Shakuntala –nacherzählt von Abhika G. Yilmaz

Urachhaus hat die indische Liebeslegende Shakuntala im Programm, die von Abhika G. Yilmaz nicht nur nacherzählt, sondern auch mit wunderschönen Scherenschnitten illustriert wurde.

Der junge König Dushjana findet beim Jagen zufällig den heiligen Ort des Weisen Vater Kanva. Der andächtige und friedliche Hain beeindruckt den König und er beschließt, Kanvas Tochter aufzusuchen, um noch ein bisschen verweilen zu können. Shakuntala, die Tochter des Weisen, ist jung und naiv, aber auch sehr hübsch, klug und schlichtweg bezaubernd. Der König verliebt sich, doch ein Fluch lässt ihn die Geliebte vergessen.

Für mich hat der Stoff dieser Sage sehr viel Kraft. Die Nacherzählung ist an mancher Stelle etwas holprig. Der Stil ist nicht etwa ins Moderne gebracht, sondern nah an der Mündlichkeit einer alten Sage gehalten. Das zeichnet die Geschichte vielleicht nicht literarisch aus, kennzeichnet aber ihren Wert als möglichst authentisch. Wenig direkte Rede und viel Beschreibendes ist darin enthalten. Wie eine Erzählung eben und keine aufgeschriebene Geschichte wirkt das Büchlein mit den 71 Seiten.

Dass das Buch ein Zitat Goethes und ein Vorrede Herders zu einer älteren Ausgabe enthält, zeigt die historische und damit auch Stoffgeschichtliche Bedeutung der Sage. Das hier ist nicht etwa ein fremdes Märchen, das jetzt den Weg zu uns gefunden hat. Stattdessen handelt es sich um eine Sage, die bereits seit mehreren Jahrhunderten ihre Wirkung auf deutsche Literaten und Autoren hat. So ist es nicht verwunderlich, dass Teile der Handlung und Elemente der Motivik intuitiv an andere Geschichten erinnern.

Das Vergessen der Liebsten und die Bedeutung eines Ringes als Erinnerungsstück, als Erkennungsstück, ist immer noch ein beliebtes Motiv gerade in fantastischer Literatur. So zeigt sich in Shakuntala womöglich der Ursprung solcher Motivik, was mich ungemein fasziniert. Noch dazu ist die Geschichte schlicht schön. Ideal nicht nur zum selbst lesen, sondern wie andere Märchen auch zum Vorlesen. So sind beispielsweise sexuelle Handlungen sehr blumig verschleiert und auch die Gefahr, in die einige Figuren geraten, keineswegs bedrohlich, sondern im Handlungsrahmen schlicht Spannungsspitzen. Auch meinen Kindern hat die Sage von Shakuntala gut gefallen.

Ein Hingucker sind auf jeden Fall die Scherenschnitte, die als Illustration dienen. So wie der Text manchmal sehr umschreibend, märchenhaft und schlicht ist, zeigen auch die Schnitte Konturen, ohne zu klar zu werden. Der einfache und deutliche Kontrast zwischen schwarz und weiß bietet dabei einen festen Rahmen und dennoch viel Platz für eigene Vorstellungen. Nicht zuletzt unterstreicht diese Art der Darstellung das Sagenhafte der Geschichte und die Verortung in eine märchenhafte, lang vergangene Welt.

Shakuntala ist ein wunderschönes Buch für kleine Buchliebhaber, Literaturbegeisterte jeden Alters und gerade für Freunde von fantastischer und romantischer Literatur.

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1 Kommentar

  1. Huhu,

    ich liebe Bücher mit Scherenschnitten, findest leider viel zu wenig Verwendung bei der Covergestaltung.

    LG..Karin…

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