Manchmal braucht es einen Schubs, um mutig zu sein und Neues zu wagen. Ich hatte Angst, der Erfolg von #WirlesenFrauen würde wieder unsichtbar, wenn ich mehr will. Das wird nicht passieren. Verlage, Leser:innen, Buchblogger:innen und Buchclubs nutzen den #. Er wurde im Deutschlandradio erwähnt, in Magazinen und Berichten für mehr Sichtbarkeit von Autorinnen. Er hat sich verselbstständig und wird weiterhin von vielen genutzt werden, um zu zeigen, dass Autorinnen im Literaturbetrieb benachteiligt sind. Alles, was nicht der Vorstellung eines Norm-Autors entspricht, wird klein gehalten.

Im Patriarchat ist dieser Norm-Autor weiß, abled, dya cis und männlich, seine atheistische, religiöse, gläubige, kulturelle oder traditionelle Lebensweise und/oder Zugehörigkeit wird nicht von christlich-westlichen Normvorstellungen erased. Das macht beispielsweise Frauen unsichtbar, darum setzen einige feministische Aktionen hier an, so auch #WirlesenFrauen. Aber wenn man sich nur darauf konzentriert, Frauen im Gegensatz zu Männern zu stärken, werden viele übergangen, die auch unter patriarchalen Strukturen leiden, wie z. B. lesbische, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen. (Politisch gibt es hier explizit inkludierende Aktionen unter dem jungen Akronym FLINTA). Mit #diverserlesen möchten wir nun einen größeren Raum schaffen und darüber hinaus alle marginalisierte Autor:innen erfassen.

Manchmal braucht es einen Schubs und Unterstützung, um nicht länger zu warten. Ich freue mich sehr auf diesen Schritt! Er bedeutet, dass ich nicht mehr alleine alles organisiere, sondern mit Nora Bendzko, Katherina Ushachov und skalabyrinth drei engagierte und großartige Autor:innen an meiner Seite habe. Wir machen das zusammen.

Jedem Ende wohnt ein Anfang innen

Es wird ab dem 08.03.2021 keine dritte Runde der #WirlesenFrauen-Challenge geben. Wir starten etwas Neues: #diverserlesen. Das kann gleichzeitig als #DiverserLesen verstanden werden, denn wir wollen mit euch gemeinsam diversere Literatur lesen, als die der „Norm-Autoren“. Gleichzeitig kann es als #DiversErlesen stehen, als das Erlesen von Neuem, von Diversity und neuen Perspektiven. [Falls ihr Screenreader nutzt und mit der Schreibweise #diverserlesen Probleme auftreten, sagt uns bitte Bescheid, dann überlegen wir, wie wir hier ansetzen können.] Darunter wird es ab März eine neue Challenge geben und weitere Aktionen. Ich hoffe sehr, dass der # sich wieder verbreitet, dass er wirkt und sichtbar macht, Aufmerksamkeit für alle bringt, die in der patriarchalen weißen christlichen Gesellschaft unsichtbar bleiben. Das sind FLINTA, LSBATIQQP+ (lesbische, schwule, bisexuelle, aspec (asexuelle, agender und aromantische), trans, inter, queere, questioning, polyamouröse Menschen), BI_PoC (Black, Indigenous und People of Colour), chronisch oder psychisch kranke Personen sowie solche mit Behinderung, Menschen mit Neurodiversität(en) und Menschen, die im Zusammenhang mit Religion, Glauben, Kultur-, Traditions- oder Schicksalsgemeinschaften diskriminiert werden.

Da so eine Auflistung leider endlich ist, die tatsächliche Liste an Marginalisierungen leider nicht, kann es sein, dass wir hier eine spezielle nicht explizit benannt haben. Schreibt uns dann doch einfach an und wir schauen ob und wie wir sie ergänzen können. Diese Challenge ist für alle marginalisierten Autor:innen. Wirklich. Nutzt den # gerne auch außerhalb der Challenge, wenn ihr Bücher dieser Personengruppen lest. Macht sie sichtbar!

#diverserlesen auf einer Lightbox, noch haben wir kein Logo, hoffentlich bald!
Noch gibt es kein Logo für #diverserlesen, aber hoffentlich bald

Lasst uns #DiverserLesen und #DiversErlesen

#diverserlesen wird zunächst 12 Monate laufen. Die Aufgaben stelle ich euch gleich vor. Zunächst die wichtigste Regel: Zu dieser Challenge sollen keine Bücher von Autoren gelesen werden, die sonst auch in der Literaturlandschaft bevorzugt gelesen werden (also die von den erwähnten „Norm-Autoren“). Falls ihr das Buch eines weißen abled dya cis Mannes lesen wollt, dessen atheistische, religiöse, gläubige, kulturelle oder traditionelle Lebensweise und/oder Zugehörigkeit nicht von christlich-westlichen Normvorstellungen erased wird, muss er mindestens in einem Punkt marginalisiert sein! Ebenfalls wichtig: Wir behalten uns vor, gelesene Bücher von offen diskriminierenden Autor:innen nicht zu zählen! Fragt mich oder die anderen drei Organisator:innen gerne, wenn ihr euch nicht sicher seid.

