Marissa Conrady ist nicht nur deswegen als Autorin interessant für mich, weil sie ebenfalls an der Uni Mannheim studiert und schreibt. Sie konnte in kurzer Zeit einiges an Erfolg verbuchen auf ihrem ganz eigenen Weg. Nicht etwa über die alten Verlage, die auf Sicherheit spielen und jungen Talenten wenig Möglichkeiten bieten. Marissa wusste was sie wollte und tat, was dafür nötig war, sie fand ihren Weg darin, über epubli zu veröffentlichen und schritt damit geradewegs in moderne Veröffentlichungsmöglichkeiten des Internets.
Adam kam nie mehr mit dem Abend ist bereits ihr zweites Buch und im März 2011 erschienen. Akutell auf den Markt gekommen ist dagegen ihr Roman Mannheim, jenen Abend, dass mit 300 Seiten doppelt so dick ist wie sein Vorgänger. Und nach meiner kürzlichen Lektüre von Adam kam nie mehr mit dem Abend freue ich mich richtig auf das neue Buch. Dabei muss ich zugeben, dass Liebesgeschichten eigentlich weniger mein Ding sind. Doch Marissas Stil ist erfrischend leicht. Sie spielt mit bekannten Klischees, mit Stereotypen, und selbst, wenn das Erwartete eintritt, ringt sie der Situation einen unerwarteten Nebeneffekt ab.
Adam kam nie mehr mit dem Abend ist an manchen Stellen geradezu kitschig. Eine Studentin verliebt sich einen jungen Doktoranten und tut alles, um an seiner Seite zu sein. Wortwörtlich. So bringt sie, ohne den Mann näher zu kennen, gleich mal eine Kommilitonin um, weil sie glaubt, zwischen den beiden könnte sich etwas entwickeln. Was der Leser halb amüsiert, halb schockiert serviert bekommt, ist die knallharte Liebe einer jungen Frau, die sich auf ihrem Weg von nichts abbringen lässt. Auch wenn die nächsten zwei Morde (an seiner Mutter und einer Kollegin) Unfälle sind, ist die tödliche Seite der jungen Braut, die mit Nachnamen auch noch Engel heißt (zumindest nicht offensichtlich Todesengel) immer anwesend, schon allein, weil sie selbst sich auch für die Unfälle die Schuld gibt.
Gerade als der Leser aufatmen will, weil die Hochzeit überstanden ist, ein mulmiges Gefühl ob der glücklichen Mörderin zwar bleibt, aber auch ein Ende mit Schrecken eine Ende ist, bringt sie ganz plötzlich ihre beste Freundin um, aus Angst, sie könne dem nun Frischvermählten schöne Augen machebn. Auch vor dem fragenden Postboten schreckt der Todesengel nicht zurück und kommt doch wieder davon. Die Unwahrscheinlichkeit des Lebens wird aufgezeigt, als würde die Welt Ausreden für die Protagonistin erfinden. Doch auch die Welt ist heimlich gerecht. Eben durch das Mittel, mit dem sie ihren ersten Mord verübt hat, kommt auch der geliebte Adam zu tode, ganz plötzlich und tatsächlich unbeabsichtigt. Was dem Todesengel bleibt ist die Gewissheit, letzlich alles zerstört zu haben, was sie liebte und das Warten auf die Ewigkeit, die doch weit entfernt ist für eine Studentin.
Das Spiel mit Namen, denn Nomen ist Omen, zeigt sich im Roman überdeutlich. Die Kollegin Anne beispielsweise, die selbst noch damit prahlt wie die geköpfte englische Königin zu heißen, wird bei einem Autounfall tatsächlich kopflos. Komik in der Schrecklichkeit all dieser Morde und am Ende die Gerechtigkeit der „tollen Kirsche“. Ein Roman, der sich bestens für den Abend eines gestressten Tages eignet, der mit Leichtigkeit zu lesen ist und dabei gleichzeitig fasziniert, amüsiert, schockiert und dadurch in sich schlichtweg harmoniert.