Manchmal liest man ein Buch und ist einfach so überwältigt davon, dass es Tage braucht, bis man diesen Eindruck in Worte fassen kann. So ist es mir mit Sylvia Rieß zweitem Teil zur Saga Der Stern von Erui: Schattenkriege ergangen. Ich war von den 622 Seiten einfach baff.
Nach den Geschehnissen des ersten Bandes ist Dave mit Fenia auf dem Weg in ihr Schloss. Doch die Prinzessin Aljana zögert. Mittels eines Zaubers kann Dave ihre Erinnerungen, die sie im Schlaf verfolgen, miterleben und entdeck so, was Fenia in Erui erlebt hat und was sie zum Stern von Erui und zu Prinzessin Aljana werden ließ. Die Erinnerungen sprechen Vom Kampf mit dem Schatten und Fenias großer Liebe. Gleichzeitig treffen in der Gegenwart Daves Frau, ihre Kinder und deren Freunde im Schloss ein und werden dort aufgenommen. Während sie sich dort langsam einleben und Jo es in der Ferne mit Drachen zu tun bekommt, hört Fenias Mutter von Geschichten über den Stern von Erui.
Ich hatte den ersten Teil noch nicht gelesen, als ich mich, für die Blogtour nächste Woche, mit dem zweiten befasste. Schnell hatte ich den Wechsel zwischen den Figuren und Zeiten durchschaut und fand mich zurecht. Bei großen Sprüngen sind zudem Hinweise gegeben, aber oft sind die gar nicht nötig, weil die einzelnen Episoden wie Mosaiksteine aufeinander aufbauen und so ein komplettes Bild von den Geschehnissen in Erui entsteht. Das ist verdammt gut durchdacht und umgesetzt! Die doppelte Benennung mancher Figuren ist auch etwas, was höchstens am Anfang Irritationsmomente hervorruft, dann aber schnell verstanden wird.
Das Eintauchen in Fenias Erinnerungen ermöglicht Dave zudem eine komplette Innensicht, die so auch der Leser erfährt. Gleichzeitig erfahren wir durch seine eigenen Gefühle, wie nahe Hoffnung und Angst beieinander liegen. Durch den wechselnden personalen Erzähler werden dabei mehrere Personen angeboten, mit denen der Leser sich identifizieren kann und deren Geschichte in die Saga einfließen. Die Charaktere werden dadurch von verschiedenen Seiten dargestellt, was eine umfangreiche und tiefe Charakterisierung ermöglicht, selbst bei Nebenfiguren.
Der Plot zieht sich dabei wie ein Crescendo hin und zeigt immer wieder kleine Spannungsspitzen, die die Erzählstruktur nur weiter anfachen und immer wieder neuen Schwung in die Sache bringen. Auch hier greifen die mehreren Erzählstränge nicht nur ineinander, sondern führen auch jeder für sich ihren kleinen Höhepunkt mit sich. Ich kam aus dem Mitfiebern, Mithoffen und Mitleiden nicht mehr heraus.
Für mich ist Der Stern von Erui ganz klar ein Lieblingsüberraschungsbuch, das ich jedem Fantasyliebhaber ans Herz lege. Die zweite Welt ist liebevoll und detailliert aufgebaut und trägt sogar noch eine dritte Welt in sich – das Reich der Einhörner. Kitsch sucht man vergebens, stattdessen hat Sylvia Rieß ein beeindruckendes Universum geschaffen, in dem Hoffen, Liebe, Angst und Leid so kunstvoll ineinandergreifen, dass es phantastisch und realistisch zu gleich wirkt.
Schaut auf jeden Fall nächste Woche bei der Blogtour vorbei. Am 13.11. startet sie bei Susanne und am 15.11. enthülle ich euch einen Brief von Fenia an ihre Schöpferin.
Jetzt muss ich mir wirklich mal die Tränchen aus dem Gesicht waschen gehen.
Das ist echt ein Glücksmoment für mich als Autor, der so ganz unverhofft kommt.
Danke für diese wunderschöne Rezension.
[…] meiner liebsten Autoren-Entdeckungen dieses Jahres ist Sylvia Rieß, die sich mit dem Stern von Erui mitten in mein Herz geschrieben hat. Natürlich habe ich sie gleich für mein weihnachtliches […]
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