Wer mitmachen möchte, braucht eine Challenge-Seite oder einen SoMe-Account, der uns unten in den Kommentaren verlinkt wird und auf dem euer Lesefortschritt übersichtlich gepostet wird (also z. B. ein Thread auf Twitter, eine Storysammlung auf IG). Bitte mit der jeweiligen Aufgabe, falls ihr eine Punkteübersicht machen könnt, wäre das super! Im Moment suchen wir noch nach einer Person, die selbst Diskriminierungserfahrungen hat und die mit uns ein Logo erstellt, ich aktualisiere es hier asap. EDIT: Wir haben eine:n tolle nicht binäre Künstler:in gefunden und sammeln aktuell im Moneypool, um xier angemessen bezahlen zu können.

Die Aufgaben von #diverserlesen:

  • 1. Vielfalt ist mehr. Lies ein Sachbuch, das eine marginalisierte Person geschrieben hat. Wir haben 2020 gesehen, wie sehr ohnehin schon privilegierte Männer in den Fokus rückten, sobald es um Wissenschaft geht. Das schmälert die Leistung von so vielen Menschen. Zeigen wir, wie viel Wissen bei dieser Perspektive verloren geht. Einen Punkt pro Buch.
  • 2. Wie war dein Leben? Lies eine (Auto)Biografie. Das Leben von FLINTA und LSBATIQQP+ Menschen wird viel seltener als interessant anerkannt. Aber man muss nicht First Lady sein, um eine beeindruckende Biografie zu haben, die es lohnt, zu kennen. Tauch ein in historische Bezüge oder topaktuelle Lebensrealitäten. Wer es sogar schafft, hier eine passende Autobiografie zu lesen, bekommt einen Extrapunkt. Alle anderen bekommen zwei je Buch.
  • 3. Nur weiß ist langweilig. BI_PoC-Autor:innen haben noch immer mit entsetzlichen Anfeindungen zu kämpfen. 2020 hat uns BLM gezeigt, wie wenig sich tut, wie viele immer noch wegsehen – erst recht in Deutschland. Lesen wir dagegen an! Zwei Punkte für jedes Buch einer nichtweißen Person, das du liest.
  • 4. Fremde Heimat Sprache. Im Grund eine Doppelaufgabe – oder mehr Möglichkeiten für euch. Lies das Buch einer exilierten marginalisierten Person oder von jemandem, der:die nicht in der eigenen Erstsprache schreibt. Sprache ist ein wichtiger Teil für unsere Identität, unser Konstrukt von Heimat und essenziell für unsere Geschichten. Was, wenn wir in einem Land wohnen, dessen Sprache uns fremd ist, mit der wir nicht aufgewachsen sind und die wir nicht glauben, von Grund auf zu kennen? Und was, wenn wir in so einer Sprache schreiben? Finde es heraus und sichere dir zwei Punkte.
  • 5. Reduziert? Leider sind viele Geschichten, die nicht von „Norm-Autoren“ geschrieben werden, auf die Marginalisierung der Betroffenen reduziert. Frauen schreiben Frauenliteratur, BI_PoC über Rassismus, queere Menschen über Coming Out und Queersein, behinderte Menschen über ihre Behinderungen … Aber wir sind mehr als eine Eigenschaft, wir sind mehr als diese Reduzierung. Lies ein Buch einer marginalisierten Person, das sich nicht mit ihrer Marginalisierung beschäftigt. Zwei Punkte je Buch.
#diverserlesen auf einer Lightbox. Der Name kann doppelt verstanden werden. Diverser Lesen oder Divers Erlesen
diverser lesen oder divers erlesen – #diverserlesen ist beides: ein Fokus auf Diversity und das Entdecken von Diversity
  • 6. Es wird lyrisch. Ich liebe Gedichte! Ein Genre, das so dicht und gleichzeitig subjektiv ist. Es wird von weißen christlich sozialisierten abled dya cis Autoren beherrscht, wodurch anderen die Sprachkunst aberkannt wird. Das ist falsch! Auch andere schreiben beeindruckende Lyrik. Lies einen Lyrikband einer FLINTA Person und sammle zwei Punkte ein.
  • 7. Da war doch was … Wirf einen Blick in dein Bücherregal. Wer tummelt sich da? Welches Buch hat dir so sehr gefallen, dass du es schon immer noch einmal lesen wolltest, aber keine Zeit dafür fandest? Lies ein Buch einer marginalisierten Person, das du schon kennst, ein weiteres Mal. Finde Feinheiten und Anspielungen, die dir beim ersten Mal entgangen sind. Einen Punkt gibt es dafür.
  • 8. Be Indie. Nein, nicht mit Hut und Peitsche. Lies das Buch einer marginalisierten Person, die independent oder im Selfpublishing veröffentlicht, und nimm einen Punkt mit.
  • 9. Mehr als binär. So ist unsere Welt, nur Computer kommen über 0en und 1en nicht hinaus. Lies das Buch einer nicht binären genderqueeren Person und nimm 2 Punkte mit.
  • 10. Joker. Lies ein Wunschbuch einer marginalisierten Person, dieren Marginalisierung nicht schon durch eine der anderen Aufgaben explizit abgedeckt ist. Warum? Weil du weißt, was dir gefällt. Finde eine Person, die das schreibt, und nimm dir einen Punkt.
  • 11. Wir waren schon immer da! FLINTA, LSBATIQQP+, BI_PoC, Menschen mit Behinderung und viele mehr sind keine Neuerfindung oder haben früher nicht geschrieben. Lies ein Buch von einer marginalisierten Person, das vor 1950 erschienen ist, und bekomme zwei Punkte.
  • 12. Gemeinsam sind wir stark! Lies darum das Buch einer marginalisierten Person gemeinsam mit anderen, in einer Leserunde, einem digitalen Austausch oder einem Buchclub. Einen Punkt dafür.

