil ist wirklich zum Eintauchen. Die langen Passagen zwischen den eigentlichen Handlungen sind hier kürzer als im ersten Teil, was mir gut gefallen hat, außerdem gibt es viel mehr aktive Handlung und Eva ist viel mehr Akteurin als abwartende Beobachterin. Sie ist mittendrin und die Seiten verfliegen geradezu.
Teilweise hat die Geschichte dann auch nur noch wenig mit dem ersten Band zu tun. Victor und seine Vergangenheit mit Eva spielen im Grunde nur für die anfängliche Bewegung und das Ende eine Rolle, ansonsten werden sie zwar durch Richards Plan immer wieder vor Augen geführt und durch Evas Gefühlswirrwarr beleuchtet, für das Geschehen von weiten Teilen des Romans sind sie aber zweitrangig.
Auch von der normalen Welt ist die Geschichte von Feuerhauch weitgehend abgeschottet. Lediglich am Anfang und in einer kurzen Episode zwischendurch ist Eva in der menschlichen Welt. Viel stärker aber ist sie an Richards Seite. Er findet auch heraus, wie sie überhaupt zum Mischwesen werden konnte. Anders als Victor, der Evas Kräfte immer nur ungern gesehen hat, stärkt Richard sie und trainiert mit ihr. Zwischen den beiden entsteht nicht nur hier so viel Feuer und Leidenschaft, dass es Spaß macht, ihre Beziehung zu verfolgen und das Mitfiebern bei mir regelrecht obsessiv geworden ist.
Kein romantischer Kitsch, sondern realistische Gefühlswelten, Päckchen, die getragen werden müssen und nicht zuletzt ein Krieg, der bevor steht. All das bringt Diana Dettmann einfach nur großartig in Feuerhauch zusammen. Ich bin begeistert.