Weil ich gerne philosophische Bücher lese und immer auf der Suche nach Bücher bin, die ich mit oder für meine Kinder lesen kann, hat mich der Sokrates Club von Julian Nida-Rümelin und Nathalie Weidenfeld interessiert. Vor allem, da ich von Der Tag, an dem Mama die Krise kriegte von der gleichen Autorin schon begeistert war. 2014 erschien das Der Sokrates Club mit 224 Seiten bei btb.
In neun Kapiteln beleuchten die Autoren verschiedene philosophische Fragen. Dabei geben sie immer zunächst ein philosophisches Gespräch mit Kindern wieder, anhand dessen sie das Thema einführen und gleich auch ein Beispiel aufzeigen, wie so ein Thema mit Kindern angegangen werden kann. In einem zweiten Schritt ist jedem Kapitel ein etwas fachlicherer Teil angefügt, der detaillierter und umfangreicher das behandelte philosophische Problem angeht.
Da werden beispielsweise die Fragen „Was ist Wahrheit“ und „Was ist Menschlichkeit“ behandelt. Im Rahmen eines Klassenzimmers oder dem privaten Wohnzimmer wird die Philosophiestunde immer wieder mit anderen Kindern angegangen, so sind auch die Einfälle der Kinder sehr unterschiedlich. Mit kindlicher Naivität und einfachen Regeln gehen die Kinder die Fragen an und erst im Miteinanderreden entstehen die großen Fragen.
Erstaunlich ist für mich, wie zielsicher die Kinder diese Fragen begreifen, ergreifen und weiterspinnen. Wie sie bei der Suche nach der Wahrheit zur Suche nach dem Wissen kommen und hier schon im Grundschulalter erkennen, dass Wahrheit und Wissen durchaus individuelle Konstrukte sind. Auch ohne die fachlichen Begriffen verstehen die Kinder die Problematik und die Anleitung der Moderatoren besteht – zumindest in den widergegebenen Gesprächen – aus wenigen Fragen, die weniger richtungsweisend, als anregend sind.
Bei diesen Überlegungen kommen auch Erwachsene gut in die jeweiligen Themen hinein und die angeschlossenen umfangreicheren Fachteile sind dank der vorangestellten Diskussionen besser zu verstehen. Die Fachteile sind dann nicht nur fachlicher und detaillierter, sondern auch weitreichender und gehen über die kurzen Diskussionen der Kinder weit hinaus, aber auch nicht so weit, dass sie nicht zu verstehen wären.
Richtige Philosophierunden mit Kindern werden wohl die wenigsten mit dem Sokrates Club im privaten Bereich führen. Mir hat das Buch aber für die kleinen Gespräche mit meinem Sohn, in denen er durchaus auch auf Themen zu sprechen kommt, die philosophische betrachtet werden können, ein paar Ideen und Gedanken gegeben. Im Bereich der Schule könnte ich mir solche großen Runden auch vorstellen. So oder so ist das Buch neben dem didaktischen Teil für das Philosophieren mit Kindern auch für das eigene philosophische Verständnis geeignet.