Der BloggdeinBuch-Adventskalender liefert fleißig neue elektronische Bücher von dotbooks. Neulich hinterm Türchen war Ernas kleines Weihnachtswunder und andere Geschichten von Kirsten Rick. Vier Kurzgeschichten umfasst das Bändchen, die alle weihnachtlich angehaucht sind.
Den Anfang macht die Geschichte von Erna, die just zu Weihnachten ihre Wohnzimmerwand verliert und mir ihrem hochschwangeren Dackel Maria erst bei Asylbewerbern in einer Kirche unterkommt und schließlich relativ spontan mit einem der Flüchtlinge zusammenzieht. Die Geschichte der von Weihnachten genervte Parfümverkäuferin ist da von ganz anderem Schlag. Von besinnlich zu sinnlich – zumindest nahezu, will die Verkäuferin am Ende doch ausgerechnet den Weihnachtsmann auspacken. Familientauglicher ist wiederum die dritte Geschichte, die wie eine lustige Anekdote daherkommt. Der in die Tiefkühltruhe gerettete Schneemann wird da ausgerechnet für den Weihnachtscocktail zweckentfremdet. Den Abschluss gibt die Erzählung von Arnold und seiner geliebten Riesenschlange, die zu Weihnachten unverhofft die Erfahrung machen, dass zum gemeinsamen Glück eine Frau keineswegs zu viel ist.
Gemeinsam ist den Geschichten der ganz andere Blick auf das Fest der Liebe. Facettenreich und stets glaubhaft schafft Kirsten Rick es, die unterschiedlichen Ansichten zu vermitteln. Interessant ist dabei das Spagat zwischen der weihnachtsgenervten Parfümverkäuferin und dem Kind in Vorweihnachtsstimmung. Jede der Geschichte steht dabei für sich und sollte auch für sich gelesen werden. Damit passen die kurzen Erzählungen aber wunderbar in die Adventszeit, wenn zum Lesen ohnehin zwischen Gebäck backen und Geschenken kaufen kaum Zeit bleibt.
Schön ist auch der aktuelle Bezug, beispielsweise die afrikanischen Flüchtlinge, die Elsa in der Kirche aufnehmen. Neugierig und ahnungslos ist die Rentnerin gegenüber der fremdländischen Menschen und erfährt unverhofft Nächstenliebe. Die leichte Arroganz all derer, die an Weihnachten keine Probleme haben, ist dabei wie ein Spiegel für Erna, die eigentlich nur für sich lebt. Die gleiche Arroganz ist es, die dem Weihnachtsmann das Leben schwer macht, ehe er auf wieder auf die Parfümverkäuferin trifft. Bodenständigkeit ist wichtig in den Geschichten, fern ab allen Geldes. Dabei verbindet die Figuren eine gewisse Einsamkeit.
Erna lebt mit ihrem Hund allein, die Eltern der Parfümverkäuferin sind in Urlaub, ihr schwuler Mitbewohner vertreibt sie eher unabsichtlich mit seiner Weihnachtsstimmung aus der Wohnung, das den Schneemann einfrierende Kind ist allein unter Erwachsenen und der introvertierte Schlangenliebhaber Arnold kann sich seine Lieblingsschlange nicht leisten. Und alle verbindet, dass sie an Weihnachten plötzlich nicht mehr allein sein. Die Überwindung der Einsamkeit sozusagen und gleichzeitig die Besinnung, das Sich-Selbst-Erkennen.
Kirsten Ricks Kurzgeschichten sind leicht zu lesen und beweisen dabei dennoch mehr, als nur leichte, weihnachtliche Texte. Eine schöne Adventskalenderüberraschung und eine klare Empfehlung für alle elektronischen Leser.