Es gibt keine Vorgabe, in welchem Monat ihr welche Aufgabe bewältigen müsst. Jede Aufgabe muss mindestens einmal bewältigt werden, ehe eine doppelt gewertet werden kann. Außerdem könnt ihr je Aufgabe einen Extrapunkt erlesen, wenn ihr das Buch einer mehrfach marginalisierten Person lest. Wir werden eine Teilnehmer:innen-Liste zur Übersicht veröffentlichen, wenn ihr mitmachen wollt. Natürlich könnt ihr aber die Challenge auch nur für euch angehen. Zusätzlich zu den Leseaufgaben wird es wieder kleinere Aktionen und Themenbeiträge geben, haltet also die Augen offen. Damit #diverserlesen nichts Besonderes mehr ist, sondern „normal“!

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27 Kommentare

  1. Da bin ich dabei. Muss ich nur meinen #WirLesenFrauen Runde 3 Beitrag etwas abändern und ergänzen.
    Ich freue mich drauf!

    1. <3 <3 <3 <3 DANKE, ich freu mich so, dass ihr diesen Schritt mitgeht

      1. So, habe meinen Beitrag etwas abgeändert und angepasst. Ich finde super, was du da ins Leben gerufen hast.

        Hier der Link zu meinem Beitrag: https://melbooklover.wordpress.com/2021/02/03/diverserlesen-ehemals-wirlesenfrauen-challenge/

  2. Natürlich sind Kerstin und ich dabei! Ich bin wirklich verzückt von der Veränderung <3 So werden noch mehr Menschen einbezogen und ich hoffe sehr, das #DiverserLesen ebenso die Aufmerksamkeit bekommt – ich werde den Hashtag versuchen so viel wie möglich zu nutzen!

    Beginnt es am 8. März oder wählst du ein anderes Datum als Start?

    Ich habe unseren Beitrag nun angepasst und erst Mal auf den 8.3. geplant – bin schon sehr gespannt auf das/dein/euer Logo <3

    1. Wir starten ab März, also schon am ersten.

      Danke, dass ihr wieder dabei seid!

      Lg
      Eva

      1. Hab dann alles auf das neue Leseprojekt nun angepasst und natürlich sind wir dabei, ich finde es großartig was du da ins Leben gerufen hast!

        1. PS: nur eine Frage, so wie ich die Erneuerung verstanden haben, gehören Frauen und Menschen die sich als Frauen identifizieren zu marginalisierten Personen oder braucht zusätzlich (wie doof formuliert, ich weiß …) eine chronische Erkrankung (als Beispiel)?

          Bin schon sehr gespannt auf euer Logo <3

          1. Richtig verstanden, Janna. Cis Frauen, trans Frauen und andere FLINTA sind marginalisierte Menschen.

            Das Logo wird zum 1.3. noch nicht fertig sein, das schaffen wir aktuell nicht, aber es kommt asap.

            LG
            Eva

          2. Danke dir, wollte nur lieber noch mal nachgefragt haben (=

            Bin schon sehr gespannt darauf <3

            hab ein muckeliges Wochenende!

