Nachdem mir Entfachte Glut von Raywen White so gar nicht richtig gefallen konnte, war ich mehr als skeptisch gegenüber Vergessene Leidenschaft: Der Fluch der Unsterblichen. Ich hatte es über NetGalley bekommen und da es ein Rezensionsexemplar ist, habe ich mit gewappnet und losgelegt. Danke für das Exemplar, denn ich war durchaus überrascht. 554 Seiten hat der zweite Teil der Reihe, erschienen 2016 bei Forever.
Im ersten Band wurde Bael aus dem Kerker eines Dämonenfürsten befreit, der ihn seit zwanzig Jahren gefangen gehalten hatte. Nun macht er sich auf die Suche nach Ashra, der Mutter seiner nun erwachsenen Tochter und Liebe seines Lebens. Ausgerechnet am Königshof der Elfen findet er sie wieder, genau dort, wo man auf Drachen am schlechtesten zu sprechen ist. Doch die Prinzessin hat jede Erinnerung an ihn vergessen. Schlimmer noch: jedes Mal, wenn ein Funke auftaucht, hat Ashra schreckliche Schmerzen und vergisst alles wieder. Kann Bael die Ashra, die er liebt überhaupt noch retten?
Und dann das
Ich war sehr überrascht, wie ausgewogen der Roman ist, nachdem Entfachte Glut ein einziges Vorspiel war. Tatsächlich rückt Sex hier auf eine hintere Ebene. Was Ashra und Bael verbindet ist keine wilde Leidenschaft. Zwischen den Beiden liegt eine Vergangenheit, in der die Gefühle nach und nach aufgebaut wurden, statt in einem lächerlichen Blitzmoment vom Himmel zu schießen. Die immer wieder eingeblendeten Rückblicke helfen dabei, gerade diese Basis der Beziehung kennen zu lernen.
Puzzleteile
Dabei springt die Perspektive zwischen Bael und Ashra hin und her, sodass der Leser auch die „alte“ Ashra kennen lernt und versteht, warum Bael so bestürzt ist. Gleichzeitig zeigt der Roman so, welche unterschiedlichen Kräfte schon immer an der Prinzessin gezerrt haben und bringt unterschiedliche Bausteine zusammen. Dieses Mosaikhafte hat mir sehr gut gefallen. Erst der Leser, der beide Sichten kennt, versteht manche Zusammenhänge und Momente wirklich.
Über das Buch hinaus
Auch zwischen Ashra und Beal gibt es eine sexuelle Spannung, die aber wesentlich weniger extrem ist, als zwischen den Protagonisten im ersten Band. Das wirkt wesentlich realistischer und nervt schlicht nicht. Das Zusammensein wird wesentlich vielschichtiger gezeigt. Gleichzeitig werden noch manche Fragen aus dem ersten Band geklärt und es bahnt sich eine Nebenhandlung an, die wahrscheinlich in einen weiteren Band übergehen wird. Diese Verbindung, die mitschwingt, aber nicht notwendig ist, um das Buch zu verstehen, hat mir gut gefallen.
Raywen White konnte mich mit Vergessene Leidenschaft: Der Fluch der Unsterblichen richtig überraschen. Im positiven Sinne. Das Buch ist ausgewogen und spannend, geht mit einer vernünftigen Portion Romantik und Leidenschaft an die Beziehung heran und gleitet dabei weder in Kitsch, noch in Ausschweifungen ab. Noch nicht perfekt, aber auf jeden Fall unterhaltsam. Gut gemacht.
Auch Archive of Longings fand den zweiten Teil der Reihe besser.