Die Stadt der träumenden Bücher (Comic, Band 2) – Walter Moers + Florian Biege

Im Dezember habe ich euch meine Meinung zum ersten Teil der Graphic Novel, bzw. des Comics (darum geht es auch in meiner anderen Rezension) zu Walter Moers Die Stadt der träumenden Bücher verraten. Nun durfte ich auch den zweiten Teil, Die Katakomben, lesen. Die Illustrationen stammen wie bei Band 1 von Florian Biege. Vielen Dank an den Knaus Verlag und das Bloggerportal für mein Exemplar.

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Der erste Teil hat mit Hildegunst von Mythenmetz Ankommen in Buchhaim geendet. Nun ist der Lindwurm in einer Welt, die quasi gelebte Literatur ist, die die Buchlinge nehmen es mit ihren Namengebern sehr genau und haben um sich selbst einen der größten Mythen geschaffen. Doch auch diese Gruselgeschichten helfen nicht, der größte Angriff steht noch bevor, genauso wie Mythenmetz Treffen auf den Schattenkönig.

Stil und Inhalt

Wer den Roman kennt, kennt den Plot. Mythenmetz stellt sich in den Katakomben den größten Gefahren und dabei wartet das Schlimmste noch auf ihnen. Es gibt unerwartete Hilfe, blutige Gemetzel und ein Ende, das die Geschichte erst anfangen lässt. Beim Einlassen auf den Comic geht es für mich viel mehr auf die Umsetzung. Da greift die grafische Aufarbeitung wirklich wundervoll die Ideen Moers auf, orientiert sich an seinen eigenen Zeichnungen, die wir aus den Büchern kennen. Dabei wird viel Farbe genutzt, der Stil ist wie im ersten Band – das ist durchaus nicht selbstverständlich, manche Comics wechseln da sehr schnell, aber natürlich für den Wiedererkennungseffekt wichtig. Mir ist das noch immer etwas zu bunt, doch ich habe die Vorzüge kennengelernt – etwa dass auch jüngere Zielgruppen Gefallen an dem Comic finden.

Die Katakomben warten mit Elementen einer Graphic Novel auf, wenn längere Passagen erzählt werden – etwa den Hintergrund des Schattenkönigs. Dann gibt es auch dementsprechend viel Text. Trotzdem bleibe ich dabei, es im Ganzen als Comic zu sehen, dafür fehlen mir andere Elemente einfach. Der Stil und die Farbgebung ist klar comichaft. Interessant finde ich, dass auch die blutigen und düsteren Szenen dadurch entschärft werden. Meine Kinder haben fast eine Woche lang immer wieder in das Buch hineingeschaut und waren vor allem fasziniert, aber zu keiner Zeit verängstigt. Auch zu den Passagen, die das Novellenhafte unterstreichen, gibt es passende Zeichnungen.

Die Katakomben ist der zweite Teil der Comic-Adaption zu Walter Moers Die Stadt der träumenden Bücher
Mehr, als erzählt

Sehr schön finde ich, dass durchaus eine gewisse Diskrepanz zwischen der Erzählung Mythenmetz‘ und seinem Erleben deutlich wird. Der dramatische Effekt wird dabei teilweise durch das Bild, teilweise aber auch nur durch das Wort transportiert. Hier kommt die Übertreibung des fiktiven Autors aus meinem Blickwinkel deutlicher rüber, als noch im ersten Teil. Etwas, was für mich den besonderen Charme der Zamonien-Romane ausmacht. Mythenmetz wird entlarvt und gleichzeitig bleibt er der Held. Eine sorgfältige Mischung.

Die Comicadaption schafft es auf jeden Fall, Die Stadt der Träumenden Bücher für neue Zielgruppen zu erweitern. Nicht nur für jüngere Leser, die den Roman einfach der Seiten wegen noch nicht schaffen – oder auch am komplexen Stil (noch) scheitern, sondern auch für Leser, die die großartige Komposition der Handlung zu schätzen wissen, aber (vielleicht auch nur momentan) den ausgereiften Stil Moers nicht an sich heranlassen können. Das ist absolut nicht böse gemeint, ich habe es auch oft unter meinen Studenten und Studentinnen, dass Moers Texte selbst wegen der Dichte einfach nicht genossen werden können. Dass diese Dichte sich auch im Comic wieder findet, aber eben leichter verdaulich ist, finde ich sehr schön.

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