Heute frisch erschienen ist Fire Girl – gefährliche Suche von Matt Ralphs, das ich von bloomoon (arsEdition) über Netgallery bereits vorablesen durfte. Doris Hummel hat die Hexen-Geschichte aus dem Englischen übersetzt. 303 Seiten hat das Buch in der elektronischen Ausgabe.
Hazel ist auf einer abgeschotteten Waldlichtung aufgewachsen. Außer ihrer Mutter kennt sie nur noch die alte Mary, die ab und zu vorbeikam. Beides starke Hexen. Nur Hazel scheint keine Kräfte zu haben. Was ihr ein Dorn im Auge ist, ist ihrer Mutter Hecate gerade recht. Doch dann wird Hecate entführt und Hazel macht sich auf gegen einen Gegner aus der Vergangenheit ihrer Mutter. Und gegen die Vorurteile der Menschen, die in Hexen nur Böses sehen.
Ich hatte mich richtig gefreut, endlich mal wieder einen Hexenroman zu lesen. Die Geschichte spielt in England während der Hexenverfolgung. Scheiterhaufen, gegenseitige Denunzierung und Angst prägen das Bild. Gleichzeitig ist es aber nicht das historische England, sondern ein etwas fantastisch entrücktes. Diese Mischung aus bekanntem und unbekanntem fand ich ganz gut gelöst. Auch, dass die Geschichte nicht in der Gegenwart spielt und so noch eine zeitliche Komponente Distanz schafft, ist eine gute Möglichkeit, die Welt des Romans abzugrenzen.
Hazel ist ein kleines Mädchen. Naiv, unreif, kindisch. Ihre Kräfte entwickelt sie vor allem intuitiv und emotional. Dass ihr als Begleiter eine Haselmaus gestellt wird, passt natürlich zu ihrem Name. Das Geplapper erinnerte mich aber sehr an eine Art wandelndes Gewissen. Verstärkt wird das dadurch, dass die Maus einiges weiß, was Hazel noch nicht von ihrer Mutter gelernt hat und außerdem über ziemlich gute Instinkte verfügt. Der leichte Humor, der durch die stetig ängstliche Maus und Hazels Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen, entsteht, durchzieht den Roman, hat mich aber schnell ermüdet. Ähnliche Konstrukte gibt es zu Hauf und hier fehlt einfach der eigene Gedanke dahinter.
Hazels Entwicklung während der Geschichte ist eher marginal. Sie handelt immer impulsiv und lernt auch bis zum Schluss nicht, vorrausschauend zu handeln. Vor allem ihre magischen Kräfte zeigen ihre Entwicklung. Ansonsten bleibt sie sehr kindisch. Gerade von ihr als Hauptfigur hätte ich mir mehr Entwicklung gewünscht. Dass es gerade eine Nebenfigur ist, die hier Entwicklung zeigt, ist schön, rettet die sonst eher blasse Figur des gealterten Hexenjägers aber auch nicht mehr. Er wird zum Stereotyp des gerade nochmal geläuterten Helden.
Zeigen sich bereits auf dem Weg zum Höhepunkt des Romans Schwächen, ist er selbst schlicht zu einfach hinter sich zu bringen. Die Lösung ist aus meiner Sicht nicht logisch und wenig glaubhaft. Gerade durch das, was der Leser während des Romans erfahren hat – vor allem kurz vor dem Finale – ist das Ende aus meiner Perspektive fragwürdig.
Die Idee von Fire Girl ist gut. Der Stil locker, manchmal fast schon gezwungen witzig, aber noch amüsant. Viele klassische Elemente treten auf und geben der Geschichte ihre eindeutig fantastische Färbung. Ich hatte von Anfang an Probleme, in den Roman zu finden und hätte mir am Ende einfach etwas mehr erhofft. Gerade für junge Leser, die Hexengeschichte mögen sehr zu empfehlen – ansonsten nur für wirkliche Enthusiasten.