          3. PS:

            hier unsere Challenge- bzw. Leseprojekt-Seite: https://kejaswortrausch.de/diverser-lesen/

            Und soll es FINTA sein oder FLINTA? Ich hatte dich in unserem Beitrag zitiert und wurde darauf aufmerksam gemacht – nun wollte ich mal bei dir nachfragen, da ich den Begriff/Kürzel nur mit „L“ kenne

          4. Es gibt beide Begriffe, der Artikel von Queerlexikon beschränkt sich auf FINTA. FLINTA spricht einfach explizit noch einmal lesbische Menschen mit an.

  3. Werde auch gerne den Schritt mitgehen und bin (wieder) dabei. Ob ich es technisch aber hinbekomme, mir ein Insta eine Storysammlung anzulegen, weiß ich nicht. Werde es aber versuchen…
    Liebe Grüße und danke für die Ermutigung, die Augen zu öffnen
    Gerlind

    1. Oh Gerlind, es freut mich so, dass du mitmachst! Du bist immer so fleißig mit dem Lesen und wenn du wieder Threads auf Twitter anlegst, passt das absolut für mich!

  4. Ich glaube, bei dieser Runde mache ich auch mit und erstelle eine entsprechende Seite auf meiner Homepage. 🙂 Dank für eure Initiative!

  5. Hallöchen,

    ich hab es dann heute endlich geschafft hier hereinzuschauen.
    Aktuell sitze ich auch am Aufbau der Seite. Ich werde wohl auch zum Start am 08.03. noch einen gesonderten Beitrag bringen.

    Denn ich bin in vielerlei Hinsicht bei einigen genannten Personengruppen echt noch total grün hinter den Ohren und möchte diese Challenge nicht nur dafür nutzen die marginalisierten Personen sichtbarer zu machen, sondern auch für mich selbst mehr darüber zu lernen. Auch wenn mir persönlich es total Wurscht ist, welche sexuelle Orientierung oder Identifizierung, welche Hautfarbe, oder ob einer geistigen/körperliche Behinderung etc.

    Für mich stand schon immer der Charakter im Mittelpunkt. Doch weiß ich auch, und davor möchte ich die Augen auch nicht schließen, dass die Welt eben nicht so ist, wie ich/wir es gerne hätten.
    Ich hoffe, dass mir diese Aktion auch weiter die Augen öffnet, denn ich bin ich ehrlich, ich sehe viele Probleme nicht, da sie mich eben nicht betreffen. Aber ich weiß, dass es die da draußen trotzdem gibt. Und nur gemeinsam können wir etwas bewegen.

    Oh, das wurde ja schon fast eine Rede hier. Jetzt aber genug der Worte. Ab zurück an die Arbeit und die Seite fertigstellen. Den Link dazu und zu meinem Beitrag werde ich dir zeitnah noch zukommen lassen.

    Cheerio
    RoXXie

    1. Hey RoXXie,

      Super, genau dafür ist die Challenge ja (auch) da. Um Awareness zu schaffen und für Sichtbarkeit zu sorgen. Danke, dass du mitmachst 💜

      LG
      Eva

      1. Huhu,

        hier ist nun noch der Link zu meiner Challenge-Seite: #DiverserLesen

        Cheerio
        RoXXie

  6. Ich freue mich schon so sehr auf die Challenge! Ich mache wahrscheinlich auf Instagram (@traeumenvonbuechern) mit.

    Eine Frage noch: zählen für die Challenge nur deutschsprachige Bücher oder auch Bücher in anderen Sprachen?

    1. Hallo Liam,

      Wie wundervoll, dass du auch dabei bist, ich freu mich schon sehr auf deine Bilder bei IG. Natürlich sind auch nicht deutschsprachige Bücher willkommen!

      LG
      Eva

  7. Ich habe es dann auch endlich mal geschafft vorbeizuschauen und freu mich schon drauf auch hier wieder mitzumachen 😊 Eine Challengeseite ist schon erstellt, mal schauen, ob ich mich das dazu motiviert auch mal wieder ein paar Rezensionen zu schreiben.

    Liebe Grüße
    Rike

  8. Oh ich möchte sehr gerne an der Challenge teilnehmen. Dazu habe ich diese Seite bei meinem Blog erstellt https://readingsnowman.home.blog/2021/03/02/diverserlesen-challenge/

  9. Bei mir gibt es jetzt auch eine Übersichtsseite: https://jacquysthoughts.wordpress.com/2021/03/14/diverserlesen-challenge/

    Ich finde es toll, dass ihr die Challenge erweitert habt und danke euch schon mal für die Organisation und die ganze Arbeit, da dahintersteckt!

    1. Danke Jacquy, großartig, dass du wieder dabei bist

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